Jubiläum! Abitur findet heuer zum 10. Mal in Treuchtlingen statt

22.5.2021, 06:01 Uhr
Die 61 Abiturienten, die in diesem Jubiläums-Jahr an der Senefelder-Schule Abitur schreiben, fanden sich am Freitag, 21. Mai, in der Dreifach-Turnhalle zur dritten schriftlichen Abiturprüfung ein. 

Die 61 Abiturienten, die in diesem Jubiläums-Jahr an der Senefelder-Schule Abitur schreiben, fanden sich am Freitag, 21. Mai, in der Dreifach-Turnhalle zur dritten schriftlichen Abiturprüfung ein. 

Je länger sie darüber diskutieren, umso mehr steigern sich die Aussagen von Martin Stehr (Studiendirektor des Gymnasiums), Gabriele Gippner (Schulleiterin des Gymnasiums und der Gesamtschule) und Dirk Badelt (Oberstufenkoordinator). Nach und nach kommen wunderschöne Anekdoten auf den Tisch.

Von Abiturienten des "ersten Jahrgangs" – "Also all jenen, die 2011 beim allerersten Abitur, das in Treuchtlingen stattfinden durfte, dabei gewesen sind. "Eine Schülerin kommt noch immer zum Lehrersport und spielt mit uns Basketball", erzählt etwa Dirk Badelt.

Eine besondere Verbindung

Der Sport- und Mathematiklehrer hatte die Schülerin vor ziemlich genau einem Jahrzehnt beigebracht, welche Übungen im Basketball sie für ihr Sport-Abitur (mit einem teils theoretischen, teils praktischen Teil) beherrschen müsse. Und noch immer kehrt diese Schülerin regelmäßig zurück in die Turnhalle an der Senefelder-Schule, um gemeinsam mit ihren ehemaligen Lehrkräften "einfach ein paar Körbe zu werfen".

Diese Verbindung, die noch Jahre nach dem Ende der schulischen Laufbahn weiterhin besteht, sie könnte als Sinnbild verstanden werden für das, was das Abitur an der Senefelder-Schule ausmacht. Gabriele Gippner bezeichnet es als "ein Vertrauensverhältnis, das nur bei einem Abiturjahrgang dieser Größenordnung aufkommen kann".


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Auch in diesem Jahr widmen wieder 61 Schüler ihren ganzen Fleiß und Elan diesen wenigen, entscheidenden Prüfungstagen. Am Freitag, 21. Mai, fand die dritte und letzte schriftliche Prüfung des bayerischen G8-Abiturjahrgangs 2021 statt. In der Dreifach-Turnhalle der Senefelder-Schule schrieben ab 9 Uhr alle Schülerinnen und Schüler ihre Prüfungen; Die meisten im Fach Englisch, aber einige auch in Geschichte und Sozialkunde, in Latein, Ethik und ein Schüler in Physik.

Ebenso nervös wie die Schüler

Betreut wurden diese dabei unter anderem von Martin Stehr, der dabei genauso unruhig gewesen ist wie manch einer seiner Schützlinge. Gegenüber dem Treuchtlinger Kurier hatte er bereits am Vortag prophezeit, dass er schlecht würde schlafen können – Und tatsächlich plagte ihn wie auch sonst am Vorabend die Angst, zu verschlafen und ein allgemeines Gefühl der Ruhelosigkeit.

Wie er erzählte, ist es in jedem Jahr ein außergewöhnlicher Moment der Anspannung, das Prüfungsblatt umzudrehen und sich die Aufgaben anzusehen, die auf seine Abiturienten in den kommenden Stunden zukommen würden. Dann heißt es mitfiebern und Daumen drücken, während die Gesichter der Schüler mehrere Stunden lang zu einer Maske der Konzentration erstarrt sind.

"Da spielen sich wahre Tragödien ab"

Nichtsdestotrotz ist der schlimmste Moment, und das in jedem Jahr, ein völlig anderer. Heuer wird es am 18. Juni soweit sein, dass die Prüfungsergebnisse allen Abiturienten am gleichen Tag mitgeteilt werden.

"An diesem Tag spielen sich wahre Tragödien ab", entfährt es Stehr. Von Freudentränen zu "Heulattacken" sei bereits alles dabei gewesen. Und letztendlich würde man den Schülern erst an diesem Tag so richtig ansehen, wie groß der Druck ist, der auf ihren Schultern bis dato gelastet hat.

Manch einer muss nach der Verkündung seiner Noten in den schriftlichen Fächern regelrecht aufgepäppelt werden. Er erfährt Unterstützung von der Schulpsychologin und bekommt Zuspruch von einer Reihe von Lehrkräften – Bevor er oder sie sich dann mit neuem Tatendrang daran setzt, den Gesamtschnitt bei den mündlichen Prüfungen zu verbessern oder schlichtweg das Abitur zu bestehen.

Diese emotionalen Momente sind es, die alle drei Gymnasiallehrkräfte nicht missen möchten. Gabriele Gippner, die 2013 Oberstudienrektorin an der Senefelder-Schule geworden ist, kennt es gar nicht anders. "Es fühlt sich aber auch nur so richtig an", erklärt sie.

Es war ein langer Kampf

Bereits in en 70er Jahren hatte es an der Senefelder-Schule erste Bestrebungen gegeben, um ein eigenes Abitur in Treuchtlingen anbieten zu können. Zu Zeiten des alten G9-Schulsystems sind mehrere Anträge allerdings jedes Mal mit der Begründung abgelehnt worden, dass man in Treuchtlingen "langfristig nicht den Bedarf sehe". Dahinter steckte vor allem die Befürchtung, dass die große Bandbreite an Schwerpunkten für die damaligen Abiturprüfungen bei derart geringen Schülerzahlen nicht allesamt angeboten werden könnten.

Mit der Einführung des G8 ((mit weniger Wahlmöglichkeiten) griff dieses Argument schließlich nicht mehr, woraufhin sich das Werner-von-Siemens-Gymnasium in Weißenburg und die Senefelder-Gesamtschule auf eine Kooperation einigten. Seither gelten die Treuchtlinger formell als Weißenburger Abiturienten, können aber ihre gesamte Oberstufenzeit (also die 11. und 12. Klasse) sowie die Abiturprüfungen im eigenen Schulgebäude fortführen.


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Das sei zum einen für die Bindung zwischen Schülern und Lehrern aber auch für das Selbstbewusstsein der Lehrkräfte wichtig gewesen, bekräftigte Oberstufenkoordinator Dirk Badelt. Schließlich habe man sich jahrelang über den Werdegang der eigenen Schüler Sorgen gemacht und viel Zeit und Geduld in ihre Bildung investiert. Sie dann nicht auf den letzten Schritten ihres Werdegangs begleiten zu können, fühle sich einfach falsch an.

Bis 2009 sind die Treuchtlinger Abiturienten allerdings – nach einer kleinen Abschiedsfeier im Sommer – als Elftklässler für zwei Jahre nach Weißenburg geschickt worden. "Ein wenig hat man sich da schon als Lehrer zweiter Klasse gefühlt", gibt Badelt zu.

Umso größer ist nun die Freude, dass es heuer das erste Abitur-Jubiläum zu feiern gibt. In den vergangenen Jahren haben sich Routinen eingespielt, auch wenn es immer noch jedes Mal nervenaufreibend ist.

Dass man nach all den Jahren und all den Abiturjahrgängen emotional nicht abstumpft, sondern jedesmal mitfiebert und Anteil nimmt, ist für die Lehrkräfte selbstverständlich. Und Gabriele Gippner hält fest: "Das Abitur ist hier jedenfalls nicht mehr wegzudenken."

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