Beliebter Griff ins öffentliche Bücherregal

24.02.2012, 00:00 Uhr
Beliebter Griff ins öffentliche Bücherregal

© Wölfel

Sonnengelb und Azurblau leuchtet das Buchcover zwischen den anderen aus dem Regal hervor. Als Katharina Storck-Duvenbeck auch noch den Titel „Der Papagei, das Telefon und die Bibliothekarin“ liest, ist es um sie geschehen. Ein „Glücksgriff“, denn von diesem Buch ist sie so beeindruckt, dass sie es bei den Rother Lesungen vorstellen will. Ohne den „Bücherschrank“ in den Rothmühl-Passagen wäre die 43-jährige Rotherin, die selbst Bücher schreibt, wohl nie auf diesen Liebesroman gestoßen. „Das ist das Schöne am öffentlichen Bücherregal – man nimmt auch mal ein Buch mit, das nicht zum eigenen Lieblings-Genre gehört.“

Vor einem Jahr eröffnete Storck-Duvenbeck, die stellvertretende Vorsitzende der Bezirksgruppe Mittelfranken vom Verband deutscher Schriftsteller, als Initiatorin des Projekts das erste öffentliche Bücherregal in Roth. Das Konzept ist einfach: Jeder darf sich kostenlos Bücher aus dem Regal mitnehmen, vorausgesetzt, er stellt dafür ein eigenes hinein oder bringt das mitgenommene Buch zurück, sobald er es gelesen hat.

Steter Wechsel

So sollte das Interesse der Rother an Literatur geweckt und gefördert werden. Laut Storck-Duvenbeck ist der Plan aufgegangen. „Zehn bis 15 Leute nutzen das Angebot am Tag“, schätzt die Autorin. Vom Gedichtband über Kinderbücher bis hin zu erotischer Literatur – laut Storck-Duvenbeck findet jeder in der bunten Mischung aus rund 800 Büchern ein passendes.

Falls dies einmal nicht der Fall sein sollte, rät die Initiatorin, bald darauf wieder vorbeizuschauen, „denn im Bücherregal findet ein stetiger Wechsel statt“. Das Angebot sei deshalb auch sehr ausgewogen. „Am beliebtesten sind Bildbände und Krimis“, stellt Storck-Duvenbeck fest.

Die anfängliche Sorge, es könnten mehr Menschen ein Buch mitnehmen als spenden, war unbegründet. „Manchmal steht eine ganze Kiste mit Büchern neben dem Regal“, berichtet die Mutter von vier Kindern. Sogar eine Spende von 300 Büchern auf einmal habe es schon gegeben.

Auch die Befürchtung, das Bücherregal könnte zum Ziel von Vandalismus werden, hat sich nicht bewahrheitet. Da das Feedback laut StorckDuvenbeck bisher durchweg positiv ist, soll es nun weitere Standorte in der Region geben. „Bis April möchten wir drei Bücherschränke rund um den Rothsee eröffnen“, verrät sie.

Allerdings werden diese einen kleineren Umfang haben als das erste, denn „es werden wohl nicht allzu viele Leute ihre Bücher mit zum Rothsee nehmen, um sie dort ins Regal zu stellen“, vermutet Storck-Duvenbeck. Deshalb werde sie wahrscheinlich die Regale am See mit den Büchern bestücken müssen, die sie als Überschuss des ersten Bücherschranks noch vorrätig hat.

Dass so manches Buch dauerhaft in das heimische Bücherregal des Lesers wandert, kann Katharina Storck-Duvenbeck nur zu gut verstehen: „Es ist ja gewollt, dass man schöne Bücher behält. Schließlich habe ich es mit „Der Papagei, das Telefon und die Bibliothekarin“ genauso gemacht.“

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