Aufregung in Rednitzhembach: Äthiopierin sollte abgeschoben werden

30.7.2018, 13:01 Uhr

Freitagnachmittag, gegen 16 Uhr. Die aus Äthiopien stammende Abeba D. (Anfang 30) wird im Rednitzhembacher Asylbewerberheim in der Bahnhofstraße von Polizeibeamten gebeten mitzukommen. Die Beamten haben zielsicher ihr Zimmer angesteuert, es kann kein Versehen sein. Sie geben ihr zehn Minuten. Keine Zeit das Handy aufzuladen, kaum Zeit, das Nötigste zu packen.

Auf den Flughafen

Sie wird nach Roth, auf die Polizeiwache, gebracht. Von dort holen sie Beamte aus Zirndorf ab, denn dort gibt es eine Polizei-Abteilung für die Abschiebung von nicht anerkannten Asylbewerbern. Die schaffen sie nach Frankfurt, auf den Flughafen. Unterdessen versucht Katharina Hauser, die Tochter des ehemaligen CSU-Bundestagsabgeordneten, zu helfen. Doch am Freitagnachmittag kann sie nicht viel ausrichten, denn Anwälte sind nicht erreichbar und auch sonst ist kein Verantwortlicher greifbar. Sie telefoniert in Roth mit einem Mitarbeiter des Landratsamts, doch der meint, es habe wohl alles seine Ordnung und im Übrigen habe er längst Feierabend.

Die Polizei in Roth hat sich auf keine Diskussion eingelassen. Lediglich eine Aussage bleibt in Erinnerung: "Glauben Sie, dass wir das gerne machen?"

Abeba D. soll also abgeschoben werden. "Sie sind ja freiwillig hier", sagen die Polizeibeamten in Frankfurt zu ihr. "Nein, bin ich nicht", entgegnet die Frau, die gut Deutsch spricht. "Was? Sie verdienen so viel", sagt noch einer, nachdem er ihre Handtasche durchsucht und eine frische Lohnabrechnung gefunden hat.

In der Tat verdient Abeba ihr eigenes Geld. Sie arbeitet als Pflegehelferin im Altenpflegeheim der Arbeiterwohlfahrt in Schwabach, zahlt in die Sozialkasse ein und liegt dem Staat folglich nicht auf der Tasche. Die Äthiopierin unterstützt sogar noch ihren Ehemann, von dem sie allerdings getrennt lebt, und der in Erlangen studiert.

In Frankfurt fragt sie die Beamten, wo ihr Pass sei, denn sie hat zwar bei der äthiopischen Botschaft in Frankfurt einen beantragt, ihn aber noch nicht erhalten. Die etwas seltsame Antwort: "Der wird wohl beim Kapitän des Flugzeugs sein."

14 Tage Zeit

Abeba will auf jeden Fall ihren Pass. Ohne werde sie nicht weitergehen. Darauf besteht sie. Doch einen Pass gibt es nicht. Also kommt sie doch nicht ins Flugzeug hinein. Die Polizeibeamten erklären ihr, sie habe jetzt 14 Tage Zeit, ihre Angelegenheiten hier zu regeln. Wenn sie es nicht schaffe, werde sie verhaftet, macht ihr einer der Beamten klar und kreuzt die Hände, um Handschellen zu symbolisieren.

Von Frankfurt darf sie schließlich zurück nach Fürth zum Bahnhof. Die Beamten bringen sie mit dem Pkw hin. Einigermaßen geschockt kehrt sie zurück nach Rednitzhembach in ihr Zimmer im Asylbewerberheim.

Durch alle Behörden

Die Rednitzhembacher Asylkreis-Leiterin Hildegard Löffler-Dammer will die Zeit nutzen und jetzt alle Hebel in Bewegung setzen und Abeba D. irgendwie helfen, damit sie hier bleiben kann: Landratsamt, Petitionsausschuss, Härtefallkommission, Anwalt, Ausländeramt, zählt sie auf.

Es sei unmöglich, wie mit der Frau aus Äthiopien umgegangen werde. Sie sei seit 2014 in Rednitzhembach und spreche perfekt Deutsch. Ferner arbeite sie in einem Beruf, in dem händeringend Personal gesucht werde. Abeba sei bestens integriert und falle niemandem zur Last. Im Gegenteil, schimpft Hildegard Löffler-Dammer.

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