Himbeerpalast: Inventar unterm Hammer

ERLANGEN - Kleiderhaken. Rollwagen. Steh- und Konferenztische. Besucherstühle. Spiegel, Abfalleimer oder befüllte Pflanztröge: Alles muss raus, alles muss weg, bevor die Firma Siemens ihren legendären Himbeerpalast zum Jahresende an die Friedrich-Alexander-Universität (FAU) übergibt. Darunter sind auch ungewöhnliche Exponate.

In dem markanten Bau an der Werner-von-Siemens-Straße/Ecke Sieboldstraße haben Generationen von "Siemensianern" gearbeitet; Bei der "Langen Nacht der Wissenschaften" wurde der Backsteinbau, der seinen Spitznamen der auffälligen roten Ziegelfarbe verdankt, vor ein paar Jahren per aufwendiger Fassadenbeleuchtung zum temporären Kunstobjekt.

Erlangen: Größter Siemens-Standort

10 Bilder

Erlangen

10.2.2014, 17:15 Uhr

Roter Glanz: Der Himbeerpalast in Erlangen

Gebaut wurde der Himbeerpalast zwischen 1948 und 1953 nach Plänen des Architekten Hans Hertlein. Im Verbund mit ähnlichen Gebäuden wie dem "Museumswinkel" steht seine Architektur für den Siemens-Nachkriegsstil, der Erlangen in Teilen bis heute prägt. Ist die Universitätsstadt doch bis heute der größte Siemens-Standort weltweit mit rund 20 000 Mitarbeitenden nur in Erlangen und rund 39 000 insgesamt in der Metropolregion.

Neues Kapitel ab 2023

Ab 2023 soll ein neues Kapitel in der Geschichte des "Himbeerpalastes" aufgeschlagen werden: Nach seinem Umbau (ab 2021) soll er ab 2023 von der philosophischen Fakultät der FAU und dem angegliederten Fachbereich Theologie genutzt werden. Dazu zählt dem Vernehmen nach auch die Musikpädagogik, die in Nürnberg alle zwei Jahre große Musical-Produktionen in der Aula des inzwischen stark renovierungsbedürftigen Erziehungswissenschafts-Gebäudes in der Regensburger Straße in Nürnberg bringt.

Sukzessiver Umzug

Dazu muss der Traditionsbau freilich erst einmal leer sein. Die Versteigerung des Inventars hat die in der Nürnberger Kilianstraße residierende Firma "Restlos Industrieverwertungen & Service GmbH" übernommen. Nachdem Siemens sukzessive in den neuen "Siemens Campus" umzieht, werden mittelfristig noch mehr Gebäude des Multikonzerns frei.

© Restlos/privat

Laut Siemens-Pressesprecher Bernhard Lott wird der Erlös, den "Restlos" bei der Versteigerung der Inventarteile – insgesamt umfasst die bis zum Samstag laufende Auktion 1922 Positionen – erzielt, zur teilweisen Gegenfinanzierung des Siemens-Umzugs in den neuen Campus an der Günther-Scharowsky-Straße genutzt.

"Größte Büromöbelauktion"

Beauftragt wurde die Online-Auktionsfirma von der Konzerntochter "Siemens Real Estate", die nicht nur den Campus baut, sondern auch die Verantwortung für alle Gebäude hat. Bei "Restlos" firmiert die Aktion übrigens als "Größte Büromöbelauktion Deutschlands: Komplettauflösung ,Himbeerpalast’ Erlangen (Bayern)".

Die Versteigerung findet man hier.