"Leider real und traurig"
Sorge bei fränkischer Traditionsbäckerei: Steht das Handwerk vor dem Aus?
06.07.2023, 20:41 Uhr
Sei es das Brötchen zum Sonntagsfrühstück oder das süße Teilchen zum Nachmittagskaffee. Die Bäckerei Scheckenbach aus Giebelstadt im Landkreis Würzburg versorgt ihre Stadt bereits seit 1875 mit handgemachten Backwaren und Konditoreiprodukten. Andere Traditionsbetriebe mussten sich hingegen schon längst dem Aus hingeben.
In einem Statement auf Facebook zeigte sich die Bäckerei Scheckenbach am Dienstag deshalb sehr besorgt. Das Handwerk in Deutschland stehe vor einem wachsenden Problem, heißt es in ihrem Posting. Sowohl die Bäckereibranche, als auch andere handwerkliche Berufe leiden an akutem Personalmangel.
Unsichere Zukunft für das Handwerk
Aktuell arbeiten insgesamt rund 50 festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bäckerei-Filialen von Thomas und Maria Scheckenbach. Dennoch sei es schwer, qualifiziertes Personal, Quereinsteiger oder Aushilfen zu finden, schreiben sie auf Facebook. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es 2023 rund 11,4 Prozent weniger Auszubildende in der Backbranche, berichtete der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V. im Mai.
Die genaue Ursache für den massiven Personalmangel im Handwerk kann die Bäckerei Scheckenbach nicht benennen. Dennoch stellen sie die stark gewandelte moderne Arbeitswelt und einen möglichen Mangel an Wertschätzung für handwerkliche Berufe gegenüber akademischen Berufen als mögliche Erklärungen in den Raum. Zudem könne es auch am Bildungssystem liegen, das die Förderung von handwerklichen Fähigkeiten scheinbar eher vernachlässigt.
Schnuppertage in der Backstube
Die Bäckerei Scheckenbach hebt in ihrem Facebook-Post das handwerkliche Geschick und die Kreativität hervor, die die Arbeit in Bäckereien und Konditoreien auszeichnen. In ihren Augen besitzt das Handwerk eine wichtige Rolle für die Gesellschaft. So seien ihre Filialen zum Beispiel Orte der Begegnung und des Austauschs. Deshalb möchten Thomas und Maria Scheckenbach Menschen dazu einladen, einen Nebenjob oder eine Ausbildung im Bäckereihandwerk zu starten oder zumindest einmal in den handwerklichen Bereich hineinzuschnuppern.
Konkrete Maßnahmen vom Zentralverband
Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerk möchte zumindest dem Personalmangel in ihrer Branche durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung entgegenwirken, hieß es in einer Pressemitteilung im Mai. Man wolle das Ausbildungspersonal im Bäckerhandwerk mit konkreten Unterstützungsangeboten stärken. Auch eine App für Auszubildende und Ausbildungsbetriebe oder die Nachwuchskampagne "Back Dir Deine Zukunft" sollen künftig mehr junge Menschen für handwerkliche Berufe begeistern.
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