Kommunales Wohnungsbauprojekt in Weißenburg abgelehnt

21.6.2020, 06:43 Uhr
Kommunales Wohnungsbauprojekt in Weißenburg abgelehnt

© Foto: Robert Maurer

Wie schon am Birkenweg müsste die Stadt nur das Grundstück einbringen, es gäbe 30 Prozent staatlichen Zuschuss und ein extrem zinsgünstiges Darlehen, das über Mieteinnahmen problemlos abgezahlt werden könnte.

Nun kam die Idee in den Bauausschuss und ist dort krachend gescheitert. Neben OB Schröppel stimmten lediglich die beiden SPD-Stadträte Gerhard Naß und Inge Pfitzinger-Miedel für das Vorhaben.

Schröppel hatte seine Vision von dem gesamten Stadtquartier dargelegt. Der kommunale Wohnungsbau auf dem Grundstück hinter dem Kronprinz war dabei nur ein Baustein. Die anderen waren der Abriss des Zettlmeissl-Gebäudes am Plerrer, um dort Parkplätze zu schaffen und Platz für Grün zu haben. Auch die Parkfläche gegenüber am Progymnasium möchte der OB rückbauen und begrünen.

Und in der weiteren Zukunft kann er sich vorstellen, das Ämtergebäude durch ein weiteres Parkhaus zu ersetzen. Zu guter Letzt schwebt ihm vor, am Kronprinz die Dachgauben wegzunehmen, um den historischen Charakter des denkmalgeschützten Baus wiederherzustellen und den Anbau abzureißen, um den Biergarten reaktivieren zu können. "Das sind alles Perspektiven, wie es weitergehen könnte", betonte der OB, um klarzustellen, dass nichts in Stein gemeißelt sei.

Doch im Bauausschuss fand das Konzept kaum Zustimmung. Die Gründe der Ablehnung waren höchst unterschiedlich.

Für die Freien Wähler (FW) zweifelte Heinz Gruber an, ob es in Weißenburg überhaupt zusätzliche Wohnungen braucht. Schließlich habe sich diesbezüglich schon einiges getan. Er verwies auf Birkenweg, Breitung und das an der Ludwigshöhe geplante Projekt. Im Birkenweg habe es deutlich mehr Interessenten gegeben als Wohnungen verfügbar waren, gab Inge Pfitzinger-Miedel zurück.

Gruber sieht in diesem Bereich deutlich mehr Bedarf an Parkplätzen. Er fürchtet, dass durch das Begrünen am Plerrer und am Progymnasium die entstehenden Stellflächen wieder verloren gingen. Zumal ja auch noch unklar sei, wie die künftige Nutzung des Progymnasiums aussehen soll und ob man dann die Stellflächen nicht doch wieder bräuchte.

"Parkplätze brauchen wir"

"Wenn Ihnen Parkplätze wichtiger sind als Wohnungen, ist das Ihre Entscheidung", knarzte ihn der OB an. So könne man das nicht sagen, meinte Gruber. Wohnungen entstünden gegenüber auf dem Neulinger-Areal ohnehin. "Parkplätze brauchen wir."

Allerdings sind die privatwirtschaftlich geschaffenen Neubauwohnungen allesamt eher im höheren Preissegment angesiedelt. Im Birkenweg hat der Stadtrat den Quadratmeterpreis auf sechs Euro festgesetzt – auch um den beständig steigenden Mietpreisen in Weißenburg etwas entgegenzusetzen. Dennoch könne man dort nicht von "sozialem Wohnungsbau" sprechen, wie Schröppel betonte.

Tobias Kamm (CSU) hatte Sorge, dass man sich mit einem Wohnbauprojekt an dieser Stelle die Entwicklungschancen für den Kronprinz nimmt. Wenn ein Investor komme, der für seine Idee noch zusätzliche Flächen benötige ("beispielsweise für Parkplätze"), hätte man sich im wahrsten Sinn des Wortes die Chance verbaut. Die jetzige Konstellation, dass das angrenzende Grundstück auch der Stadt gehört, sei eine "einmalige Chance".

Kamm, der ja bekanntlich bei der Sparkasse in der Baufinanzierungsabteilung tätig ist, führte auch an, dass die Stadt nicht nur das Grundstück einbringen müsse, sondern auch das Darlehen in Höhe von 60 Prozent der Baukosten zurückzahlen müsse, und bestimmt würden die Kosten viel höher liegen, sodass doch städtisches Geld in das Vorhaben fließen würde. Der OB erklärte ihm, dass die Rückzahlung über die Mieteinnahmen geschehe und die Regierung klar Vorgaben mache, wie gebaut werden müsse.

Somit sei klar, dass die Kosten gedeckelt blieben. Außerdem entstehe durch das Projekt ja auch eine Wertschöpfung für die Stadt, machte Naß klar. Kamm betonte, dass er das Projekt nicht grundsätzlich ablehne, nur an dieser Stelle halte er es für falsch.

Fritz Felleiter (CSU) gab zu bedenken, dass auf der anderen Straßenseite jede Menge Wohnungen entstehen und er von der Dimension der Bauten ohnehin erschlagen sei. Das sei ihm anhand der Pläne nicht klar gewesen. Deshalb hätte er gerne den Gestaltungsbeirat eingeschaltet, um dort nicht noch ein wuchtiges Gebäude hinzustellen.

Nur der Plerrer kommt gut an

Maximilian Hetzner (Bündnis 90/Die Grünen) ging das Procedere zu schnell. Er wollte erst noch einmal Ideen zu sammeln, wie man das gesamte Quartier sinnvoll entwickeln sollte, und dabei vor allem auch die Verkehrssituation miteinbinden. "Ich würde gerne eine größere Betrachtung führen."

Große Einigkeit herrschte nur im Punkt Umgestaltung des Plerrers. "Das macht Freude, das macht Spaß", sprach Felleiter den Bauausschussmitgliedern offensichtlich aus der Seele.

Doch dieser Punkt stand am Donnerstag gar nicht zur Abstimmung. Weil sich schon im Vorfeld der Sitzung wenig Zustimmung für sein Gesamtkonzept gezeigt hatte, milderte Schröppel den Beschlussvorschlag ab. Seine weiteren Ideen für den östlichen Stadteingang sollte der Bauausschuss lediglich zur Kenntnis nehmen und sich einzig für das Projekt kommunaler Wohnungsbau aussprechen. Damit die Verwaltung hier weiterarbeiten könnte.

Daraus wird nun wohl erst einmal nichts werden. Die endgültige Entscheidung muss der Gesamtstadtrat am Donnerstag, 2. Juli, treffen.

 

1 Kommentar