Pottensteinerin stellt erste Single vor

31.05.2020, 08:55 Uhr
Pottensteinerin stellt erste Single vor

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Hübsch, energiegeladen, feinfühlig und erfolgreich. Die 25-jährige Pottensteinerin Rebecca Spörl stellt nun mit ihrer Band "Averlanche" in Finnland die erste Single-Auskopplung ihres Debüt-Albums vor. "Avalanche ist Englisch für Lawine, wir fanden einfach den Klang schön und haben es etwas geändert", verrät die talentierte Sängerin, die 19-jährig im Jahr 2014 nach Finnland zog.

Seit März 2017 ist sie nun bei dieser Band. "Es gibt hier ein Onlineforum für Musiker, dort habe ich eine Anzeige von unserem Keyboarder Antti Kopra gefunden. Er komponiert unsere Musik und schreibt auch alle Texte. In unserer Single ,The Sounds of Insomnia‘ habe ich mich sofort in die Melodie verliebt", gesteht sie.

"Antti und ich waren von Anfang an auf einer Wellenlänge und bald hat er mich dann zum Vorsingen eingeladen. Die Band hatte noch nicht lange zusammengespielt," erzählt sie. Andere Sänger und Sängerinnen haben ebenso vorgesungen. "Aber es hat anscheinend nicht gepasst. Gut für mich. Denn ich wurde zum Glück direkt bei unserer ersten Probe offiziell aufgenommen."

Spörl weiter: "Es ist nicht leicht, eine Band zu finden. Ich habe hier in Finnland mit mehreren Bands musiziert, aber immer schnell festgestellt, dass es für mich nicht das Richtige ist. Es ist, als würde man nach einem Partner suchen: Man muss nicht nur die gleiche Musik mögen, man muss auch auf menschlicher Ebene gut klarkommen und ungefähr die gleichen Ziele haben, sonst kann es nicht gutgehen."

Mit Averlanche hatte sie von Anfang an das Gefühl, dass es Schicksal ist und sich einfach alles fügt. "Wir sind in den Jahren zu einer kleinen Familie geworden", ergänzt Rebecca Spörl.

Unterricht beim Ehepaar Fuhr

Die ehemalige Kirchenmusikerin — sie belegte mit 15 in Pegnitz Unterricht bei Jörg und Bernadetta Fuhr — erzählt über ihre Band: "Antti Kopra hat unsere Band gegründet. Er spielt Keyboard und hat bisher auch alle Lieder geschrieben. Bevor er nach Helsinki gezogen ist, wohnte er in Sipoo. Am Schlagzeug sitzt bei uns Antti Pätsi. Er kommt aus der kleinen nordfinnischen Stadt Pudasjärvi und hat sich mit zehn Jahren das Schlagzeugspielen selbst beigebracht. Unser Gitarrist Otto Haalahti ist sehr vielseitig und hat schon in vielen Bands mit unterschiedlichen Musikrichtungen gespielt. Auch Joonas Hämäläinen, Bassist, stand schon mit einigen Bands auf der Bühne."

Dieser sei "ein naturliebender Abenteurer und die fürsorgliche Vaterfigur unserer Band. Er und Otto kommen direkt aus Helsinki", zählt die ehemalige Oberfränkin auf, die noch zweimal im Jahr nach Pottenstein kommt.

Welche Hürden müssen von ihrer Metalband genommen werden, damit das Album fertig wird? "Zuerst werden natürlich die Lieder geschrieben. An denen wird dann viel gebastelt und in den Bandproben ausprobiert, bis man zu der endgültigen Version kommt, die man dann professionell im Studio aufnehmen möchte. Während dieser Phase hat uns auch unser Produzent Hiili Hiilesmaa geholfen. Er hat sehr viel Erfahrung und arbeitet mit den ganz großen finnischen Metalbands wie HIM, Amorphis, Sentenced und Apocalyptica. Er hat uns viele gute Tipps gegeben.""

Wenn man die endgültigen Versionen der Lieder dann gut einstudiert habe, würden sie im Studio aufgenommen. "Nach dem Aufnehmen wird alles gemixt und gemastert, das dauert eine Weile", schildert sie und fügt hinzu: "Zu einem Album gehören aber auch Promobilder, Pressemitteilungen und eine Strategie wie man es unter die Leute bringen könnte und ob man auch CDs verkaufen möchte. Wenn ja, dann was für welche und wie viele? Es gibt viel, worüber man zusammen nachdenken muss. Die größte Hürde für mich persönlich ist die Geduld, die man braucht. Ich würde das Album am liebsten sofort veröffentlichen, ich kann es kaum erwarten."

Der ganze Prozess, so lange er auch dauere, sei "sehr spannend und eine super Erfahrung. Es wird bestimmt nicht unser letztes Album sein", sagt die Ex-Pottensteinerin. Am 15. Mai haben sie ihre erste Single "The Sounds of Insomnia" veröffentlicht. Das restliche Album steht noch dieses Jahr zur Veröffentlichung an, vorher aber zuerst noch zwei Singles. Wo sind die Singles erhältlich? "Spotify, YouTube, Apple Music, Amazon, Deezer & Tidal, auf Facebook findet man uns und unter Averlanche und in Instagram unter averlanche.official", zählt sie auf.

Normalerweise proben sie zweimal in der Woche, jedoch jetzt zu Coronazeiten hat sich alles geändert: "Zurzeit treten wir nicht auf. Aber wir nutzen die Pause dazu, neue Lieder einzustudieren. Wir haben auch keine Proben mehr wegen Corona. Ich arbeite eng mit einer Risikogruppe zusammen und möchte niemanden in Gefahr bringen. Wir haben als Band beschlossen, dass wir erst wieder zusammen proben, wenn sich die Situation verbessert hat", berichtet die junge Frau. "Bis dahin üben wir eigenständig zu Hause."

Rebecca ist nach ihrem Uni-Abschluss als Musikerin (Pop/Jazz/ Gesang als Hauptfach, klassisches Klavier als Nebenfach) von Turku nach Helsinki gezogen, denn hier wohnt der Rest der Band.

Davor pendelte sie immer zwei Stunden hin und her. Sie studiert zurzeit soziale Arbeit und arbeitet nebenbei. "Das gefällt mir sehr gut, ich habe auch in Deutschland viel mit Menschen zusammengearbeitet, so als Ehrenamtliche im Senivita und im Elisabeth-Verein Pottenstein.

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In Finnland sei sie ehrenamtlich in der Tagesbetreuung für Schwerbehinderte tätig. Das gefällt mir auch sehr gut und ich habe vor, nach meinem Bachelor in diesem Bereich zu arbeiten. Der lässt sich nämlich auch sehr gut mit Musik verbinden", ist sie überzeugt. Sie spricht inzwischen perfekt finnisch.

"Es ist schwer, Freunde oder Arbeit zu finden, wenn man die Sprache nicht spricht. Deswegen war ich am Anfang ein Jahr im Einbürgerungskurs, um Finnisch zu lernen. Danach habe ich dann einfach kein Englisch mehr gesprochen und mich auf Finnisch durchgeschlagen. Das hat mir das Leben sehr viel leichter gemacht, ich habe neue Freunde gefunden und hatte es irgendwie sogar ins Konservatorium in Turku geschafft."

Heimweh kennt sie nicht, spricht aber von der schönen alten Heimat: "Ich habe auch ein paar deutsche Traditionen mit nach Finnland genommen. Bei der Bandprobe im Probenraum trage ich Hausschuhe und meine Mama bringt mir immer Kloßteig, wenn sie mich besuchen kommt", schwärmt sie.

"Jetzt durch Corona habe ich gemerkt wie weit Finnland technisch vorne liegt. Da ich hier schon so lange wohne, habe ich angenommen, dass es überall so ist. Der Unterricht an den Unis ging einfach online weiter. Bei uns gibt es sowieso viele Onlinekurse und man kann auch oft bei Kursen wählen, ob man den Kurs lieber von zu Hause machen möchte, wenn man zum Beispiel nebenbei arbeitet."

Was gibt ihr persönlich das Engagement im sozialen Bereich? "Das kann ich nicht in Worte fassen. Ich habe mir das Arbeitsfeld nicht einmal selbst ausgesucht, das war kompletter Zufall. Die Uni hat uns den ersten Praktikumsplatz zugeteilt, in meinem Fall war es eine Tagesbetreuung für Schwerbehinderte. Ich habe mich dort von Anfang an wohlgefühlt und mit allen so gut verstanden, dass ich nicht gehen wollte. Also bin ich einfach geblieben und habe dort ehrenamtlich weitergearbeitet", erzählt sie zufrieden und glücklich.

Die Mutter Karin Spörl aus Pottenstein sagt zum Erfolg der Tochter: "Rebecca ist meine einzige Tochter. Als sie nach Finnland gezogen ist, war das erstmal sehr schwer für mich. Wir hatten schon immer eine sehr innige Mutter-Tochter-Beziehung. Zum Glück gibt es heutzutage viele Kommunikationsformen wie WhatsApp und Videoanrufe, so haben wir trotzdem jeden Tag Kontakt. Ich komme sie auch ein- bis zweimal im Jahr besuchen. Ich bin stolz auf sie und finde es toll, wie sie ihren Traum verfolgt. Ich versuche sie so gut wie möglich zu unterstützen und bin zu ihrem ersten Bandauftritt mit Averlanche nach Finnland geflogen."

Wunsch: Tour um die Welt

Und wie stellt sich Rebecca die Zukunft vor? "Ich habe immer noch den gleichen Traum wie als Teenager: Ich möchte mit meiner MetalBand um die Welt touren. Jetzt bin ich dem Traum wieder einen kleinen Schritt nähergekommen. Aber unabhängig davon will ich auf jeden Fall hier in Finnland bleiben und Musik machen, ein Leben ohne Musik kann ich mir nicht vorstellen."

Was würde sie anders machen und was rät sie jungen Leuten? "Um ehrlich zu sein würde ich gar nichts anders machen, denn alles was passiert ist, hat mich zu meinem jetzigen Leben geführt und ich bin zurzeit sehr glücklich", gibt sie unumwunden zu. "Jungen Leuten würde ich raten, ihrem Traum nachzugehen. Klar, es kann schiefgehen oder man stellt fest, dass es einem doch nicht gefällt, aber zumindest bereut man dann nicht, dass man es nicht versucht hat."

Ich wurde zum Glück bei unserer ersten Probe offiziell aufgenommen.

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