Geschundener Körper in Kohle

19.2.2021, 18:10 Uhr
Geschundener Körper in Kohle

© Foto: Harald Hofmann

Und das macht sie, wie sie selbst sagt, "auf geschundenem Papier". Smoks expressive Kohlezeichnungen kommen auf großformatiges, zerknittertes Packpapier und symbolisieren bereits durch das Material – grobe Kohle auf rauem Untergrund –, was sie thematisieren. Und ihre Arbeitsweise lässt erahnen, dass sich die Künstlerin selbst nicht schont.

Corinna Smok, so ist sie in ihrem Atelier in der Fürther Rosenstraße zu sehen, ist beim Arbeiten überwiegend gebückt, in der Hocke oder auf Knien, das Papier vor ihr liegend. Das überträgt sich auch auf ihren Kreuzweg – ihre Zeichnungen sind keine idealisierenden Illustrationen der Evangelien, man spürt in ihnen förmlich den körperlichen Schmerz und die seelische Not. Dazu kommt: Die Künstlerin ist selbst dem Glauben zugetan, hat also auch einen inneren Zugang zu ihrem Kreuzweg.

Die 15 Zeichnungen in Herz Jesu sind übrigens keine Originale. "Das wäre auch zu problematisch", sagt die 1968 in Rheinhausen geborene Künstlerin bei einem Rundgang, "die grob aufgetragene Kohle würde bei jeder sanften Berührung verwischen, die Besucher würden sich schmutzig machen." Deshalb hängen in der Erlanger Herz Jesu-Kirche Eins-zu-Eins-Fotografien in höchster Qualität – erst aus der unmittelbaren Nähe ist erkennbar, dass es sich nicht um die Originale handeln kann. Diese hängen übrigens in der Nürnberger Herz Jesu-Kirche im Galgenhof, wo sie dauerhaft (unter Glas) bleiben.

Für Martin Förster vom Pfarramt Herz Jesu ist die Einladung von Corinna Smok sowohl Herzensangelegenheit als auch ein Stück gemeinsames Kirchenleben mit den Glaubensbrüdern und -schwestern in Nürnberg.

Aufgeteilt ist die Ausstellung etwas ungewöhnlich, sind doch die meisten Zeichnungen (inklusive der Kreuzigungsszene und der Kreuzabnahme) im Kirchenchor gehängt und damit stets im Blick der Gläubigen.

An den Wänden des Langhauses hängen die Motive des Leidenswegs durch die Via Dolorosa, darunter auch das weniger bekannte Motiv des Simon von Cyrene, der Jesus dabei hilft, das Kreuz zu tragen – er wurde wohl von Soldaten gezwungen, dies zu tun. Dass der Kreuzweg statt der üblichen 14 diesmal 15 Stationen umfasst (eine Auferstehungsszene ist zusätzlich eingefügt), ist hingegen so ungewöhnlich nicht.

Der Kreuzweg als Leidens- und Erlösungsweg ist in seiner Geschichte schon häufiger verändert beziehungsweise erweitert worden. Corinna Smok hat den Vorstellungen des Kreuzwegs eine weitere berührende Facette hinzugefügt.

"Kreuzweg". 15 großformatige Zeichnungen von Corinna Smok in der Herz Jesu-Kirche am Katholischen Kirchenplatz. Ab sofort bis 11. April täglich geöffnet von 9 bis 17 Uhr. Eingeführt wird der Kunst-Kreuzweg mit dem Gottesdienst am Sonntag, 28. Februar, ab 11 Uhr. Die Einführungsrede und die Führung mit Bildbetrachtung übernimmt der ehemalige Künstler-Seelsorger und Pfarrer Hans-Peter Weigel.

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