Heftige Diskussion um Asylbewerber in Worzeldorf

2.2.2016, 08:34 Uhr
Heftige Diskussion um Asylbewerber in Worzeldorf

© F.: tka

Dicht gedrängt stehen die Bürger in der Max-Beckmann-Schule, viele haben keinen Sitzplatz, etliche haben die Tische oder Fensterbänke am Rand bis zum Podium „erobert“. Die anfangs schlechte Verständigung sorgt für zusätzlichen Unmut der Anwesenden, der sich in zahlreichen Zwischenrufen Luft schafft.

Es wird deutlich, wie sehr ein Veranstaltungs- beziehungsweise Versammlungsraum in Worzeldorf fehlt. Erst als der tragbare Lautsprecher in der Mitte des langen Durchgangsraumes postiert ist, wird eine gegenseitige Verständigung einigermaßen möglich.

Dieter Maly, Leiter des Sozialamts der Stadt Nürnberg, stellte das Podium mit Jürgen Kuffer von der Polizei-Inspektion Nürnberg-Süd, Hanna Schröter vom BRK Nürnberg, Dietrich Dieckhoff vom Bürgerverein Worzeldorf und Dieter Goldmann vom SPD-Ortsverein Worzeldorf sowie seine Mitarbeiter vom Sozialamt Natalie Lebrecht und Thorsten Bach vor.

Maly wies auf die Pflicht der Stadt hin, die vom Freistaat über die Regierung zugewiesenen Asylbewerber unterzubringen. Worzeldorf wird eine von 90 Unterkünften in Nürnberg sein, die mit etwa 40 Asylbewerbern belegt wird. Vorgesehen sind dafür Familien aus unterschiedlichen Herkunftsländern.

Die Stadt tritt dabei als Betreiber auf und schließt einen Vertrag auf vier Jahre mit dem Eigentümer der Immobilie, die Kosten trägt der Staat.

Die Stadt sei für ehrenamtliche Unterstützer der neuen Nachbarn bei Hausaufgaben der Kinder oder Begleitung bei Gängen dankbar, so Dieter Maly. Zugleich gibt es eine sozialpädagogische Betreuung bei Ämtergängen, Kontakt zu Kindergärten, Schulen und Ärzten durch eine Sozialpädagogin des Roten Kreuzes. Brigitta Freckmann ist dazu mit einer halben Stelle täglich vor Ort und bringt Erfahrung aus ihrem anderen Einsatzgebiet im Nürnberger Südwesten mit.

Hanna Schröter vom BRK berichtete von den positiven Erfahrungen bei der Betreuung von 3000 Flüchtlingen in 25 Gemeinschaftsunterkünften und appellierte an die Bereitschaft zur Aufnahme der neuen Bewohner, die meist durch das laufende Asylverfahren längere Zeit in der Unterkunft bleiben müssen. Sie wünscht sich auch einen Unterstützerkreis vor Ort.

Auch die Polizei hat mit Familienunterkünften keine Probleme, durchaus aber bei Notunterkünften, bei denen es durch die vielen Menschen zu erheblichen Konflikten kommen kann. Dort sind dann grundsätzlich viele Kräfte gleichzeitig gefordert, auch der Rettungsdienst fordert dort die Polizei zur Unterstützung an. Bei den kleineren Gemeinschaftsunterkünften komme dies aber so gut wie nicht vor.

Informationspolitik kritisiert

Mehrfach wurde das Podium da bereits durch Zwischenrufe unterbrochen, danach gingen zunächst die Wogen hoch. Es wurde Protest laut, dass die beliebte Gaststätte schließen musste, jetzt die Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes für Flüchtlinge genehmigt wurde.

Gerade neue Bewohner des früheren Reitstalls bemängeln die Denkmalschutzauflagen für den Umbau, die beim Umbau für die Unterkunft jetzt scheinbar nicht erforderlich gewesen seien. Dazu geht es um die Sicherheit der Nachbarschaft und für neue Bewohner, der Weg zu Bushaltestelle und Kindergarten ist nicht beleuchtet.

Angst wegen der Vorkommnisse in Köln und dem Wertverlust der Immobilien wird artikuliert, es wird bemängelt, dass die Nachbarn nicht direkt angeschrieben wurden.

Dieter Maly sagte zu, die Entwicklung zu beobachten und Fehlentwicklungen sofort gegenzusteuern. Er ist der Meinung, dass Übergriffe in Worzeldorf schon wegen der Belegung mit Familien nicht passieren werden.

Moniert werden von den Nachbarn auch die fehlenden Außenanlagen und Möglichkeiten für Kinder, draußen zu spielen. Dazu gibt es Befürchtungen, dass die angespannte Situation durch jetzt schon fehlende Kindergarten- und Hortplätze weiter verschärft wird, weil die städtische Satzung vorsieht, Migranten vorrangig zu berücksichtigen.

Dieter Maly will zusätzliche Plätze bereitstellen, die Bürger, aber auch Personal aus den Kindergärten, fordern, nicht durch Erhöhen der Gruppenstärken, sondern durch mehr und kleinere Gruppen auf die Situation der Flüchtlinge zu reagieren. Die Leiterin des Worzeldorfer Hortes verwies auch darauf, dass die Horterweiterung in etwa zwei Jahren fertiggestellt und die Platznot damit deutlich bekämpft werde.

Viele Redner äußern Verständnis und wollen helfen. Bei der Frage nach Ansprechpartnern wird auf Natalie Lebrecht vom Sozialamt verwiesen. SPD-Ortsvorsitzender Dieter Goldmann will Hilfswillige sammeln, Dietrich Dieckhoff vom Bürgerverein bietet Unterstützung bei Information und Koordination an.

Michael Krauß vom Bürgerverein und Helferkreis Eibach berichtet über die positiven Erfahrungen mit zuerst 60 Flüchtlingen in einer Unterkunft, dort wurden in den letzten anderthalb Jahren in drei Unterkünften zeitweise bis zu 600 Personen betreut. Es gab keine gravierenden Probleme, eher mit falsch abgestellten Müllsäcken oder lauter Unterhaltung im Freien – im Endeffekt waren alle Zwistigkeiten mit Gesprächen zu lösen. Der Helferkreis in Eibach begann mit 20 Mitgliedern und ist inzwischen auf 300 Personen angewachsen.

Zum Schluss drängen sich die Besucher am Podium, um sich in die Listen für den Helferkreis einzutragen oder individuelle Fragen zu klären. Etwa 50 Meldungen für einen Unterstützerkreis kommen zusammen, weitere Interessenten können sich bei der Koordinatorin beim Sozialamt, Natalie Lebrecht, melden und informieren. Die Möglichkeit hierzu besteht entweder per Internet über die Mailadresse Natalie.Lebrecht@stadt.nuernberg.de oder über das Bürgertelefon der Stadt Nürnberg: (09 11) 3 21 23 44.

Keine Kommentare