Harte Strafen für Welpenschmuggler?
24.3.2014, 06:00 UhrIn Christian Schmidts kräftigen Pranken wirkt der Welpe noch ein wenig kleiner, als er ohnehin schon ist. Sanft streichelt der Fürther Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft durch das flauschige Fell des jungen Hundes. „Eigentlich dürftest du gar nicht hier sein“, sagt er.
Hier, das ist in diesem Fall das Tierheim Nürnberg, wo auch der kleine Hund mit den braunen lieben Augen gelandet ist. Schmidt will sich zusammen mit der Nürnberger Abgeordneten Dagmar Wöhrl, für den Fürther „die Nummer-eins-Tierschützerin im Bundestag“, über die Transportwelpen erkundigen, die vor zwei Wochen hier gestrandet sind.
Der junge Hund auf Schmidts Arm gehört nicht dazu, wohl aber zum heimatlosen Nachwuchs aus dem Tierheim. Die 74 der ursprünglich 77 Transporterwelpen — zwei Yorkshire Terrier und ein Golden Retriever haben die Strapazen nicht überlebt — sind noch immer unter strenger Quarantäne. Das gilt auch für Minister.
Schmidt holt sich hier Futter, also Information für den runden Tisch in Sachen Tierschutz, den er plant. Der Fürther will sich illegale Händler zur Brust nehmen, den Kampf ansagen; das spürt und hört man.
Erste Abhilfe soll ein verschärftes Tierschutzgesetz schaffen. Ab August ist „das Verbringen und überhaupt die Einfuhr zur Abgabe gegen Entgelt erlaubnispflichtig“, sagt er. Durch die Erlaubnispflicht könne man Verstöße besser verfolgen. Dann gilt auch: Drei Monate muss ein Welpe beim Transport mindestens sein, auch eine Tollwutimpfung und ein Impfpass sind Pflicht, sagt Schmidt — und streichelt dem jungen Welpen noch einmal über das Fell.
10000 Euro pro Transport
Damit habe man sich dem Tierschutz „genähert“, sagt Schmidt, aber man sei noch nicht am Ende. Bei einer Dunkelziffer von etwa einem solchen Transport pro Tag (Schätzung des Zolls) sieht der Bundesminister außerdem Schwächen in der Grenzkontrolle. „Ich habe den Eindruck, da ist noch Bedarf.“ Grenzkontrolle aber ist Ländersache.
Das gilt nicht für die Bestrafung der Welpenschmuggler. Deren Vergehen gelten bislang als Ordnungswidrigkeiten — mit Geldbußen in Höhe von 5000 bis 25000 Euro. Ein schlechter Scherz bei einem satten Gewinn von 10000 Euro pro Transport. Mit einem solchen Ertrag rechnen Tierschutzorganisationen. Das müsse der Bund ändern, findet Dagmar Wöhrl.
Für Nürnberg hat Wöhrl noch einen Wunsch, fast eine Forderung. Die Stadt soll dem Tierheim bei den Kosten, auch im Hinblick auf die steigende Zahl der Schmuggelwelpen, unter die Arme greifen. „Allein die Tiere aus diesem Fund kosten 130000 Euro bis jetzt“, rechnet sie vor. Die zahlt allein das Tierheim. „Wir brauchen einen Fonds oder Zuschüsse.“
Viele Spenden
Zumindest die Spenden haben auch für die neuen „Kinder“, wie Tierheimleiterin Heike Weber die Welpen liebevoll nennt, nicht nachgelassen — außer beim Geld. Vielmehr werden Decken und Tierfutter gegeben. Die hohen Kosten aber verursacht vor allem die Medizin.
Immerhin: Die Chancen der Jungtiere stehen besser als bei dem Massenfund von 94 Welpen vor zwei Jahren, von denen 24 starben. „Damals war das Impfserum gegen Parvovirose, eine Art Windpocken, nicht freigegeben.“ Diesmal schon, das helfe. Und auch die Erfahrung in Sachen Welpenfund sei hilfreich, gibt Weber zu. So sei es gut gewesen, in Sachen Vermittlung auf den Tisch zu hauen. „Die Leute warten jetzt, dass wir etwas bekanntgeben, statt anzurufen.“
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