Eine Burg, ein Schloss und ein Haus für Spiderman

16.02.2017, 16:04 Uhr
Eine Burg, ein Schloss und ein Haus für Spiderman

© F.: tts

Bereits an vier Nachmittagen trafen sich die rund 18 Thalmässinger Vorschulkinder und die sechs etwas älteren Kinder der Zeller Tagesstätte in einem der Regens-Wagner-Werkräume, um gemeinsam kreativ zu sein. Nächste Woche wird abschließend die Stadt, deren Grundriss die Kinder auf sechs 1,40 Meter mal 1,40 Meter großen Holzplatten aufgemalt haben, sozusagen "demontiert" und in den Thalmässinger Kindergarten gefahren, denn der Abschluss des Projekts findet dort statt.

"Absolut unkompliziert"

Sabine Ronge, die Leiterin des Regenbogen-Kindergartens, war von Anfang an Feuer und Flamme für das Projekt: "Die Chemie aller Beteiligten hat von Anfang an gestimmt und alles läuft absolut unkompliziert – so stelle ich mir Inklusion vor", so Ronge, die auch Fachpädagogin für Inklusion ist. Erfahrung mit gehörlosen Kindern, und übrigens auch Eltern, hat sie schon gesammelt. "Bei uns als evangelische Einrichtung gehört schließlich das Anderssein zu unserem Weltbild." Natürlich bleibt auch den Kindern dieses "Anderssein" – sprich, das Nicht-hören-können — nicht verborgen. Zumal manche Kinder auch ein sogenanntes Cochlea-Implantat tragen, eine sichtbare Hörprothese am Kopf. "Klar, dass da die Kinder fragen, was das ist. Aber das ist auch gewollt, denn die Begegnung untereinander steht ganz klar im Vordergrund", findet Julia Sanchez, die Leiterin der heilpädagogischen Tagesstätte bei Regens Wagner.

Für sie ist die Kunst eine tolle Möglichkeit für Nichthörende und Hörende, miteinander in Kontakt zu treten. Das galt übrigens auch beim gemeinsamen Mittagessen in der Begegnungsstätte von Regens-Wagner.

Dort haben die Thalmässinger Vorschulkinder auch noch viele andere Regens-Wagner-Bewohner kennen gelernt.

Ronge schwärmt vor allem von dem tollen großen Werkraum der Behinderteneinrichtung, in dem die Stadt entstand. "Solche Möglichkeiten haben wir leider in Thalmässing nicht." "Wir haben den Kindern die Möglichkeiten zur Verfügung gestellt und sie einfach machen lassen", erzählt Sandra Köppel, Kunsttherapeutin bei Regens Wagner, die zusammen mit Sabine Ronge das Projekt auf den Weg gebracht hat, nachdem sich die beiden bei der Kunst- und Kulturbörse im Oktober vergangenen Jahres in der Hilpoltsteiner Residenz getroffen hatten.

Ziel dieser Börse des Arbeitskreises "Kulturelle Bildung" der Bildungsregion Landkreis Roth sei es gewesen, Künstler, Kulturschaffende, Träger und Einrichtungen der kulturellen Bildung mit Kindergärten und Schulen zusammenzubringen und eine Zusammenarbeit anzustoßen, erklärt Michael Buchholz vom Ressort Bildungsregion des Rother Landratsamtes. "Es freut uns sehr, dass die Idee dieses inklusiven Projekts auf unserer Börse geboren wurde", so Buchholz. Nicht zuletzt dank der Börse hat Regens-Wagner eine Förderung des Landkreises Roth für das Projekt "Wir bauen eine Stadt" im Rahmen der Bildungsregion Roth-Schwabach erreichen können.

Echte Unikate

Und so wuchs und gedieh die märchenhafte Stadt der Mädchen und Buben immer mehr. Neben den einzelnen Häusern verschönerten sie auch die jeweiligen Straßen und Plätze, die die Häuser verbinden, mit kleinen Bäumchen und anderen Dekorationsmitteln. An Material hierfür mangelte es nicht. Glitzernde Perlen, Blumen oder Papierschnipsel, all das sorgte dafür, dass die Burg, das Schloss oder eben das Spiderman-Haus ein echtes Unikat wurde.

Auch wenn das Projekt nächste Woche schon wieder sein Ende findet, so können sich alle Beteiligten durchaus eine Neuauflage oder eine Fortsetzung dieses kreativen Städtebaus vorstellen, zum Beispiel auch mit der Einbeziehung von Senioren.

Zunächst muss aber noch geklärt werden, was mit der schon bald fertigen kunterbunten Stadt am Ende geschieht.

Aber da ziemlich alle Komponenten des Kunstwerks praktischerweise nicht miteinander verklebt oder verschraubt sind, wird wohl am Ende jeder der kleinen Künstler sein ganz persönliches Haus buchstäblich "mit nach Hause" nehmen dürfen.

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