Angriff auf die Ukraine

Leben im Krieg: Fränkischer Journalist eröffnet Fotoausstellung im Rother Schloss

20.4.2023, 10:50 Uhr
Charkiw im April 2022. Julia und Sascha beim Wiedersehen während eines kurzen Fronturlaubs.

© Till Mayer Charkiw im April 2022. Julia und Sascha beim Wiedersehen während eines kurzen Fronturlaubs.

"Ukraine - Leben im Krieg" lautet der Titel der neuen Ausstellung des Foto-Journalisten Till Mayer, die am 21. April um 19 Uhr im Museum Schloss Ratibor eröffnet wird.

Seit sechs Jahren dokumentiert der Bamberger den Krieg im Osten der Ukraine mit seiner Kamera und in Text-Reportagen. Aus dem einst vergessenen Krieg ist nun durch die großangelegte russische Invasion endgültig eine Gefahr für die Sicherheit ganz Europas geworden. Bilder aus über zwei Jahren Krieg in der Ukraine zeigt die Ausstellung in Roth.

Fotos von Flucht und Widerstand

So erzählen seine Bilder und Texte von Soldatinnen an der Donbas-Front im Herbst 2021, vom Warten im Schützengraben auf die Invasion Mitte Februar 2022 nahe Donezk, von Menschen auf der Flucht nach der Eskalation des russischen Angriffskriegs. Die Kamera hält Nächte in Luftschutzkellern und das Leben in Metro-Stationen fest. Die Fotos zeigen den Widerstand der Menschen der Frontstadt Charkiw, aber auch, wie Tango in Odessa gegen den Krieg hilft. Die Bilder erzählen von tapferen Rotkreuz-Schwestern, von einer Frau mit Behinderung, die in Dnipro eine sichere Zuflucht für Flüchtende mit Beeinträchtigung schafft. Auch an der Front entstehen viele Bilder: Drei Reisen führten ihn nach Bachmut. Mayer zeigt Soldaten, die dort nach einer Explosion um Luft ringen. In einem Stabilisierungspunkt werden direkt hinter der Front verwundete Soldaten behandelt.

Till Mayer war in Cherson im November 2022 kurz nach der Befreiung und Rückeroberung durch ukrainische Truppen. Hier portraitierte er einen Folterüberlebenden. Er hält mit seiner Kamera fest, wie die Menschen ihre zurückgewonnene Freiheit feiern.

Mutige Menschen erlauben Till Mayer, sie in ihrer schwierigen Situation zu begleiten, sie nahe an sich heranzulassen. Viele der Protagonisten seiner Foto-Reportagen sind Menschen, die er seit vielen Jahren gut kennt.

Seit 2007 Berichte aus der Ukraine

Seit 2007 berichtet er aus dem osteuropäischen Land. Die Dokumentation des Kriegs im Donbas ist dabei seit 2017 ein Langzeitprojekt von ihm. "Ich fand es immer gefährlich, dass ein Krieg mitten in Europa in Vergessenheit gerät", sagt der Bamberger, der als einer der wenigen deutschen Journalisten seit Jahren vor einem Wegsehen vor dem Krieg in der Ukraine warnte.

Und damit nicht aufhört. Seit der Eskalation des Kriegs am 24. Februar 2022 bricht er zirka all fünf bis sechs Wochen zu mehrwöchigen Einsätzen auf. Zusammen mit dem ukrainischen Kollegen Oles Kromplias reist er dabei für seine Reportagen durch die ganze Ukraine. Er erzählt aus dem Hinterland genauso wie aus den Kampfgebieten. Für seine Arbeit wurde er schon mehrfach ausgezeichnet.

"So traurig die Bilder oft sind. Sie werden bei dem Eröffnungsvortrag von Menschen erfahren, die uns durch ihre Tapferkeit Mut machen", erklärt Till Mayer.

Das Begleitbuch "Ukraine - Europas Krieg", in dem zahlreiche Bilder der Ausstellung zu sehen sind, ist im Handel und unter www.erich-weiss-verlag.de und außerdem im Museum Schloss Ratibor erhältlich.

Die Ausstellung ist vom 22. April bis 11. Juni zu sehen, geöffnet hat das Museum dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr.

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