Schwabacherin gestaltet Stempel, die um die Welt gehen
4.5.2019, 05:58 UhrGelernt hat Tammy Wittmann Mediengestalterin und Flexografin. Ab 1981 arbeitete sie bei der Firma Geo Müller in Nürnberg. Dieser Betrieb war für seine Stempelherstellung bekannt. Bei Müller gestaltete sie schon Stempel für die Deutsche Post. 33 Jahre lang war sie in dem Betrieb. Nach schwerer Krankheit und dem Ableben von Geo Müller war ein Ende der Firma absehbar. Tammy Wittmann bekam die Zusage von der Post, dass man ihr Aufträge geben werde, also machte sie sich vor drei Jahren selbständig.
Computer und Laser-Gravierer
Tammy Wittmanns Arbeitsmittel ist der Computer, hinzu kommt fürs Herstellen der Stempelplatte ein Laser-Gravierer. Aufträge erhält sie von der Deutschen Post, aber auch von Briefmarkensammlervereinen, die ihre Entwürfe dann wiederum bei der Post einreichen.
Sie reduziert in ihrer Arbeit die vorgegeben Motive auf das Wesentliche. Pro Auftrag fertigt sie drei Entwürfe. Die sind ziemlich groß und zeigen in einem Farbbild, was später als Strichzeichnung auf dem Stempel zu sehen sein wird. Die drei Entwürfe schickt sie an die Post. Zurück kommt eine E-Mail, in der es kurz und knapp heißt: "Hallo Frau Wittmann, bitte Version C umsetzen. Vielen Dank." Oder eine der beiden anderen Versionen.
Wenn Tammy Wittmann weiß, welcher der drei Entwürfe es werden soll, geht für sie die Arbeit weiter. Mit den Computer-Programmen Corel-Draw und Photoshop stellt sie das grobe Gerüst her. Dann folgt Handarbeit mit dem Filzstift. Damit arbeitet sie die Konturen heraus. Diese Zeichnung scannt sie dann ein und korrigiert nötigenfalls noch die Strichstärke.
Die Form der Stempel ist nur ganz selten vorgegeben. Tammy Wittmann kann also auswählen, ob sie ihre Entwürfe rund, oval, eckig oder als Sechseck gestaltet.
Nicht zu schwarz
Es gibt einige Vorgaben für das, was auf dem Stempel steht: Ort, Postleitzahl, Datum und die Strichstärke. Auch die Schriftart steht fest. Der Text sollte lesbar sein. Und die Zeichnungen dürfen nicht zu schwarz sein, schließlich muss man durch den Stempel hindurch noch die Briefmarke erkennen. Wenn schwarze Flächen vorkommen, werden sie mit einem Raster versehen.
In den einschlägigen Sammler-Broschüren werden neue Stempel etwa vier Wochen, bevor sie erscheinen, veröffentlicht. Tammy Wittmann hat also mindestens vier Wochen Vorlauf.
Ölfester Gummi
Pro Motiv liefert sie drei oder vier Stempelplatten. Die sind, im Gegensatz zu Firmenstempeln, schwarz, denn es handelt sich um einen ölfesten Gummi.
Es gibt ziemlich viele Handwerbestempel in Deutschland: 2018 waren es 383, 2017 433. Hinzu kommen noch die so genannten Erstverwendungsstempel. Sie werden verwendet, wenn eine Briefmarke das erste Mal im Einsatz ist. Sammler können diese Stempel bei der Post bestellen, gelegentlich sind sie aber auch an einem bestimmten Tag für einige Stunden an einem Ort im Einsatz.
Der Stempel zum "Tag der Franken" mit dem Motto "Frauen in Franken" in Schwabach 2012 stammt von Tammy Wittmann, ebenso der zum 20-jährigen Jubiläum der Partnerschaft Schwabach - Les Sables d’Olonne 1995. Diese beiden fertigte sie allerdings noch in der Firma Geo Müller.
"Das gefällt mir schon"
Tammy Wittmann hat schon etliche Stempel gestaltet: Für die Frühlingsmarkenmesse Stampex, für den Tag der Briefmarke in Bensheim, der Sonderstempel zur Peanuts-Markenserie stammt von ihr, der Grüffelo, sie hat ein Motiv zum Thema Bauhaus erarbeitet und auch zur Europawahl. Stolz ist sie, wenn sie Stempel sieht, die sie gestaltet hat. "Das gefällt mir schon", sagt sie.
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