"Trocken wie Knäckebrot": Bayerns Sorgen um Wasserzukunft

31.10.2020, 05:59 Uhr
Im Norden des Freistaates regne es im Schnitt nur noch etwa so viel wie in Spanien oder in Mittelitalien.

© Harald Sippel Im Norden des Freistaates regne es im Schnitt nur noch etwa so viel wie in Spanien oder in Mittelitalien.

Thorsten Glauber legt sich mächtig ins Zeug, bemüht Filmgestalten wie Golum aus "Herr der Ringe" oder den Schwammkopf "Spongebob". Er sagt, Wasser sei "Leben", sein Erhalt essenziell. "Wir müssen Bayerns Wasserzukunft sichern."

Es ist das große Thema des Umweltministers. Glauber, gebürtiger Oberfranke und bayerischer Umweltminister, kennt das Problem der Wasserknappheit aus eigener Anschauung. Seine Heimat gehört zu den trockenen Flecken im Freistaat, Wasser war hier schon immer knapp. Jetzt wird es noch knapper.

Im Norden schlimmer

"Jedes Jahr bildet sich ein Fünftel des Grundwassers weniger nach", sagt er in seiner Regierungserklärung zum Wasser. Die Tendenz sei negativ, das Problem im Norden größer als im Süden. "Unsere Böden sind trocken wie Knäckebrot", sagt der Franke. Im Norden des Freistaates regne es im Schnitt nur noch etwa so viel wie in Spanien oder in Mittelitalien.

Noch könne das Land gegensteuern, sagt Glauber und entwirft einen Fünf-Punkte-Plan. Das Land müsse Auen und Gewässer als Speicher renaturieren und Städte so umbauen, dass sie große Mengen an Wasser speichern können. Glauber will Regenwasser künftig dezentral speichern und dort versickern lassen wo es gebraucht wird. Den Wald nimmt er als Reservoir ebenfalls in den Blick; doch dafür muss der erst einmal hitzebeständig werden, was er bislang nicht ist.

"Belastung mit Pflanzenschutz- und mit Düngemitteln senken"

Im zweiten Schritt denkt Glauber über ein Netz von Fernwasserleitungen nach. Die sollen sich nicht darauf beschränken, dass Wasser aus dem Süden in den Norden fließt. Er will mit Baden-Württemberg kooperieren, mit Thüringen und Sachsen. Die Zukunft gehöre denen, die zusammenhalten, sagt er. "Wer heute nicht gemeinsam ist, wird am Ende einsam sein." Glauber erinnert daran, dass es bereits einen gewaltigen Überleiter in den Norden gibt, den Main-Donau-Kanal, der jedes Jahr rund 150 Millionen Kubikmeter Wasser nach Mittelfranken liefert.

© Foto: Sven Hoppe/dpa

Geht es nach dem Umweltminister, nutzen vor allem Landwirte das neue Wasser für die Nahrungsmittelproduktion. Den Biogasmais habe er jedenfalls nicht im Blick, versichert Glauber. Dabei hat er nach eigener Aussage auch das Grundwasser im Blick. Ziel müsse es sein, "dass wir die Belastung mit Pflanzenschutz- und mit Düngemitteln senken." Das Netz aus Messstellen biete dafür den Hebel.

Vorbild Hochwasserschutz

Der Politiker der Freien Wähler glaubt, dass zu vielen Menschen das Bewusstsein dafür fehle, wie wichtig Wasser sei und wie gleichzeitig bedroht es ist. Er habe selbst noch erlebt, wie seine Großeltern zuhause Wasser gesammelt haben, weil es in seiner Heimat ein rares Gut ist. Ein "Haus des Wassers" soll dies künftig ändern, das Forschungs- und Bildungseinrichtung sein müsse. Konkreter wird er hier noch nicht.

Entscheidend sei, dass "wir Wasser gemeinsam denken". Glauber erinnert daran, dass beim Hochwasserschutz mittlerweile alle Bundesländer zusammenarbeiten. Dies müsse bei der Trinkwasserversorgung nun ähnlich laufen. Der Politiker spricht von einem "Generationenprojekt". Wobei er eines garantiere: "Die Wasserversorgung bleibt in kommunalen Händen". Dass sie in den Besitz privater Unternehmen kommen könnte, schließt er aus.

Gegenwind von der Opposition

Die Opposition lässt kein gutes Haar an Glaubers Plänen. Das sei "ein Verschiebebahnhof der Verantwortungslosigkeiten", sagt Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann. "Eine ernsthafte Umweltpolitik ist bei Ihnen ausgestorben wie der Auerochse in Bayern." Der Artenschutz sei mangelhaft, 42 Prozent aller wildlebenden Säugetiere seien bedroht. "Bayern hat fünf Prozent seiner Flächen als Trinkwasserschutzgebiete ausgewiesen", sagt Hartmann. "In Baden-Württemberg sind es 26 Prozent."

Florian von Brunn beklagt für die SPD, dass CSU und Freie Wähler erst im Januar ihren Antrag abgelehnt hätten, "dass Bayern seinen Wasserfußabdruck verkleinern muss. Wie peinlich." Die FDP fordert "einen effektiven und keinen plakativen Umweltschutz". Und die AfD verkündet, das Klima lasse sich sowieso nicht schützen.

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