Eine Fränkin in München

Hausbesuch! So lebt Sportmoderatorin Katrin Müller-Hohenstein

2.11.2021, 06:00 Uhr
Spielzeug für Hündin Lotte: Mit ihr geht Sportmoderatorin Katrin Müller-Hohenstein gerne Joggen. Die 56-Jährige lebt in München, kommt aber regelmäßig in ihre Heimat Franken.  

© Anette Röckl Spielzeug für Hündin Lotte: Mit ihr geht Sportmoderatorin Katrin Müller-Hohenstein gerne Joggen. Die 56-Jährige lebt in München, kommt aber regelmäßig in ihre Heimat Franken.  

Hell sind nicht nur die blauen Augen von Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein, die in Jeans und Strickjacke die Tür zu ihrem Haus in Schwabing öffnet, hell ist auch das gesamte Haus. Selbst an einem grauen Herbsttag kommt durch die bodentiefen Fenster mit ihren weißen Holzrahmen viel Licht. Weiß gestrichen sind die Holzbalken und Regale, steril wirkt hier aber nichts.

Ein Loungemöbel mit Blick auf den Garten lädt zum Relaxen ein, ein blaues Schaf steht neben dem Bücherregal mit den vielen Krimis von John Grisham. Der Schriftzug "Dahoam" prangt auf zwei Kissen, die das Sofa zieren. Im Flur hängt eine gerahmte Mini-Foto-Serie mit Oliver Kahn, beide sehen aus wie ein Pop-Duo. "Ja? Wir sind Roxette!", sagt die Moderatorin und lacht.

Mit einer ZDF-Tasse in der Hand nimmt Katrin Müller-Hohenstein, Spitzname KMH, am rustikalen Holztisch im Wohnzimmer Platz. Vor 20 Jahren hat sie das Haus im Wagner-Viertel in Schwabing erstanden. Es sei ihr quasi vor ihre Füße gefallen, erzählt sie. Es ist beschaulich hier. "Sonntags fährt nicht mal ein Auto, da ist es so ruhig wie auf dem Dorf. Und ich bin ja doch irgendwie ein Landei", sagt sie. In zehn Minuten zu Fuß an der Münchner Freiheit zu sein, gefällt ihr trotzdem. Große materielle Ansprüche habe sie nicht. "Aber in dieses Haus habe ich damals investiert. Mir ist das Herz damals ganz schön in die Hose gerutscht. Heilige Scheiße, ich kauf mir jetzt ein Haus!"

Sie liebt den Dialekt, die Bodenständigkeit

In ihrem Wohnzimmer steht ein blaues Friedensschaf von dem Künstlerpaar Bertamaria Reetz und Rainer Bonk. Der Blumenkranz stammt von der Fußball-WM in Sotschï

In ihrem Wohnzimmer steht ein blaues Friedensschaf von dem Künstlerpaar Bertamaria Reetz und Rainer Bonk. Der Blumenkranz stammt von der Fußball-WM in Sotschï © Anette Röckl

Die sportliche 56-Jährige mit den blonden Haaren ist ein ungekünstelter Typ. Vielleicht liegt es auch an den fränkischen Wurzeln. Die Moderatorin, die seit 2006 "das aktuelle sportstudio" im ZDF moderiert und bei den Fußball-Weltmeisterschaften oder -Europameisterschaften für das Fernsehen berichtet, ist in Erlangen geboren und aufgewachsen.

Sie ist die einzige echte Fränkin in ihrer Familie: Ihr Vater ist Berliner und arbeitete an der Uni Erlangen, die Mutter kommt aus Essen. "Bei uns zuhause wurde nicht fränkisch gesprochen", sagt Müller-Hohenstein. Den Dialekt beherrscht sie trotzdem perfekt. "An Budder gibt's gwiss net?", imitiert sie den fränkischen Zweckpessimismus. Sie liebt den Dialekt, die Bodenständigkeit – und die fränkischen Nationalgerichte Schäufele und gebackener Karpfen.

In München fühlt sie sich mittlerweile zuhause, auch ihre Eltern sind hierher gezogen. "Aber immer wenn ich in Franken bin, geht mir das Herz auf", sagt Müller-Hohenstein. Um Menschen zu besuchen und für Spiele des 1. FCN ist sie regelmäßig in der alten Heimat: "Der Club ist super!", sagt sie mit Nachdruck. Kürzlich war sie bei Kalchreuth wandern: "Zum Ausflippen schön!"

Die Natur habe sie in Franken sogar mehr genossen als hier. Die Berge vor der Tür bräuchte sie gar nicht: "Ich bin eher der Wassertyp", sagt sie. Schwimmen ist ihr liebstes Sportprogramm. Zwar geht sei jeden Tag auch Joggen mit Mischlings-Hündin Lotte. "Aber ein Runners High hatte ich noch nie. Ein Swimmers High dagegen schon tausende Male! Da bin ich dann richtig weg", schwärmt sie.

Viel draußen sein, exzessives Spazierengehen mit dem Hund, das habe sie auch durch die Pandemie gebracht. "Bewegung ist ja auch Vorwärtskommen." Die Moderatorin macht ihrem Spitznamen KMH alle Ehre, sie kann aber auch mal anhalten. Im Sommer auf den Starnberger See raus schippern mit einem Elektroboot, dann ausschalten und sich stundenlang treiben lassen, ist ihr Tipp. "Da werden Sie verrückt vor Glück."

Mein Alltag ist ziemlich unsexy

Die Moderatorin ist beruflich viel unterwegs. Dieses Jahr erst bei der Fußball-Europameisterschaft, dann in Tokio bei den Olympischen Spielen. Die Reisen seien aber nicht ihr Alltag, betont sie. Der sei "ziemlich unsexy": Viel im Zug sitzen, am Bahnhof stehen, Hotel statt eigenes Bett. Unter der Woche arbeitet sie seit Kurzem wieder fürs Radio, macht das Sonntagsfrühstück bei Antenne Bayern. Jeden Samstag fährt sie nach Mainz, um das Sportstudio zu moderieren.

Ihr silbernes Rollköfferchen packt sie längst strategisch. Auf dem Koffer prangt ein HSV-Aufkleber, denn er gehörte einst ihrem Sohn, 26 Jahre alt und Fan des Hamburger Vereins. Zum Ausgleich hat sie ihm einen Club-Aufkleber auf den Koffer gepappt. "So ziehen wir mit Würde den Verein des anderen durch die Gegend", sagt sie und lacht.

Sie führt ein diszipliniertes Leben: ernährt sich gesund mit viel Obst und Gemüse, Alkohol trinkt sie so gut wie nie. "Ich kasteie mich aber nicht, es geht mir einfach besser so." Sie kann aber auch anders. Und eine Familienpackung Schokoladeneis auf einen Sitz essen oder mal bis tief in die Nacht mit Freunden versacken, weil es gerade so lustig ist. "Das Leben macht doch nur Spaß, wenn man auch mal ausbricht", findet sie. Eigentlich ist sie ein Nachtmensch, "aber ich weiß, dass ich morgens besser arbeiten kann." Lampenfieber hat die Fränkin nicht. "Was soll denn passieren? Es ist nur Fernsehen. Wäre ich Herzchirurgin, dann wäre ich aufgeregt."

Ihr Haus ist ihre Insel. "Wenn ich hier die Türe hinter mir zumache, dann ist Ruhe", sagt sie. Sie kann auch stundenlang mal nicht aufs Handy schauen oder E-Mails checken. Die Erwartung, jederzeit zur Verfügung zu stehen, will sie nicht erfüllen. Mit der Scheinwelt von Social Media kann sie nichts anfangen. Abgesehen vom Zeitaufwand möchte sie nichts von sich preisgeben dort. "Wenn man seine Geschichte für sich behält, dann verleiht einem das eine ungeheure Macht", findet sie. Beruflich weiß sie natürlich, was Sportler und andere dort veröffentlichen. "Ich lebe ja nicht hinterm Mond! Ich mache da nur nicht mit."

Sie macht lieber als zu scheinen. In ihrem Haus legte sie selbst Hand an. Estrich verlegen, Löcher bohren – "Ich finde das spannend", sagt KMH. Eine ziemliche Bruchbude sei das Haus gewesen, sie hat es nach ihrem Gusto umgestaltet: Wände entfernen lassen, die Seite zum Garten geöffnet und die bodentiefen Fenster einziehen lassen. Rechte Winkel findet man hier übrigens nicht. Denn es handelt sich um ein anthroposophisch angelegtes Haus. "Mir hat das auch nichts gesagt", sagt sie. Die Zimmer haben überwiegend einen achteckigen Grundriss, die Fenster sind oben abgeschrägt. Dadurch soll keine Energie entweichen. "Es funktioniert", sagt Müller-Hohenstein und lacht.

Ausgeprägter Ordnungsfimmel

Über ihrem Sofa sticht ein ganz besonderes Kunstwerk ins Auge: eine bunte Reihe Eislöffelchen, die sie mit 19 Jahren in einem Italien-Urlaub gesammelt hat. Jahrzehnte später hat sie die Löffel nach Farben geordnet und rahmen lassen. "Der Rahmen war schweineteuer, aber das ist jetzt eben mein Kunstwerk", sagt sie. Schon oft wurde sie gefragt, wo man es denn kaufen könne. Es steht aber noch für etwas anderes, sagt Müller-Hohenstein und grinst. "Für meinen Dachschaden. Ich liebe es, Dinge zu sortieren und in Reihe zu bringen", erzählt sie. Optische Unordnung hält sie nicht aus. "Da muss ich sofort etwas ändern", sagt sie und lacht über sich selbst.

Ihr Sohn, der in Berlin lebt, hat den Ordnungsfimmel von ihr geerbt. "Wenn er zu Besuch ist und wir sitzen hier am Tisch, dann schieben wir die Stühle danach wieder so hin, dass die Edelstahlrohre genau auf Linie sind." Ihr Tipp für ein ordentliches Zuhause ist so banal wie strikt: Sachen einfach sofort aufräumen. "Keine Häufchenbildung, sondern durchziehen!" Vielleicht wirkt sie selbst deshalb auch so aufgeräumt.


Katrin Müller-Hohenstein: die Fernseh- und Radiomoderatorin (56) wurde in Erlangen geboren und wuchs dort auf. Nach Radio Gong in Nürnberg wechselte sie zu Antenne Bayern und dann zum Bayerische Rundfunk in München. Seit 2006 moderiert sie "das aktuelle Sportstudio" im ZDF. Sie war mit dem Radio-Moderator Stefan Parrisius verheiratet und hat mit ihm einen Sohn. Seit September moderiert sie das "Antenne Bayern Sonntagsfrühstück".

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