Industriegebiet an der A9: Allersberger sollen entscheiden
29.08.2019, 16:22 UhrAuf Einladung der Bürgerinitiative "Lebenswertes Allersberg" fand ein Informationstreffen statt, zu dem Georg Decker, der Sprecher der Bürgerinitiative, Vertreter des Naturschutzes, des Vogelschutzes, aber auch und vor allem der Fürther Stadtratsfraktion der Grünen, die auch Mitglied im Aufsichtsrat der INFRA-Fürth sind, begrüßen konnte. Gekommen waren auch die Fürther Landtagsabgeordnete Barbara Fuchs und die Bezirksrätin Gabriele Bayer (beide Grüne).
Nähe zum Wasserschutzgebiet
Decker, Mitglied der Allersberger Grünen, informierte über die wesentlichen Eckpunke des Vorhabens, wonach Industriegebiete entwickelt werden sollen, die nicht nur "überdimensioniert und flächenfressend" seien, sondern auch die Lebensqualität der Allersberger Bevölkerung beeinträchtigen: Durch den Betrieb rund um die Uhr, Emissionen wie Lärm, Staub, Abgase, Lichtverschmutzung sowie eine drastische Zunahme des Verkehrs um mehr als 8000 Fahrzeugbewegungen – vorwiegend LKW.
Äußerst problematisch sei auch die unmittelbare Nähe zum Trinkwasserschutzgebiet bei Guggenmühle und Brunnau. Dort fördert die INFRA Fürth für mehr als 50 000 Menschen Trinkwasser. Das dürfe keinesfalls, in irgendeiner Weise, gefährdet werden, so Decker. Die anwesenden Fürther Stadträte machten deutlich, dass für sie der Schutz dieser Grundversorgung unverzichtbar sei. Die INFRA dürfe dabei keine Kompromisse eingehen, müsse äußerst sensibilisiert sein.
Wenn es um das Trinkwasser gehe, müssten sofort die "Alarmglocken läuten", erklärte der Fürther Stadtrat Harald Riedel. Die Trinkwasserbrunnen seien nur zirka 300 Meter vom geplanten Industriegebiet entfernt, so dass sich eine echte Gefahrensituation ergebe.
Auswirkungen "erheblich"
Der örtliche Wasserversorger, die "Brunnbachgruppe", bezieht aus dem Brunnenpotenzial der INFRA jährlich bis zu 150 000 Kubikmeter Wasser, mit dem die Marktgemeinde Allersberg, sowie Ortsteile von Roth, Hilpoltstein und Pyrbaum versorgt werden. Damit sind hier etwa 10 000 Menschen betroffen.
Manfred Kinzler vom Bund Naturschutz erläuterte, dass das Niederschlagswasser westlich wandere, allmählich in die unteren Grundwasserschichten gelange und sich so auch auf die Trinkwasserversorgung der Stadt Roth auswirke. Das Gefährdungspotenzial durch ein Industriegebiet dürfe nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn es sei um ein Vielfaches problematischer als bei einem Gewerbegebiet.
Bei geplanter Flächenversiegelung von rund 33 Hektar würden mehr als 200 000 Kubikmeter Niederschlagswasser nicht mehr der natürlichen Versickerung zugeführt, sondern über Bäche direkt in die Rednitz abgeleitet, was erhebliche Auswirkungen auf die Ökologie habe. Direkt bedroht sei ein vom LBV betreutes Schutz-Biotop mit einem kleinen Teich. Eine Austrocknung führe unweigerlich zum Verschwinden der dortigen Fauna und Flora.
Fehlende Transparenz beklagt
Die Landtagsabgeordnete Barbara Fuchs warnte vor der Ansiedlung von "internationalen "Loigistikbetrieben". Durch diese käme kaum Gewerbesteuer in die Kasse der Marktgemeinde, denn diese Firmen hätten ihren Firmensitz nicht am Ort. Als unzumutbar und undemokratische Verfahrensweise verurteilte die Abgeordnete die fehlende Transparenz bei der Entwicklung des Industriegebietes. Man müsse die Bürger rechtzeitig informieren und mit ihnen beraten.
Die Bezirksrätin Gabriele Bayer (Postbauer-Heng) betonte, dass es keine positiven Auswirkungen für die Menschen habe, wenn die Natur zerstört werde, sondern nur für den Investor. "Das Gemeinwohl leidet. Die Menschen haben von vornherein verloren!" Einvernehmlichkeit bestand bei dem Infotreffen aber auch, dass man nicht gegen eine Erweiterung von Gewerbeflächen sei. Dies müsse sich aber in vernünftigem Rahmen bewegen.
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Konkret befürworte man ein Gewerbegebiet auf einer Fläche von rund 15 Hektar, auf dem sich mittelständische Betriebe ansiedeln könnten, die auch qualifizierte Arbeitsplätze anbieten und Mensch und Natur nicht unzumutbar belasten.
Bei einem solchen Projekt, so versprach die Landtagsabgeordnete Barbara Fuchs, sei sie gerne bereit, sich zu engagieren. Auf jeden Fall, so kündigte Georg Decker von der Bürgerinitiative an, werde man die Problematik eines Industriegebietes mit 33 Hektar Umfang den Allersberger Bürgern in einem Bürgerentscheid zur Abstimmung vorlegen.
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