Gunzenhausen: Mathias Hertlein will Landrat werden

13.10.2019, 15:54 Uhr
Gunzenhausen: Mathias Hertlein will Landrat werden

© Marianne Natalis

Der 33-jährige Kreisvorsitzende der Jusos trat im Windsfelder "Moarhof" selbstbewusst auf und hielt mit seinen Ambitionen nicht hinterm Berg: Er will der neue Landrat von Altmühlfranken werden. Und wenn es nach dem Vorsitzenden der Kreistagsfraktion geht, dann ist das auch kein utopisches Ziel: "Der überfällige, ideologische Wandel an der Spitze des Landkreises kann gelingen", zeigte sich Joachim Federschmidt überzeugt.

Vor rund drei Wochen hatte der SPD-Kreisvorstand einstimmig Mathias Hertlein als Landratskandidaten vorgeschlagen. Kreisvorsitzender Harald Dösel stellte Hertlein als einen Mann vor, der sich "mit Energie" in Sachverhalte einarbeite und "mit Herzblut" Politik mache. Als Inhaber eines kleinen Softwareentwicklungsunternehmens liegt Hertlein das Thema Digitalisierung naturgemäß sehr am Herzen. Gerade in diesem Bereich seien im Landkreis Entwicklungen "einfach verschlafen" worden, anders kann es sich der Juso-Kreisvorsitzende nicht erklären, dass erst 20 Jahre, nachdem Amazon in Deutschland das erste Buch verkauft hat, in Altmühlfranken eine Online-Plattform für die regionalen Einzelhändler ins Leben gerufen wird.

"Digitalisierung passiert jetzt, ob wir das wollen oder nicht", machte Hertlein deutlich. Und diese Zeitenwende, diesen Prozess, der alle Lebensbereiche verändere, wolle er "begleiten und steuern" und nicht "aussitzen", wie das bisher geschehen sei. Um die Digitalisierung in den Schulen voranzutreiben, reichten Glasfaserkabel und Beamer nicht aus. Es brauche gut ausgebildete Lehrer, die die technologischen Entwicklungen auch nutzen könnten, und entsprechende Lernsoftware. Vor allem aber müsse Medienkompetenz vermittelt werden, sprich, der Umgang mit fake news und den sozialen Netzwerken.

Eine vernünftige Breitbandversorgung, bezahlbarer Wohnraum und die besten Schulen sind für Hertlein die Basis, um junge Menschen in Altmühlfranken zu halten. Die Region so attraktiv zu machen, dass sich die Menschen hier wohlfühlen, das ist für Hertlein Wirtschaftspolitik.

Die war nach seinen Worten auch ein Thema bei den vier Dialogforen, in denen die Kreis-SPD ihre Konzepte für die Zukunft entwickelt hat. Dabei sei vor allem deutlich geworden: Ein auf "Konkurrenz und Eigennutz aufbauendes Wirtschaftssystem" könne auf Dauer nicht funktionieren. Vielmehr sei ein Wirtschaftssystem notwendig, das nicht die Gewinnmaximierung, sondern das Gemeinwohl in den Vordergrund stelle. Als Landrat werde er sich dafür einsetzen, "Konzepte aus der Gemeinwohlökonomie auch kommunal umzusetzen".

Ein zögerliches Auftreten kann man Hertlein wirklich nicht vorwerfen, kein "eventuell" oder "im Falle meiner Wahl" kommt ihm über die Lippen. Mehrfach dagegen verspricht er, was er als Landrat alles tun werde. Das reicht von Klimaschutz – als eine seiner ersten "Amtshandlungen" will er das Gespräch mit Vertretern von Fridays for Future suchen – bis hin zum Dialog mit den Bürgern. Der ist für ihn ganz wesentlich, will man den "tiefen Riss", der durch die bundesdeutsche Gesellschaft geht, überwinden.

Dass 2015 die Grenzen für die Flüchtlinge aufgemacht wurden, hält Hertlein, der neben diversen Vereinen auch bei der Weißenburger "Seebrücke" und im Landkreisbündnis gegen Rechts aktiv ist, nach wie vor für richtig. Allerdings habe man damals vergessen, die Bevölkerung mitzunehmen. Informationsveranstaltungen, Infostände, Kneipenbesuche, das sind Hertleins "Mittel, um mit den Menschen im Gespräch zu bleiben". Nur dann könnten die essentiellen Themen unserer Zeit, wie etwa Klimaschutz, gelingen.

Politik in die Wiege gelegt

Hertlein ist ein guter Redner, die Genossen hängen förmlich an seinen Lippen und lassen sich gerne von seinem Schwung mitreißen. Die Politik wurde dem 33-jährigen aber auch förmlich in die Wiege gelegt, galt doch sein Opa Ludwig Hertlein lange Jahre als "roter Häuptling" von Markt Berolzheim. Daran hatte zuvor die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Christa Naaß in ihrem Grußwort erinnert.

Am Ende gab es donnernden Applaus für den Kandidaten und alle 42 anwesende Delegierte gaben Hertlein mit ihrem uneingeschränkten "Ja" einen klaren Auftrag: Sie wollen ihren Kandidaten siegen sehen. "The times they are a-changin’" – mit dem Song von Bob Dylan gab schließlich noch das "Sozialisten-Duo" (Harald Dösel und Monika Hümmer) der Versammlung musikalisch die Richtung vor.

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