Neues Gewand für St. Emmeram

09.08.2010, 20:11 Uhr
Neues Gewand für St. Emmeram

© Stephan

Das Innere des Gotteshauses sieht ein wenig angeschlagen aus. An den Kirchenbänken ist der Lack ab, am Altar das Gold und an den Wänden der Putz. „Hier ist seit den 60er-Jahren nichts mehr gemacht worden“, sagt Pfarrerin Claudia Fischl-Fellner und lässt ihren Blick durch die kleine Kirche schweifen. Was zuletzt vor rund 50 Jahren angegangen wurde, stellt sich aus heutiger Sicht zudem oft als problematisch heraus. „Hier müssen wir eine Bausünde ausmerzen“, sagt die Pfarrerin und zieht einen Teppich neben dem Altar zur Seite.

Darunter ein vergitterter Schacht umgeben von lieblos verschmiertem Beton in direkter Nachbarschaft zu den historischen Bodenplatten. In dem Schacht stand früher die in den 60er-Jahren eingebaute Heißluftheizung. Die soll bei der aktuellen Sanierung rückgebaut werden und so der Altarraum vom Beton befreit werden. Die Heizung selbst ist ohnehin seit Langem still gelegt. Schon deswegen, weil sie den Staub in alle Ecken der Kirche und unglücklicherweise auch in die Pfeifen der Orgel getragen hat. Das ­Instrument aus dem Jahr 1974 muss deswegen nun grundlegend gereinigt und generalüberholt werden. Das allein kostet die Gemeinde 23.000 Euro.

Auf der Sanierungsliste stehen zudem die rund 30 Kirchenbänke des im 11. Jahrhundert geweihten Gotteshauses. Die aktuelle, splitternde La­ckierung soll ab und die alte, braune wieder aufgefrischt werden. Fünf bis sechs Anstriche werden nötig sein. Die Pfarrerin setzt auf die Hilfe der Gemeindemitglieder. Außerdem sollen einige wenige Kirchenbänke herausgenommen werden, um den Gottesdienstbesuchern mehr Raum zu geben.Des Weiteren steht ein neuer Anstrich an, der das Innere St. Emmerans wieder heller und freundlicher wirken lassen soll. Diesem Zweck dient auch die Wiederauffrischung des aufgemalten Goldsockels an der Decke des Kirchenraums. Nicht nur einen ästhetischen Wert hat hingegen die Sanierung des historischen Fußbodens im Kirchenschiff. Etliche Platten wackeln beim Darüberlaufen und geben nicht nur vernehmlich Laut, sondern sind auch nicht ganz ungefährlich für die Gottesdienstbesucher.

Der Startschuss für die Innensanierung ist bereits vor rund einem Monat gefallen. Mit einer ungewöhnlichen Aktion. Die komplette Kirche wurde luftdicht verschlossen und anschließend Gas hineingepumpt. Das war die einzige Chance gegen Holzwurm und Co anzukommen, die in dem Gotteshaus massenhaft ein Zuhause gefunden hatten. Auf der Empore lassen sich jetzt noch die Sägemehlhäufchen der Schädlinge entdecken.

Ein Blick auf das Mauerwerk im Inneren verrät, was es mit dem breiten Graben auf sich hat, der momentan außen rund um das Gotteshaus läuft. Die Mauer hat Feuchtigkeit gezogen. Der Graben außen ist notwendig, um die Mauer trockenzulegen. Ein ähnlicher Schnitt muss auch noch im Kircheninneren gezogen werden.Die Maßnahmen im Inneren summieren sich auf 156 000 Euro. Mit einem Zuschuss von rund 50.000 Euro beteiligt sich die Landeskirche an der Sanierung und weitere 10.000 Euro erwartet Fischl-Fellner vom Landesamt für Denkmalpflege. Der Rest bleibt an der Gemeinde hängen. Die hat nach den Sanierungen des Kindergartens, des Gemeindehauses und des Pfarrhauses in den vergangenen Jahren keine Rücklagen mehr. Die Investitionen müssen kreditfinanziert werden. Das gilt auch für die bereits im vergangenen Jahr durchgeführte Außensanierung. Für 115.000 Euro bekam St. Emmeran ein neues Dach, zudem wurden Teile des Dachstuhls erneuert. Der Eigenanteil der Gemeinde für die komplette Sanierung beläuft sich auf rund 100.000 Euro.

Doppeltes Fest an Weihnachten

An den Sanierungen habe kein Weg vorbei geführt, meint die Pfarrerin. "Die Kirche ist schließlich der Mittelpunkt des Gemeindelebens.“ Die Sanierungskosten müssten nun über Jahre und Jahrzehnte langsam abgestottert werden. Um die Kosten möglichst gering zu halten, strich die Pfarrerin samt Kirchenvorstand und Kirchenpfleger Rudi Lutz die Wunschlis­te ohnehin ordentlich zusammen. Außerdem sparte man sich etliche Tausender durch kostenlose Eigenleis­tung von Gemeindemitgliedern.

Trotz des Stresses freut sich Fischl-Fellner, dass die Sanierung nun gestemmt werden kann. Wermutstropfen ist allerdings, dass für die Zeit der Arbeiten die Gottesdienste in das Gemeindehaus verlegt werden müssen. Aber Fischl-Fellner ist zuversichtlich und ehrgeizig zugleich: „Die Weih­nachtsgottesdienste wollen wir wieder in unserer Kirche feiern.“