Historische Attraktion

Freilandmuseum wird 40 Jahre

13.6.2022, 11:16 Uhr
Freilandmuseum wird 40 Jahre

© Ute Rauschenbach

Die Zeit war reif für die Gründung eines Fränkischen Freilandmuseums. Die Wirtschaftswunderzeit machte Tabula Rasa in den Dörfern, die Sehnsucht nach dem „schöneren Wohnen“ brach sich Bahn, das Alte hatte ausgedient und musste weichen. Als Folge dieses Kahlschlags kam es ab der zweiten Hälfte der 1970er Jahre zu einer regelrechten Gründungswelle an Freilichtmuseen, die zu „Reservaten“ für bedrohte Altbauten wurden.

Die Wurzeln des Fränkischen Freilandmuseums gehen ebenfalls in diese Zeit zurück. 1975 gründete sich in Nürnberg ein Förderverein, der sich die Etablierung und Unterstützung eines Freilandmuseums für Franken zum Vereinsziel setzte. Waren es bei der Gründungsversammlung noch 27 Mitglieder, so sind es mittlerweile weit über 4000 Mitgliedschaften – und der Verein wächst weiter. Nachdem 1976 der mittelfränkische Bezirkstag beschlossen hatte, die Trägerschaft eines Fränkischen Freilandmuseums zu übernehmen, war der Weg frei. Unter dem Gründungsdirektor Konrad Bedal nahm der Museumsaufbau rasch Fahrt auf, sein Museumskonzept einzelner regionaler und thematischer Baugruppen setzte Maßstäbe und ist bis heute gültig.

Freilandmuseum wird 40 Jahre

© Konrad Bedal

Zwei Fragen werden am häufigsten gestellt: Wie kommt das Museum an die alten Häuser und wie werden die Gebäude abgebaut? Zahlreiche Gebäude hatte Konrad Bedal damals selbst entdeckt und deren Schicksal – Leerstand, Verwahrlosung, Verfall – oft über Jahre verfolgt. Viele Häuser wurden aber auch von der Kreisheimatpflege oder den Denkmalbehörden angeboten, wie zuletzt die Synagoge aus Allersheim bei Würzburg. Mehrmals in der Woche kommen auch Häuser-Angebote von Bürgern, die ihre historischen Immobilien nicht sanieren können oder wollen und sie lieber in einem Freilichtmuseum sähen. Doch kann das Museum nicht Retter aller bedrohten Häuser sein und muss diesen Angeboten meist eine Absage erteilen.

Freilandmuseum wird 40 Jahre

© Lisa Baluschek

Und wie kommen die Häuser nun ins Museum? Überwiegend wandweise, Fachwerkgefüge werden nicht zerlegt, sondern in möglichst große Wandteile getrennt. Diese werden mit Brettern verschalt und mit einem Autokran auf einen Tieflader befördert, der sie nach Bad Windsheim transportiert. Was so einfach klingt, ist in der Praxis oft deutlich komplizierter, es braucht dafür erfahrene und in historischen Bautechniken ausgebildete Museumshandwerker.

Freilandmuseum wird 40 Jahre

© Ute Rauschenbach

Wie geht es weiter mit dem Bauen im Freilandmuseum? Es wird nicht aufhören, die nächsten Projekte laufen bereits, wie das der Synagoge aus Allersheim. Auch wird das ländliche Bauen des 20. Jahrhunderts künftig eine größere Rolle spielen. Mit einem Stahlhaus von 1949 aus und einem Behelfsheim für Ausgebombte ist das Museum bereits in der Zeitgeschichte angekommen, ein Aussiedlerhof oder ein Siedlerhaus der 1950er Jahre werden vielleicht einmal folgen. Vom offenen Herdfeuer im Mittelalterhaus bis zur Einbauküche im Stahlhaus – fast 700 Jahre Geschichte des ländlichen Wohnens und Bauens in Franken sind im Fränkischen Freilandmuseum erlebbar.

Weitere Informationen unter freilandmuseum.de

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