Handel boomt: Hunde-Züchter werden mit Anfragen überschüttet

15.12.2020, 09:45 Uhr
Wegen der vermehrten Homeoffice-Tätigkeit in der Corona-Zeit kommen viele Menschen auf die Idee, sich ihren Wunsch nach einem Hund zu erfüllen. Das beflügelt den Handel - nicht nur den legalen. Wie auf diesem Bild zu sehen werden vermehrt auch illegale Welpentransporte entdeckt. 

© Bundespolizeiinspektion Chemnitz/dpa Wegen der vermehrten Homeoffice-Tätigkeit in der Corona-Zeit kommen viele Menschen auf die Idee, sich ihren Wunsch nach einem Hund zu erfüllen. Das beflügelt den Handel - nicht nur den legalen. Wie auf diesem Bild zu sehen werden vermehrt auch illegale Welpentransporte entdeckt. 

"Das ist nicht normal, was an Anfragen kommt", sagt die Dalmatiner-Züchterin Melanie Burgschmidt. Meldeten sich vor der Pandemie drei bis fünf Interessenten pro Monat, sind es jetzt acht bis zehn - pro Tag. Sogar aus Österreich und der Schweiz kommen Anfragen. Andere Züchter, sagt Burgschmidt, berichteten das Gleiche. "Es ist irre."

Viele Menschen, so erlebt es die Züchterin aus Uttenhofen bei Allersberg (Kreis Roth), würden sich jetzt einen Welpen anschaffen, weil sie im Homeoffice Zeit für das Tier hätten. Es sei nun tagsüber nicht mehr allein. Vor der Pandemie war dies oft das Hauptargument gegen den Kauf eines Hundes. Doch Burgschmidt fragt: Was ist, wenn der "normale Alltag" wieder kommt? Ihrer Meinung nach setzen sich nicht alle Menschen lange genug mit den Konsequenzen auseinander.


Nach 45 Jahren: Aus für die bekannte Hundemesse "Cacib"


Auch Ulrike Mentele spricht von einem Boom. In Georgensgmünd (Kreis Roth) züchtet sie Zwergschnauzer und Riesenschnauzer. In der Zeit der Pandemie gab es täglich zwei bis drei Anrufe - viel mehr als zuvor. Das nahm erst wieder ab, als die Leute merkten, dass es fast überall keine Welpen mehr gab.

Das Interesse an einem Tier ist offenbar riesig. Die Leute, sagt Mentele, wollen "alles, Hunde, Katzen, Pferde". Mentele ist Tierarzthelferin, sie erfährt bei ihrer Arbeit einiges. Leichtfertig würden sich ihre Kunden jedoch kein Tier anschaffen, sagt sie. Sie hätten den Kauf gut durchdacht. Ist der Welpe groß, käme er mit ins Büro.

Weniger Würfe

Dass nicht jeder Wunsch nach einem Welpen in Erfüllung geht, lässt sich nicht nur auf eine gestiegene Nachfrage zurückführen. Es gibt auch eine andere Erklärung. So berichtet Eva Ebeling aus Schwaig (Kreis Nürnberger Land) - sie züchtet Labradore - dass viele Züchter im Frühjahr beschlossen hätten, keinen Wurf zu planen - aus Unsicherheit, wie sich die Pandemie entwickeln würde. Wie bei den anderen zwei Züchterinnen gehen auch bei Ebeling vermehrt Anfragen nach Welpen ein.

Wie sieht es beim illegalen Welpenhandel aus? Lässt die Pandemie das Geschäft florieren - besonders weil bald Weihnachten ist? Die Frage ist schwer zu beantworten, denn es gibt sich widersprechende Aussagen. Zwar gibt es illegale Tiertransporte, die von der Polizei entdeckt werden, doch die habe es vor der Pandemie auch gegeben, sagt Tanja Schnabel. Sie leitet das Tierheim in Nürnberg, das sich um die von der Polizei entdeckten Tiere kümmert.

Kampagne gegen illegalen Welpenhandel

Dass das Interesse an einem Haustier gestiegen ist, hat auch Schnabel erfahren. Im Frühjahr, zum Anfang der Pandemie, stieg die Nachfrage nach Heim-Tieren um 25 Prozent. Mittlerweile hat sich die Lage normalisiert. Die gleichen Erfahrungen sammelte das Tierheim in Erlangen. Hier sorgte die hohe Nachfrage im Frühjahr dafür, dass "Langzeitinsassen" vermittelt werden konnten.

Laut eines Sprechers der Polizei Mittelfranken sprächen die vorliegenden Fallzahlen gegen einen Boom des illegalen Tierhandels. Zwar hatten Beamte in den vergangenen Monaten bei Kontrollen in der Region hier und dort Vierbeiner in Fahrzeugen entdeckt, dabei handelte es sich jedoch um einzelne Tiere, wo notwendige Papiere oder Impfungen fehlten. Der Sprecher betont jedoch, dass es in diesem Bereich eine Dunkelziffer gebe, weil nicht gezielt nach illegalen Tiertransporten gesucht werde.

Der Landesverband Bayern des Deutschen Tierschutzbundes sieht dagegen einen Boom, da in den vergangenen Wochen vermehrt illegale Tiertransporte aufgegriffen wurden. Wie kommt die unterschiedliche Bewertung zu Stande? Dafür hat der Tierschutzbund eine einfache Erklärung. 90 Prozent des illegalen Welpenhandels entdeckten der Zoll und die Bundespolizei an den Grenzen.

Wer sich informieren möchte, worauf er beim Kauf eines Tieres achten sollte, wird im Internet auf der Seite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft fündig. So sollten etwa Kaufinteressenten die Begleitpapiere eines Tieres genau unter die Lupe nehmen. Im Freistaat gibt es eine Kampagne des Bayerischen Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz gegen den illegalen Welpenhandel. "Vernunft statt Mitleid" lautet der Slogan. Auch dort ist eine Checkliste für den Welpenkauf zu finden.

Verwandte Themen


14 Kommentare