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Ein Luftschiff über Schwabach

13.09.2008, 00:00 Uhr
Ein Luftschiff über Schwabach

© Archiv Kandel

Der Schwabacher Fotograf Hans Kandel, Betreiber des Fotoateliers Kandel, machte an diesem Tag über die Landsknechtbrücke hinweg einen Schnappschuss des Luftschiffs. Fotografieren hatte in der Familie Kandel eine lange Tradition. Das Fotoatelier, das Hans Kandels Großvater bereits 1856 gegründet hatte, bestand bis in die 1950er Jahre.

Das Luftschiff LZ 130 war nach Graf Ferdinand von Zeppelin benannt, dem 1917 verstorbenen General und Luftschiff-Pionier. Es war das letzte große Starr-Luftschiff, das vor dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurde. LZ 130 war ein nahezu baugleiches Schwesterschiff der berühmteren «Hindenburg» (LZ 129), die am 6. Mai 1937 im amerikanischen Lakehurst bei der Landung spektakulär in Flammen aufgegangen war.

«Hindenburg» und «Graf Zeppelin II» sind die größten Luftschiffe, die jemals gebaut wurden. Sie waren 245 Meter lang, ihr Durchmesser betrug über 41 Meter. Bei einem Volumen von 200 000 Kubikmetern wogen sie über 240 Tonnen.

Die «Hindenburg-Kastastrophe» ist einer von mehreren Theorien zu Folge auf eine Wasserstoff-Explosion zurückzuführen. Deshalb planten die Luftfahrt-Ingenieure, die «Graf Zeppelin II» mit Helium statt mit Wasserstoff zu füllen, um die Explosionsgefahr zu mindern. Weil aber kein Helium beschafft werden konnte, erhielt das Luftschiff nie eine Zulassung. Es wurde nur für Versuchs- und Propagandafahrten eingesetzt. Auf seiner Jungfernfahrt flog es auch über Schwabach und wurde dabei von Hans Kandel fotografiert. Eineinhalb Jahre später, im April 1940 wurde die «Graf Zeppelin II» auf Befehl von Hermann Göring verschrottet.

Die «Graf Zeppelin II» war allerdings nicht das erste Luftschiff, das Schwabach überquerte. Fast 30 Jahre zuvor, am 27. August 1909, flog der Zeppelin Z III auf seiner «Kaiserfahrt» über Schwabach.

Mythos Zeppelin

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs kam das Ende der Zeppelin-Ära. Doch auch heute gibt es noch Bemühungen, den Mythos wiederzubeleben: Die «Cargolifter AG» versuchte in Brandenburg, ein Luftschiff zu entwickeln, das Lasten bis 160 Tonnen transportieren kann. Das Unternehmen ging jedoch 2002 pleite. Ein malaysischer Konzern verwandelte die ehemalige Werfthalle, mit einer Fläche von über 75 000 Quadratmetern die größte freitragende Halle der Welt, mittlerweile in eine künstliche Tropenlandschaft.

Ein weiteres Beispiel ist die «Manned Cloud», die «Bemannte Wolke»: Jean-Marie Massaud, ein französischer Designer, schmiedet derzeit Pläne für ein futuristisches Hotel-Luftschiff, das 40 Reisenden jede Menge Luxus über den Wolken bieten soll.

Ob die bis zu 130 km/h schnelle «Manned Cloud» auch einmal über Schwabach zu sehen sein wird?