Zahlen der Kriminalstatistik 2018: So sicher ist Bayern

Ralf Müller

18.3.2019, 16:39 Uhr
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann verkündete am Montag in München die bayerische Kriminalstatistik für das Jahr 2018.

© dpa/Peter Kneffel Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann verkündete am Montag in München die bayerische Kriminalstatistik für das Jahr 2018.

Nicht berücksichtigt wurden dabei die Verstöße gegen das Ausländerrecht. Trotz des Anstiegs bleibe Bayern unter den Ländern "Marktführer im Bereich der Inneren Sicherheit", betonte Herrmann. Mit 4571 Straftaten je 100.000 Einwohnern (plus 0,8 Prozent gegenüber 2017) sei die Kriminalitätsbelastung die zweitniedrigste seit 30 Jahren. Nur 2017 habe man ein noch besseres Ergebnis erzielt. Die Ansicht, dass "früher alles viel besser" gewesen sei, sei unzutreffend.

Auf dem Niveau des Vorjahres blieb die Aufklärungsquote von 64,5 Prozent (plus 0,1 Prozent). Der Minister zeigte sich mit dem Ergebnissen der polizeilichen Arbeit auch deshalb sehr zufrieden, weil die Zahl der Einwohner des Freistaats im Laufe des Vorjahres um 66.500 angestiegen ist. In den letzten zehn Jahren wuchs die Bevölkerung Bayerns um mehr als 475.000 Personen auf knapp 13 Millionen Ende 2017.

Das Plus bei den Fallzahlen ist nach der Statistik im Wesentlichen auf Anstiege in den Bereichen sexuelle Selbstbestimmung (plus 12,5 Prozent), Rauschgiftkriminalität (plus 8,0 Prozent), Sachbeschädigung (plus 1,7 Prozent) und Betrug (plus 18,4 Prozent) zurückzuführen. Auf der anderen Seite gab es Rückgänge bei den Diebstahlsdelikten (minus 4,4 Prozent), bei Raub und räuberischer Erpressung (minus 13,3 Prozent) und bei Leistungserschleichungen wie Schwarzfahren (minus 6,3 Prozent).

Weniger Wohnungseinbrüche

Das Risiko, in Bayern Opfer eines Wohnungseinbruchs zu werden, hat sich weiter reduziert. Die Polizei registrierte einen Rückgang um 13,3 Prozent auf 5239 Fälle - dem niedrigsten Wert seit sieben Jahren. In fast der Hälfte der Fälle (48,7 Prozent) blieb es beim Versuch. Die Aufklärungsquote liegt allerdings weiterhin bei niedrigen 20,6 Prozent (Vorjahr: 21,2 Prozent). Täter waren zur Hälfte vorwiegend aus Mittel- und Osteuropa nur zur Tatbegehung eingereiste Nichtdeutsche.

Der Anstieg im Betrugsbereich wird vor allem auf das Phänomen des "Call-Center-Betrugs" zurückgeführt. Nach wie vor funktioniert auch die Masche der Täter, vor allem ältere Bürger durch "falsche Polizeibeamte" um Bargeld und Wertsachen zu prellen. Auf den ersten Blick erschreckend ist der starke Anstieg bei den versuchten Tötungsdelikten von 338 Fällen im Vorjahr auf 468 Fälle 2018. Dahinter verbirgt sich ein Ermittlungskomplex mit 105 Mordversuchen. Im Großraum München wurde ein Tatverdächtiger ermittelt, der in Internetsitzungen Jugendliche in ganz Deutschland unter Vorspiegelung eines Job-Angebots zu potentiell tödlichen Selbstversuchen mit Strom überredet hatte.

35,5 Prozent der Täter ohne deutschen Pass

Die umfangreiche Novellierung des Sexualstrafrechts im November 2016 hat nach Angaben Herrmanns auch 2018 möglicherweise noch steigende Fallzahlen aufgrund von "erhöhtem Anzeigeverhalten" zur Folge. 2018 registrierte die Polizei 8626 Delikte (plus 12,5 Prozent). 7516 Opfer eines solchen Sexualdelikts wurden erfasst, 86,5 Prozent waren weiblich. 50,5 Prozent aller Opfer kannten den Täter vorher nicht. Auf gezielte Ermittlungstätigkeit wird die Zunahme der Rauschgiftdelikte auf 55.017 Fälle zurückgeführt. In Folge von Drogenkonsum kamen 2018 in Bayern 235 Menschen ums Leben (2017: 308) - Heroin blieb die Haupttodesursache.

Insgesamt wurden (ohne ausländerrechtliche Verstöße) 263.318 Personen als tatverdächtig ermittelt. Davon hatten 93.485 keinen deutschen Pass. Der Anteil dieser Personengruppe ist gegenüber dem Vorjahreswert um 0,6 Prozentpunkte gestiegen und liegt nun bei 35,5 Prozent. Im Jahr 2009 lag er noch bei 22,8 Prozent. Der Anteil der Nichtdeutschen an der bayerischen Bevölkerung liegt derzeit bei 12,6 Prozent. Es gebe allerdings auch nichtdeutsche Tatverdächtge, die nur zum Zwecke einer Straftat kurzfristig nach Bayern einreisten und in der Wohnbevölkerung nicht erfasst seien, fügte Herrmann hinzu.

Unter den nichtdeutschen Tätern waren 27.823 Personen, die nach ihrem ausländerrechtlichen Status bei den Behörden als "Zuwanderer" geführt werden. Opfer der meisten Gewaltdelikte, die dieser Gruppe zugerechnet werden, waren ebenfalls Zuwanderer. Unter den 4592 Opfern eines Gewaltdelikts von Zuwanderern seien 3106 nichtdeutsche gewesen, berichtete der Innenminister. Von diesen seien wiederum 2358 - wie die Täter - Zuwanderer gewesen.

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Stefan Schuster wies auf die "immense Arbeitsbelastung" der bayerischen Polizisten hin. Die positiven Zahlen der Kriminalitätsstatistik Zahlen dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Polizeikräfte "einen riesigen Berg an Überstunden vor sich herschieben", betonte Schuster. Der SPD-Politiker kritisierte, dass die bayerische Polizei immer mehr Aufgaben von der Staatsregierung zugeteilt bekommt. So würden die Polizeikräfte vermehrt zur Grenzsicherung eingesetzt. "Das ist und bleibt Bundesaufgabe", unterstrich Schuster.

Mittelfranken: Brave Fürther

In Mittelfranken fällt die unterschiedliche Kriminalitätsbelastung in den Großstädten auf. Gemessen an der Häufigkeitszahl (Straftaten je 100.000 Einwohner) bleibt Fürth die sicherste bayerische Großstadt und konnte sich sogar noch deutlich verbessern: Pro 100.000 Einwohner wurden hier im Vorjahr 4254 Straftaten erfasst, 8,1 Prozent weniger als 2017. Mit 5178 Delikten zählt auch Erlangen zu den eher kriminalitätsarmen Städten im Freistaat (minus 0,8 Prozent). Die Häufigkeitszahl von Nürnberg hat gegenüber 2017 zwar um 3,8 Prozent abgenommen, mit 8076 liegt sie dennoch weit höher als zum Beispiel die von München (6469). Für den gesamten Regierungsbezirk Mittelfranken wurde 2018 eine Häufigkeitszahl von 4771 ermittelt. Das war um 3,1 Prozent besser als im Vorjahr (4923).

Unterfranken: Autokratzer verhunzt auch die Statistik

Rätselraten um das Kriminalitätsgeschehen in Würzburg: In der unterfränkischen Bezirkshauptstadt schnellte die Häufigkeitszahl, also die Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner, im vergangenen Jahr um 10,9 Prozent nach oben. Mit 8547 Delikten je 100.000 Einwoher schob sich Würzburg sogar vor den langjährigen "Spitzenreiter" Regensburg auf der Liste der am meisten mit Kriminalität belasteten Städte Bayerns.

Des Rätsels Lösung lieferte am Montag Landespolizeipräsident Wilhelm Schmidbauer: Eine Serie zahlreicher Sachbeschädigungen durch einen "Autokratzer" habe die Würzburger Fallzahlen nach oben schnellen lassen. Auch wegen des Anstiegs in Würzburg kletterte die Häufigkeitszahl für den gesamten Regierungsbezirk um 2,7 Prozent auf 4022. In Aschaffenburg hingegen sank die Kriminalitätsbelastung gegenüber 2017, und zwar deutlich um 3,2 Prozent auf 7249.


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