Bundestagswahl

Baerbock, Scholz, Wissler: Junger Franke Aug’ in Aug’ mit den Spitzenkandidaten

23.9.2021, 13:04 Uhr
Unter anderem mit dem derzeitigen Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (links) suchte Paul Krauß das Gespräch.

© privat, NN Unter anderem mit dem derzeitigen Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (links) suchte Paul Krauß das Gespräch.

Seit einigen Tagen ist sich Paul Krauß sicher, bei wem genau er am kommenden Wochenende seine Kreuze auf dem Wahlschein setzen wird. Wo genau, will der 21-jährige Politik- und Medienwissenschaftsstudent nicht verraten: „Das Wahlgeheimnis gehört einfach zu einer Wahl“, findet er. Allerdings will er gerne verraten, wie er zu seiner Entscheidung kam.

Dafür hat sich der Rother mächtig ins Zeug gelegt. Er konfrontierte einige der Kanzlerkandidaten mit Fragen, die ihm besonders auf dem Herzen liegen – und das höchstpersönlich im direkten Gespräch. „Aug‘ in Aug‘“ stand er beispielsweise Annalena Baerbock, der Grünen-Kanzlerkandidatin und einzigen Frau in dem Dreier-Kandidatenkarussell.

Fragen genau vorbereitet

Bei einer ihrer Wahlkampfveranstaltungen wollte Krauß nicht nur einen Monolog seitens der Politikerin hören. Mit Fragen auf dem Notizblock suchte er Baerbock im Anschluss auf und hakte im direkten Dialog nach; ob es sich beispielsweise lohne, dass Kinder und Jugendliche auf ihre Großeltern einwirken sollen, damit diese ebenfalls für Die Grünen stimmen. Insbesondere in Bezug auf die Klimakrise. Diese Frage löste im Umfeld zunächst „Gelächter und Applaus aus“, erinnert sich Krauß selbst mit einem Grinsen im Gesicht.

Paul Krauß (links) brachte seine Fragen nicht nur bei Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock an. Sondern auch bei anderen prominenten Politikern.

Paul Krauß (links) brachte seine Fragen nicht nur bei Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock an. Sondern auch bei anderen prominenten Politikern. © privat, NN

Doch damit nicht genug. Der Rother bohrte weiter: „Welche Argumente haben Sie dafür und wie sollen jungen Leute das anstellen?“ Die Antwort fiel für Krauß eher „vorsichtig und bedeckt“ aus: Für Baerbock ginge es - so ihre Antwort gegenüber dem Rother Studenten - bei den aktuellen Wahlen „um sehr viel“. Deshalb dürfe ihrer Meinung nach ruhig Überzeugungsarbeit geleistet werden.

Für ihn sei die Begegnung in jedem Fall „ein erster Erfolg“ auf seiner „persönlichen Wahlkampftour“, wertet Krauß die Begegnung. Nicht einmal der Bild-Zeitung sei es gestattet gewesen, Fragen zu stellen. Besonders beeindruckt war er vom Auftritt der Kanzlerkandidatin: „Sie hat alles sehr sympathisch rübergebracht.“ Auffällig sei für ihn im übrigen gewesen, dass Baerbocks Bodyguards allesamt junge Frauen gewesen seien.

Garantie für Mindestlohn?

Leibwachen „älteren Semesters“ waren dagegen beim Auftritt von Olaf Scholz (SPD) präsent. Auch ihm fühlte Krauß auf den Zahn: „Können Sie den Mindestlohn garantieren und wie lange dauert die Umsetzung?“ Seine Frage sei nicht zufriedenstellend beantwortet worden, findet der 21-Jährige. „Ich hatte das Gefühl, er weicht mir aus. Herr Scholz hat mich nicht überzeugt.“

Auch mit Janine Wissler (Die Linke) unterhielt sich Paul Krauß aus nächster Nähe.

Auch mit Janine Wissler (Die Linke) unterhielt sich Paul Krauß aus nächster Nähe. © privat, NN

Die Bilder von diesem Zusammentreffen hat Krauß noch lebendig vor Augen: „Es waren Unmengen an Menschen da und Scholz wurde gefeiert, als wäre er bereits Kanzler.“ Generell sei es schwierig gewesen, an den amtierenden Vizekanzler heranzukommen. Eigene Fragen hätten im Vorfeld des Auftritts abgegeben werden müssen und waren auf eine Frage limitiert. Die Überraschung sei deshalb groß gewesen, als Krauß als Erster zum Mikrofon gerufen wurde.

Bei der CDU eher nicht zu fragen

Ebenfalls zur Seite nehmen konnte er Janine Wissler (Die Linke). Noch nie sei er zuvor bei einer Veranstaltung der Linken gewesen, erklärt der Student. Umso genauer hörte er hin. Insbesondere interessierte es Krauß, wie Wissler Studierende mit Nebenjob entlasten möchte. Die Klimapolitik der Linken hinterfragte er ebenso: „Wer zahlt schlussendlich die Rechnung dafür?“ Ohne genauer ins Detail gehen zu wollen, lautet Krauß’ Fazit: „Es war interessant, was Frau Wissler zu sagen hatte.“

Vor dem kommenden Wochenende steht Christian Lindner (FDP) noch auf der „To-do-Liste“ von Paul Krauß. Lediglich Armin Laschet (CDU) fehlt ihm als Gesprächspartner. An ihn heranzukommen, sei nicht leicht. Andererseits „muss ich ihn eigentlich nichts fragen, da wir nun 16 Jahre von der CDU regiert wurden. Mein Ziel ist es, mich nach Alternativen umzuhören.“

Sämtliche „live und hautnah“ geführte Gespräche sind für den Studenten jedenfalls spannender gewesen, „als jedes „Fernsehtriell“. Am Wahlabend will er es sich mit einer Tüte Popcorn auf dem Sofa gemütlich machen und den Ausgang der Wahl abwarten. Sich künftig parteilich einzubringen, sei für ihn übrigens nicht ausgeschlossen. Doch erst wolle er abwarten, ob Wahlversprechen auch eingehalten werden würden: „Beobachten ist die Devise."

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