Abitur 2020: Ein außergewöhnlicher Jahrgang

20.5.2020, 13:30 Uhr
Abitur 2020: Ein außergewöhnlicher Jahrgang

© Foto: Robert Gerner

Das fängt zumindest am Schwabacher Adam-Kraft-Gymnasium schon beim Ort der schriftlichen Prüfungen an. Früher waren die angehenden Abiturienten meist im Markgrafensaal zu Gast. Corona gab es noch nicht. Doch Abstandsregeln gab es bei den Abschlussprüfungen natürlich auch damals schon. Und bei Jahrgängen von 150 Schülern und mehr war das die einzige Möglichkeit in der Stadt, alle in einem Raum unterzubringen.

Doch den Markgrafensaal in diesem Jahr zu benutzen, davon hat das Gesundheitsamt abgeraten, berichtet stellvertretender Schulleiter Hartmut Maiberger am Telefon. Und die eigene Schulturnhalle ist selbst für einen durchschnittlich großen Jahrgang wie heuer mit 115 Abiturienten fast zu klein.

Also schrieben die Abiturienten gestern ihr Deutsch-Abitur in keiner großen Halle, in keinem großen Saal, sondern in mehr als einem Dutzend Kleingruppen in den Klassenzimmern.

Die Schule musste dabei ganz schön improvisieren, was aber in Corona-Zeiten nicht das ganz große Problem ist: Weil praktisch alle verfügbaren Lehrkräfte als Aufsicht benötigt wurden und ein Großteil der Klassenzimmer mehr als fünf Stunden lang besetzt war, blieben die Schülerinnen und Schüler der anderen Jahrgangsstufen, die derzeit eigentlich schon wieder Präsenzunterricht haben, also die Jahrgangsstufen fünf, sechs und elf, noch einmal zu Hause. "Ich bin den Eltern sehr dankbar, dass sie zugestimmt haben", so Hartmut Maiberger.

 

Blick zum WEG

 

Zumindest auf den ersten Blick unter relativ normalen Bedingungen konnten sich einige hundert Meter weiter die 90 Abiturienten des Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasiums an die Arbeit machen. Geschrieben wurde nämlich, wie in den vergangenen Jahren auch, in der Turnhalle der Schule. Und doch erinnerte auch hier einiges daran, dass die Zeiten ungewöhnlich sind. Ein Beispiel: Wer in einem von mehreren Leuten benutzten Buch wie dem Duden etwas nachblättern wollte, der musste sich zuerst Einmal-Handschuhe überstreifen und sie danach fachgerecht entsorgen. "Das alles ist ein riesiger Aufwand, was die Logistik angeht", so Rektor Dr. Richard Kifmann.

Damit meinte er das Einhalten der Corona geschuldeten Regeln. Kifmann hätte das aber auch auf die hektische Betriebsamkeit beziehen können, die nötig wurde, weil am Montag in Bamberg die Prüfungsaufgaben aus einem Schultresor gestohlen worden waren. Das Kultusministerium musste deshalb für ganz Bayern neue Aufgaben nachschieben, die auch am Dienstagnachmittag eintrafen. "Da sind dann bei uns und an allen anderen Gymnasien die Drucker heißgelaufen", berichtet Kifmann.

Im Gymnasium Wendelstein ha-ben für 132 Zwölftklässler die Abiturprüfungen begonnen. Es ist der dritte und auf längere Sicht auch größte Abi-Jahrgang an der noch jungen Schule. Trotzdem war in der modernen, geräumigen und gut zu belüftenden Dreifach-Turnhalle genügend Platz. "Die Stimmung war gut am Morgen", berichtete Schulleiter Dr. Johannes Novotny. "Die meisten waren doch froh, dass es endlich losgeht."

Über 500 Abiturienten

Rechnet man die Abiturienten an den Gymnasien in Roth (84) und Hilpoltstein (93) hinzu, sind seit gestern 205 Zwölftklässler in Schwabach und 309 im Landkreis im Prüfungsstress. Fortgesetzt werden die Prüfungen am 26. Mai mit Mathematik und am 29. Mai mit dem dritten schriftlichen Fach. Die beiden mündlichen Prüfungen finden dann nach den Pfingstferien statt. Genügend Zeit also noch, sich darauf in den schulfreien zwei Wochen vorzubereiten. "Der einzige Vorteil von Corona", so WEG-Chef Kifmann. "Für die Schüler haben sich die Prüfungstermine damit etwas entzerrt."

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