Alarmierende Lage

Fränkische Tierhilfe sendet eindringlichen Hilferuf: "Uns geht der Ar... auf Grundeis"

Greta Nagel

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9.2.2024, 19:52 Uhr
Die Katzenhilfe Würzburg braucht dringend finanzielle Unterstützung, sonst droht ein Behandlungs- und Aufnahmestopp für die Katzen.

© Katzenhilfe Würzburg Die Katzenhilfe Würzburg braucht dringend finanzielle Unterstützung, sonst droht ein Behandlungs- und Aufnahmestopp für die Katzen.

"Wir müssen jetzt massiv kastrieren, um die aktuelle Welle einzudämmen", sagt Inka Sörries, 2. Vorsitzende des Vereins "Katzenhilfe in und um Würzburg". Die Zahlen, die der Verein jährlich tierärztlich versorgt, seien nicht ungewöhnlich, aber alarmierend. 2023 hatte die Tierhilfe Würzburg nach eigenen Schätzungen 800 bis 1.000 Streuner tierärztlich vorsorgt. Die Versorgung deckt ein breites Spektrum ab: von Kastration bis Einschläferung.

2020 seien es zwischen 1300 und 1400 Streuner gewesen, so Sörries im Gespräch mit dieser Redaktion. Das ist nur ein Bruchteil der Streunerkatzen, die die Hilfe benötigen würden. Der Bayerische Tierschutzverband geht von etwa 300.000 Streunerkatzen allein in Bayern aus. Bereits im vergangenen Jahr musste die Tierhilfe die Aufnahme von Streunern stoppen, erzählt Sörries. "Wir brauchen dringend Hilfe, die Kosten sind stark gestiegen und in diesem Jahr wird der grundlegende Bedarf nochmal höher, weil es wieder mehr Streuner gibt."

Vermehrungsrate ist Grund für hohe Tierarztkosten

"Die Vermehrung ist exponentiell", warnt Sörries, "der aktuelle Zustand ist auch tierschutzrechtlich einfach nicht tragbar". Unkastrierte Katzen zeugen viele Nachkommen, die Vermehrungsrate ist hoch. Eine weibliche Katze kann pro Jahr zwei bis drei Würfe mit jeweils mindestens drei Nachkommen haben, die ihrerseits etwa ab dem etwa dem sechsten Lebensmonat vermehrungsfähig sind, so das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz.

Auch Sörries appelliert an Katzenbesitzer, ihre Katzen kastrieren zu lassen. "Die streunenden Katzen – das ist alles Nachwuchs von unkastrierten Kätzinnen und Katern, die einen Besitzer haben", sagt sie. Sörries arbeitet als Ehrenamtliche für den Verein "Katzenhilfe in und um Würzburg". Der Verein hat etwa 300 Mitglieder.

Eine der ehrenamtlichen Fängerinnen habe im Januar allein für einen Hof im Landkreis Würzburg mit 16 kranken, scheuen Streunern investiert, so Sörries. Das bedeutet konkret, "20 An- und Abfahrten, acht Fahrten zur Tierarztpraxis, 50 bis 60 Stunden vor Ort zum Fangen." Grob überschlagen würde der Verein mit 3.000 Euro reinen Tierarztkosten für die Kastrationsaktion rechnen.

Alle Helfer sind ehrenamtlich tätig und investieren viel Zeit in die Arbeit des Vereins. Die, die Streuner für den Übergang bei sich zu Hause aufgenommen haben, seien rund um die Uhr mit damit beschäftigt, sich um die Tiere zu kümmern. Trotzdem reiche das nicht, wenn das benötigte Geld fehle, so Sörries.

Arbeit liegt bei Ehrenamtlichen

Auch ihr Tag ist durchgetaktet: "Heute war ich von 6.30 Uhr bis 8.30 Uhr draußen unterwegs, um Streuner zu fangen, dann habe ich in meinem eigentlichen Job gearbeitet. In meiner Mittagspause war ich auch mit Vereinsaufgaben beschäftigt und dann am Abend, nach meinem Feierabend nochmal etwa vier Stunden. Also so sechs Stunden am Tag kommen da schon zusammen. Wochenende gibt es keins", erzählt sie.

Die Katzenhilfe hat kein zentrales Tierheim, da die Katzen nicht dauerhaft dortbehalten werden. "Es sind Streuner. Viele der Tiere sind sehr scheu. Das sind keine Sofa-Katzen", so die zweite Vorsitzende. Dennoch seien sie auch menschliche Hilfe angewiesen, da es immer noch Haustiere seien. "Immerhin ist der Mensch Ursache dafür, dass es diese Massen an leidenden Katzen überhaupt gibt."

Tierschutzhilfe bittet um Hilfe

Es gibt unterschiedliche Wege, wie die Tiere zur Katzenhilfe kommen. In vielen Fällen werden die Ehrenamtlichen gezielt um Hilfe gebeten. "Es gibt aber auch Hotspots, wo wir, in Absprache mit den Anwohnern, gezielt vor Ort aktiv sind. Wir haben außerdem 30 Futterstellen aufgebaut, wo wir die Population im Blick behalten." Die verwilderten Streunerkatzen werden mit Lebendfallen gefangen, kommen dann in tierärztliche Versorgung, wo sie behandelt und kastriert werden. Anschließend lässt die Katzenhilfe die Tiere wieder frei.

Um den Streuner auch in Zukunft helfen und die Tierarztkosten stemmen zu können, bittet die Katzenhilfe um Geldspenden und sucht nach Sponsoren. Wer spenden möchte, findet nähere Informationen auf der Website der Katzenhilfe Würzburg.

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