Stallpflicht: Geflügelbesitzer geben Zucht auf

09.03.2017, 16:52 Uhr
Stallpflicht: Geflügelbesitzer geben Zucht auf

© Fritz-Wolfgang Etzold

In der vergangenen Woche hatte Landtagsabgeordneter Reinhold Strobl (SPD), in einer Pressemitteilung weitere Sorgen über die Stallpflicht geäußert. Auch Gerhard Heindl, der Vorsitzende des Geflügelzuchtvereins Schnaittenbach-Hirschau, hatte mit schrecklichen Folgen gedroht. Federpicken und Kannibalismus seien eine realistische Prognose, sollte die Stallpflicht noch länger anhalten.

Alfred Bauer, Vorsitzender des Kleintierzuchtvereins Creußen, sagt auf Nachfrage unserer Zeitung an, dass er die Situation ebenfalls sorgenvoll betrachtet. "Man liest immer wieder, dass Züchter ihre Zucht aufgeben mussten", sagt Bauer. Denn nicht nur für die Tiere bedeutet dies Stress, sondern die Züchter haben mit finanziellen Problemen zu kämpfen. "Wie lange die Stallpflicht noch anhält, weiß niemand so genau. Im Gespräch war der 15. Mai, sollten bis dahin keine weiteren Fälle bekannt werden", so Bauer. "Das Problem ist, dass man nicht weiß, woher der Virus kam und wie er sich verbreitet", sagt Bauer. In einer Versammlung der gesamten Kleintierzuchtvereine Oberfrankens Ende März will man dem Problem weiter auf den Grund gehen. Neben dem Bund für deutsches Rassengeflügel sollen auch Veterinäre an der Versammlung teilnehmen.

Auch Günter Rupprecht vom Geflügelzuchtverband Auerbach teilt die Sorge. "Die Tiere wissen nicht, was sie machen sollen. Sie stehen unter Stress und langweilen sich", antwortet Rupprecht auf die Frage, welche Folgen die Stallpflicht habe. Zudem erklärt er, dass vor allem das Futter ein Problem darstelle. "Draußen haben sie viele verschiedene Gräser und frisches Futter, was im Stall stark begrenzt ist." Die größte Schwierigkeit tritt aber erst im Sommer auf. Rupprecht sagt, dass durch die Wärme viele Verluste zu beklagen sein werden, wenn die Tiere bis dahin nicht raus dürfen. "Eine Möglichkeit wäre der Bau einer Voliere, unter dieser dürfen die Tiere an die Luft." Er selbst hat noch von keinem Züchter gehört, die ihre Zucht aufgeben mussten. "Jedoch ist oft die Rede davon, dass die Tiere keine Eier mehr legen. Das liegt daran, dass die Jungtiere nicht richtig wachsen, wenn sie im Stall leben."

Doch auch er hat Hoffnung, dass die Stallpflicht bald wieder aufgehoben wird, obwohl Ausstellungen noch eine Weile ausfallen werden. "Leider sind in Regensburg und Tschechien weitere Fälle aufgetreten", so Rupprecht. Dies könnte die Aufhebung der Stallpflicht noch weiter hinauszögern.

Spekulation über das Ende

Dr. Matthias Streicher, Amtstierarzt beim Veterinäramt Bayreuth, teilt auf Nachfrage mit, dass das Ministerium den Status der allgemeinen Stallpflicht auf unbefristet stellte. "Man kann nur spekulieren, wann die Stallpflicht aufgehoben werden kann", so Streicher. Auf die Frage, nach den Folgen für die Tiere, betont er, dass die Tierseuchenbekämpfung den Tierschutz nicht außer Kraft setzt. "Züchter sollen die Volieren vergrößern, um mehr Platz für die Tiere zu schaffen. Wichtig dafür ist vor allem das feste Dach", sagt Streicher. "Erst im Mai könne die Stallpflicht vielleicht aufgehoben werden. Da der Virus H5N8 die Sonne nicht verträgt, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Stallpflicht bald aufgehoben werden kann", erklärt er.

Das H5N8 Virus führt bei den Tieren innerhalb von zwei Tagen zum Tod. "Daher ist es sehr wichtig, die Infektionskette zu unterbrechen und die Biosicherheitsmaßnahmen einzuhalten", so der Fachmann. Woher der Virus kommt, ist bisher nicht hundertprozentig klar. Er vermutet aber, dass die Vogelgrippe mit den Zugvögeln von Sibirien nach Deutschland kam. "Die Influenza trat meist parallel mit dem Zugvogelgeschehen auf", sagt Streicher.

Insgesamt seien zunehmende Geflügelbestände zu verzeichnen. "Vor allem immer mehr Privatleute halten sich ein paar Hühner im Garten. Wahrscheinlich landen die wenigsten von ihnen im Suppentopf, da es den meisten Besitzern um die Eier geht. Dennoch sollte jeder, der Geflügel zu Hause hat, dies im Veterinäramt angeben", sagt Streicher. "Uns ist es ein wichtiges Anliegen, ein gutes Verhältnis zu den Züchtern zu haben. Daher stehen wir mit den Geflügelzuchtvereinen der Region in regem Kontakt."

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