Wo alte Apfelsorten als Secco im Glas perlen

2.10.2010, 17:36 Uhr
Wo alte Apfelsorten als Secco im Glas perlen

© Hans-Joachim Winckler

Hügelige Landschaften, grüne Wiesen und idyllische Obstgärten prägen das Bild rund um den Hesselberg, von dessen Gipfel man an besonders klaren Tagen sogar bis zu den Alpen schauen kann.

Auf fruchtbaren Feldern, Wiesen und in den Wäldern wachsen Wacholderbüsche, verschiedene kleine Enziane oder die schutzbedürftige Türkenbundlilie. Neben den für die Region typischen Schafweiden prägen alte Streuobstwiesen das Bild dieser Landschaft im Westen Mittelfrankens. Rund 90 verschiedene Apfelsorten – auch fast verschwundene, wie die rote Sternrenette oder der Weltringer Taubenapfel – reifen hier und werden in den Mostereien zu allerlei Köstlichkeiten verarbeitet.

In der Gemeinde Ehingen am Fuße des Hesselbergs produziert die Mosterei Beyerberg nach dem Motto „Mein Obst, mein Ertrag, mein Produkt“. Es kämen überwiegend Privatpersonen, erzählt Klaus Kober von der Mosterei, aber auch die Volkshochschule Hesselberg und ein Altenheim gehören zum Kundenstamm. Ein Zentner Obst bringt etwa 30 Liter Saft und das in nur fünf Minuten – man kann also warten und die Produktion selbst mitverfolgen: Die Äpfel werden zuerst gewogen, dann transportiert sie ein Fließband ins Wasserbad, anschließend weiter in eine Presse. Nach den Stationen Kelter, Sieb und Zentrifuge wird der Apfelsaft vor den Augen der Kunden abgefüllt. Immer samstags öffnet die Mosterei ihre Türen, und „jeder bekommt von seinem Obst seinen eigenen Saft zurück“.

Auch Regionalmanagerin Ute Vieting ist zufrieden: „Die Mostereien sind Anlaufpunkte, damit das Obst orts- und zeitnah abgegeben werden kann. Man hat zwei Möglichkeiten: Entweder man lässt sich den eigenen Saft pressen oder man verkauft überschüssiges Obst an die Mostereien.“ Damit kein einziger Apfel verkommt, und auch um Gaststätten mit regionalen Produkten versorgen zu können, wurde der Regionalvermarkter, die allfra („alles aus Franken“) GmbH, gegründet. Unter dem Namen „Hesselberger“ vermarktet sie diverse Produkte von Saftschorlen über Seccos bis hin zu Honig.

Frisch, ungespritzt und regional

Besondere Auflagen dienen der Qualitätssicherung: „Das Obst muss frisch sein, ungespritzt und aus einem Umkreis von höchstens 30 Kilometern um den Hesselberg stammen“, erklärt Norbert Metz vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken. „Wir wollen die Obstbesitzer fördern, es soll sich wieder lohnen die knorrigen Streuobstbäume zu pflegen.“ Deshalb zahlt der Regionalvermarkter auch den doppelten Marktpreis, wenn er Früchte aus der Umgebung aufkauft. Diese Obstsammlungen sind oft ein Familienereignis: Großeltern bringen ihre Enkel mit, die dann den Verkaufserlös als zusätzliches Taschengeld bekommen. Konkurrenz zwischen den einzelnen Mostereien und der allfra gibt es nicht – man arbeitet Hand in Hand. „Wir haben ein gemeinsames Ziel, nämlich den Erhalt und die hundertprozentige Verwertung der Streuobstbestände“, sagt Metz.

Deshalb rief die Entwicklungsgesellschaft Region Hesselberg 2004 die Fränkische Moststraße ins Leben. Über Rad- und Wanderwege gelangt man zu den einzelnen Stationen – Mostereien, Streuobstwiesen, Imkereien, Vesperstuben, Brennereien – die sich über 20 Gemeinden erstrecken. Ihr Zweck ist es, die regionale Wertschöpfung zu vergrößern und an die Bedeutung der Bäume zu erinnern.

Als erste Moststation wurde 2005 das „Genuss Erlebnis Kappelbuck“ eingeweiht: Auf alten Streuobstwiesen, zwischen Kräutern und Silberdisteln, kann man frischen Apfelsaft und selbst gebackenes Brot oder Pizza aus dem Holzofen genießen. Besonders beliebt: Der „gute Schluck vom Kappelbuck“ – ein Schnaps, hergestellt aus den eigenen Äpfeln und Birnen.

Mehr Informationen in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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