Mühevoller Weg Zugereister auf den Arbeitsmarkt

17.11.2017, 09:33 Uhr
Mühevoller Weg Zugereister auf den Arbeitsmarkt

© Foto: Ralf Münch

Mit der simplen Eisbrecher-Frage "Nervös?" empfing Berater Sebastian Hänel von der Bayreuther Zeitarbeitsfirma "Chronos" einen seiner ersten Delinquenten am Tisch in der Wiesweiher-Turnhalle. Mit leiser Stimme antwortet ihm sein dunkelhäutiges Gegenüber "ein bisschen". Es ist der 40-jährige Hussein aus dem umkämpften Aleppo, Vater von fünf inzwischen in Deutschland lebenden Kindern.

Während der Arbeitsvermittler den standardisierten Lebenslauf des handwerklich begabten Flüchtlings studiert, fragt er weiter, ob es diesem in Deutschland gefalle. Antwort: ein gedehntes "Ja". Nur die Sprache sei "ein bisschen schwierig", fügt der Zugereiste ehrlicherweise hinzu.

Diese Erfahrungen macht auch der Neuhauses Firmenchef Anton Eisenmann bei seinen Gesprächen — oder geradebrechten Kontaktversuchen — mit durchwegs arbeitswilligen Flüchtlingen. "Ohne Sprache geht halt überhaupt nichts", erklärt der freundlich-resolute Chef der gleichnamigen Baufirma. Keine Hoffnung machen konnte er einem 55-Jährigen, der kaum ein Wort deutsch redete. Allerdings stellte sich bei ihm an diesem Nachmittag auch ein anerkannter Flüchtling vor, "den würde ich sofort einstellen". Ohne vorgeschaltetes Praktikum. Einziges Manko: "Sein Sprachkurs dauert noch bis Ende März."

Bis kurz vor Ende des Nachmittags hatte der Chef der "Pottensteiner Stubn", Wolfgang Vaht, immer noch keinen Ersatz für die vakante Stelle als Koch. "Meine Frau steht mit ihren 70 Jahren immer noch in der Küche", so der langjährige Gastronom resigniert. Wenn das Ehepaar weiter niemand Geeigneten findet, "werden wir den Restaurantbetrieb schließen und nur noch das Hotel mit Frühstück betreiben."

Sprachbarrieren gab es am Tisch des Plecher McDonald-Managers Mustafa Bahzad nicht. Der Syrer antwortete seinen Bewerbern zu deren Erleichterung in fließendem Arabisch. Ein Lehrer und ein Taxifahrer wollten dennoch nicht bei ihm im Schnellrestaurant anfangen. "Einem war das Gehalt zu niedrig", erklärte der Manager in akzentfreiem Deutsch nach durchweg arabischen Vorstellungsgesprächen.

Ein "großer Fang" wäre es aber für ihn, wenn sich aus einer Vierergruppe von Flüchtlingen der eine oder andere später bei ihm melden würde. Für ein Praktikum. Beraterin Claudia Thiele von der Arbeitsagentur bleibt skeptisch. "Wie soll jemand nach Plech kommen, wenn nur ein Bus pro Tag von Pegnitz dorthin fährt?"

Der Creußener Hunar aus Kurdistan überlegt aber noch, ob er statt beim McDonalds in Bayreuth nun doch lieber bei der Plecher BigMac-Filiale arbeiten will.

Für Arbeitsvermittler Andreas Karl wäre es ein "Riesenerfolg", wenn aus der Jobbörse an diesem Nachmittag wenigstens ein festes Arbeitsverhältnis hervorgehen würde.

Gute Chancen dafür sieht auf jeden Fall Brigitte Schorr vom Seniorenzentrum Rupprechtstegen. Von ihren guten Erfahrungen bei Beschäftigten mit Migrationshintergund hatte sie zuvor am gleichen Nachmittag im Veranstaltungsplenum berichtet.

Dort hatte auch Bürgermeister Uwe Raab die Firmenvertreter und Arbeitsexperten begrüßt. Die Zusammenarbeit mit den Jobcentern im Vorfeld hatte der Pegnitzer Rathauschef als "fruchtbringend und hervorragend" bezeichnet.

Zu einer gelungenen Integration gehöre es laut Raab, dass man Flüchtlingen Wohnraum verschaffe und sie in Arbeit bringe. Dafür müsse man "die Ärmel hochkrempeln". Flankiert wurde der Pegnitzer Bürgermeister von seinen Amtskollegen Karlheinz Escher (Plech), Joachim Neuß (Auerbach) und Hans Koch (Königstein).

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