Rückblick: Die NN-Wanderreporterin im Dialekt-Duell

23.8.2019, 05:51 Uhr
Die beiden Veitsbronner Mesnerinnen Sigrid Schilmeier (links) und Brigitte Sulzer sind schon gemeinsam in die Schule gegangen. Außerdem spielen sie beide in ihrer Freizeit Theater.

Die beiden Veitsbronner Mesnerinnen Sigrid Schilmeier (links) und Brigitte Sulzer sind schon gemeinsam in die Schule gegangen. Außerdem spielen sie beide in ihrer Freizeit Theater.

Obwohl ich noch nie in der Gegend von Zautendorf, Seukendorf, Herzogenaurach, Nürnberg Reutles und Buchenbühl unterwegs war, fühlte ich mich gleich weniger fremd.

Da in jedem Dorf gerade Kirchweih war, eine Anstand oder gerade stattfand, machten zahlreiche Plakate auf die Feste aufmerksam. Im Fürther Landkreis, in dem ich einen Großteil meiner Wanderzeit verbracht habe, schreibt man Kärwa mit ä. Das ist mir sofort aufgefallen, und ich dachte mir: "Isabel, das musst du dir merken. Nicht, dass du in ein Fettnäpfchen trittst." Denn ich bin es gewohnt, das Wort mit e zu schreiben.


Bei Wanderreporterin Isabel waren Abwege erwünscht


Doch die Macht der Gewohnheit siegte. Als ich am Abend in der Herzogenauracher Redaktion meine Texte verfasste, wurde aus der Veitsbronner Kärwa eine Kerwa. Wenig später klingelte das Telefon und eine Fürther Kollegin war dran, da sie die Texte ebenfalls in der Lokalausgabe abdrucken wollten. Sie monierte meinen Schreibfehler zurecht. In den Nordbayerischen Nachrichten blieb jedoch das e. "Bei uns wird das so geschrieben", sagte der Kollege.

Doch zurück zum Anfang: Am Kärwamontag kam ich durch Veitsbronn. Die Gelegenheit auf was "Gscheites" zum Essen wollte ich mir nicht entgehen lassen. Bier, Schlager, Schäufele und Nageln am Hackstock – so weit so bekannt. Die Unterschiede liegen im Detail. So war ich ganz verdutzt, als ein Semmel- neben meinem Kartoffelkloß lag. Und die Kerwabuben heißen hier Kärwaburschen, klärte mich Bürgermeister Marco Kistner auf. Als ich ihm erzählte, dass mein Heimatdorf seine Kirchweih erst zur "Allerweltskerwa" ausrichtet, musste ich ihm erklären, was das ist. Das überraschte mich.

Ein weiteres Highlight während des Wanderns war das Fränkisch. Ich stamme aus dem Ansbacher Landkreis und bin auf dem Dorf aufgewachsen. Mein Sprachspektrum reicht daher von Leicht- bis Starkfränkisch. Das richtet sich immer nach meinem Gegenüber. Meist passt sich meine Wortwahl automatisch an. Ein bisschen besorgt war ich dennoch. Ob diese Franken auch mein Fränkisch verstehen? Zu Hause werde ich manchmal veräppelt, wenn ich in den Dialekt meines Heimatdorfes verfalle. Der Ort ist bekannt für die etwas andere Betonung der Wörter. Das mag jetzt verrückt klingen, weil ich nur 15 Kilometer weitergezogen bin, aber es ist tatsächlich ein Unterschied vorhanden. Das muss ich zugeben. Aber meine Bedenken waren umsonst.

"Henna" und "große Händ"

Bereits bei meinem ersten Termin, ging mir das Herz auf, als ich das schöne und melodische Fränkisch von Fritz Stiegler hörte. 2006 begann die Familie eine Haselnussplantage hochzuziehen. Mittlerweile gehören ihnen rund 5000 Bäume und sein Sohn Martin hat die Firma FrankenGeNuss gegründet, worüber sie ihre verschiedenen Produkte vertreiben. Seit Ende Februar hat das landwirtschaftliche Vater-Sohn-Gespann zudem knapp 800 Hühner, die die Nussbäume vom Haselnussbohrer, einem Schädling, befreien sollen. Deshalb bin ich hier, um mir die Symbiose zwischen Huhn und Haselnuss anzusehen. "Des is ja die Nadur vo der Henna. Des is a scharfer Schnobl und a scharfe Kralln. Und des ärbert mitanander", bringt es Fritz Stiegler auf den Punkt. Schön gesagt, oder?

Besonders genoss ich auch die Vorstellung von Sigrid Schilmeier und Brigitte Sulzer. Die beiden Veitsbronner Mesnerinnen geben "humorvolle Führungen über den Friedhof", um Geld für die Renovierung der Veitskirche zu sammeln. Als Brautpaar sind die beiden Frauen verkleidet. Ihre Geschichte handelt von Maria und Josef, die sich „aufm Danzbudn“ kennengelernt haben. Selten habe ich jemanden schöner "großa Händ", "Abboddeggl" oder "rrodes Gladla" sagen hören.

Wer einen Bummel durchs historische Herzogenaurach mit einer Wanderung verbinden möchte, kann sich den VGN-Freizeittipp "Karpfen, Kräuter Kren und Kirschen“ (7) inklusive GPS-Daten herunterladen. Beste Naherholung auf dem Fernwanderweg von Siegelsdorf nach Herzogenaurach ist garantiert, rund um den Dohnwald und das Tal der Mittleren Aurach entlang. Mehr als 300 weitere Freizeittipps sind zu finden unter www.vgn.de/freizeit

In Veitsbronn lohnt sich der Aufstieg zur St.-Veit-Kirche. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick. Bereits im 14. Jahrhundert war sie eine Wallfahrtskirche. Verlässt man Veitsbronn in Richtung Burgstall, kommt man am Erdbunker aus dem Zweiten Weltkrieg am Auracher Weg vorbei. Das Mahnmal wurde einst mit Schaufeln und Pickeln ohne jegliche Abstützung oder Deckenabdichtung in den Hang gegraben.

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