Zu Gast bei TV-Koch Rainer Mörtel: "Wenn ich mich im Fernsehen seh, schalt ich um"

28.2.2021, 17:24 Uhr
Zu Gast bei TV-Koch Rainer Mörtel:

© Roland Fengler

Rainer Mörtel hat einen Namen, der perfekt zu seiner Aussprache passt. Rollendes R am Anfang, ein haddes D in der Mitte und ein L am Ende. Auf Fränkisch also: Rrrainer Mödddll. Als gemütlichen Franken, der sich seine Zunge nicht zu Hochdeutsch verrenkt, kennt man den 52-Jährigen aus dem Franken Fernsehen. Dort kocht er regelmäßig seit zehn Jahren "Das schnelle Gericht." Zubereitet mit viel fränkischer Gemütlichkeit.

Holzherzen am Eingang

Genau so locker wie im Fernsehen begrüßt er uns auch bei sich zuhause in Fürth-Stadeln. Größer als gedacht ist Mörtel, mit schwarzer Cargo-Arbeitsweste und Lesebrille auf dem Kopf. Ein fränkischer Balu der Bär. "Bitte anrufen, ich bin net so der E-Mailer, ich tu lieber erbern", hatte er zur Terminabstimmung vorausgeschickt. Sein 60 Jahre altes Haus, in dem er mit seiner Frau und seinem 12-jährigen Sohn lebt, liegt idyllisch in einer Siedlung mit Einfamilienhäusern. Holzherzen zieren die Eingangstüre, über den großen Garten mit hohen Bäumen ("Was des für Bäume sind? Fichten, glaub ich. Net?!") hinweg schaut man ins Grüne. Beziehungsweise, im Winter ins Weiße. "Wasserschutzgebiet. Da kann kanner hinbauen", sagt Mörtel zufrieden.

Seine Frau ist für die Innengestaltung des Hauses zuständig, er fürs Außen. Draußen liegt auch Mörtels Lieblingsort, zu dem er uns führt: Seine Werkstatt. Besser gesagt, seine Werkstatt und seine Garage mit Werkbank. Hier nimmt er auseinander und schraubt zusammen, was nicht niet- und nagelfest ist. Ein gelber VW Bulli hält unter einer Plane Winterschlaf. Mit 19 Jahren hat er ihn mit Kumpels zusammengebastelt. "Jedes Jahr sag ich, etz verkauf ich ihn", sagt Mörtel. Und dann kann er sich doch nicht trennen. Schrauben, löten, pulverisieren, Schweißnaht und Wassertransferdruck. Man glaubt fast eher einen Kfz-ler als einen Koch vor sich zu haben. Die Liebe zur Schrauberei hat er vom Vater geerbt. "Der war noch schlimmer als ich", sagt Mörtel und lacht. Besonders stolz ist er auf die große Werkbank in der Garage, die direkt aus Meister Eders Schreinerei zu stammen scheint.

Zu Gast bei TV-Koch Rainer Mörtel:

© Roland Fengler

"Wollt ihr an Kaffee?", fragt er und bestellt dann schnell bei seiner Frau drei große Cappuccino. Die geblümte Tasse mit dampfendem Kaffee vor sich, die neue Bohrmaschine, ein Weihnachtsgeschenk seiner Frau, neben sich – plaudert er über die kuriosen Gegenstände, die sich hier finden. Denn ein Sammler ist er auch. Die Bahnhofsuhr über der Werkbank stammt vom Augsburger Bahnhof, die Klappsitze an der Wand aus dem Berliner Olympiastadion, beides übers Internet erstanden. Das altmodische Schild von Coca Cola hat er im Wald gefunden und wo der Abfalleimer herkommt, bleibt sein Geheimnis.

Wenn ich noch ein Lokal hätte, wäre ich am Arsch

Momentan kommt er aber gar nicht zum Werkeln. "Freizeit hab ich grad net", sagt er. Trotz Corona arbeitet er auf Hochtouren. Sowieso gibt er seit 30 Jahren Vollgas. 2019 hat er sein Lokal "Rainer’s Restaurant" aufgegeben und 2020 auf Essens-Automaten umgestellt. Sie stehen in Fürth, in Cadolzburg und in Nürnberg-Thon. Mörtels Gerichte kann man sich hier fertig zubereitet ziehen, von der Rinderroulade bis zum süßen Nachtisch. Kein "Päcklaszeug", sondern frisch zubereitet, betont der Koch. Genau zur richtigen Zeit hat er umgestellt. "Wenn ich jetzt noch ein Lokal hätte, wäre ich am Arsch", sagt er ohne Beschönigung.


Roulade auf Knopfdruck: TV-Koch kocht für Automaten


Die Idee zu den Automaten hatte er schon lange im Kopf, Corona war da noch nicht in Sicht. Jetzt ist es die perfekte Lösung. "Ich hab Dusel gehabt", sagt Mörtel. Um die Automaten zu bestücken arbeitet er sieben Tage die Woche, 12, 14 Stunden am Tag. Ein Küchenteam unterstützt ihn dabei. Die Küche ist an eine Metzgerei angeschlossen, die einen Katzensprung von seinem Haus entfernt ist. So kann er schnell "einen Braten schieben", und dann nach Hause gehen.

Zu Gast bei TV-Koch Rainer Mörtel:

© Roland Fengler

Über so etwas wie Sonntagsspaziergänge zerbricht sich der Koch nicht den Kopf. "Dafür hab ich keine Zeit." Sport begrenzt sich meistens darauf, es sich vorzunehmen. "Für meine Gewichtsklasse hab ich immerhin noch Schnürschuhe", sagt Mörtel und deutet auf seine Füße. Bücken geht noch. "Wennst immer viel erberst, dann bist auch immer ganz gut im Rennen", glaubt er.


Promis privat: "Dahamm" bei Wolfgang Buck


Ihm gefällt der Hochbetrieb und dass er am Ende des Tages sieht, was er gemacht hat. "Meine Frau, die in ihren Exceltabellen drinhängt, hat das nicht so", sagt er. Als er 2008 sein damaliges Lokal "Schwarzes Kreuz" aufgab, war die erste Zeit schwierig für ihn. Dann entdeckte er, dass es noch etwas jenseits der Arbeit gibt. Auf seinem Bock, sprich Chopper-Motorrad, machte er eine Deutschlandtour. "Sensation!", sagt Mörtel.

Fernurlaube vermisst er nicht. Auch weil er als junger Koch fünf Jahre auf einem Kreuzfahrtschiff angeheuert hatte und viel gesehen hat von der Welt. Auch für Promis wie Prinz Charles hat er auf dem Schiff gekocht. Jetzt muss er nicht mehr weg. "Dahamm is schee", sagt er. Die Erkenntnis, betont er, hatte er schon vor Corona. Nach Italien ist er mit seiner Frau schon ab und zu gefahren früher. An den Gardasee etwa oder nach Elba, auf der Insel haben sie auch geheiratet. Jetzt fährt er mit ihr gerne "nauf an Main." Zwei Ziele würde er mit seiner Familie aber schon gerne mal erleben: Die Nordlichter und die Kirschblüte in Japan.

Ich bin der Bob-Ross-Ersatz!

Wenn man mit Mörtel plaudert, hat man schnell das Gefühl, man kennt sich schon länger. Das Duzen liegt ihm näher als das Siezen. "Ich bin a alter Waafer", sagte er über sich. Auf die Fürther Kirchweih ging seine Familie deshalb lieber nicht mehr mit ihm. Weil er an jeder Ecke stehen bleibt und mit Menschen, die ihn aus dem Fernsehen kennen, ratscht. Als Ü-Promi bezeichnet er sich, überflüssige Prominenz.

Zu Gast bei TV-Koch Rainer Mörtel:

© Roland Fengler

Er selbst hat in zehn Jahren noch keine einzige Sendung von sich am Stück gesehen. Wenn er als Nachtgiger, der er ist, beim Zappen auf sein eigenes Konterfei trifft, schaltet er lieber um. "Die Leuten finden`s subber. Ich bin der Bob-Ross-Ersatz", sagte er und lacht. Wie der berühmte Fernsehmaler ist er für viele ein beruhigendes Betthupferl. Er selber hält sich im Fernsehen nicht aus. "Da sind manchmal Sprüch dabei! Aber so bin ich halt. Da is nix gestellt." So gelassen wie er im Fernsehen rüber kommt, wirkt er auch jenseits der Kameras.
Was die Kochkunst angeht ist er aber gar nicht so entspannt. In der Zeit, als er Meisterprüfungen abgenommen hat, stellte er fest, dass er so locker gar nicht ist. "Da war ich eher streng, denn es muss passen." Mist abliefern, da hört bei Mörtel der Spaß auf.

Sushi und Gehäckbrot

Er selber isst alles Mögliche gerne, von Fränkisch bis Sushi. "Aber ich bin schon eher der Gehäckbrot-mit-Ei- und-Zwiebel-Typ", sagt er. Und er grillt gerne mit Freunden. Diese geselligen Runden vermisst er dann doch sehr: "Das ist furchtbar. Ma hoggt dahamm." Dann kann Mörtel nicht mehr sitzen bleiben. Ein Blick aufs robust verschalte Handy ("Weil’s ja dauernd nunder fliechd") sagt ihm, sein Küchenteam ruft. "Servus!" Dann schwingt er sich ins Auto und fährt zur Metzgerei, ein paar hundert Meter weiter. Sport macht Mörtel dann halt wieder am Herd.


Zur Person:
Rainer Mörtel wurde 1968 in Vach in Fürth geboren. Der gelernte Metzger ist Küchenmeister und Dipl. Hotel-und Betriebswirt. Er führte fünf Restaurants, zuletzt "Rainer’s Restaurant" in Boxdorf. Heute bietet er sein Essen in Automaten an. Als TV-Koch ist er aus dem Franken Fernsehen bekannt. Er ist verheiratet und hat einen 12-jährigen Sohn.

Eine Liste seiner "schnellen Gerichte" von Franken Fernsehen gibt es hier.

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