Lyrisch, lebendig, leidenschaftlich

17.2.2020, 18:57 Uhr
Lyrisch, lebendig, leidenschaftlich

© Foto: Harald Hofmann

Lyrisch: Das betrifft vor allem die Einleitung der Cello-Gruppe und das hübsche holzbläsergeprägte Land-schaftsidyll der eingangs gespielten Ouvertüre zu Rossinis "Wilhelm Tell". Gewitter und den hitverdäch-tigen Galopp können die jungen, mittelalten Philharmoniker Erlangens sowieso. Tristan Uth weiß das mit dirigentisch legerer Eleganz laufen zu lassen, so wie er auch die anderen Werke souverän, umsichtig, gestisch weisend, nie einengend, leitet.

Lebendig: Das betrifft das kurzwei-lige Posaunenkonzert des dänischen Komponisten Launy Grondahl. Der aus Griechenland stammende Ange-los Kritikos spielt das eingängige, gewitzte neoklassizistisch gefärbte Werk auswendig und markant im bestimmenden Themenmotiv, tra-gend im ersten Satz, die Satzbezeichnung "sehr majestätisch" im klanglichen Blick.

Filmisch mutet der Mittelsatz von Posaune im Duett mit den ruhigen absteigenden, exotisch-reizvollen pentatonischen Klaviergirlanden und seiner weitschweifenden Melodik an. Synkopisch präzise, auch im Mit- und Gegeneinander zum Orchester, setzt das Rondo ein. Die Selbstverständlichkeit und klare Diktion des Posaunisten macht auch dieses solistische Außenseiterinstrument interessant, sorgt für begeisterten Beifall. Die Solo-Zugabe des souveränen Posaunisten mit Leonard Bernsteins jazziger "Elegy for Mippy II" mit dem per Fuß getappten Grundrhythmus sorgt für respektvolles Amusement im Publikum.

Couragierte Einsätze

Leidenschaftlich: Anders lässt sich Schostakowitschs Erste Symphonie schon werkbedingt gar nicht spielen. Schwer ist’s dennoch, wenn sich das ambitionierte Laienorchester der Jungen Philharmonie daran wagt. Wagt und gewinnt! Da sind die cou-ragierten, gut disponierten solisti-schen Einsätze und Klanggruppen zu nennen, die kecke Themengestal-tung, die fugierten Einsätze, die extremen dynamischen Herausforderungen bis hin zum verzerrten, skurrilen Jahrmarktsgetöse. Ja, es ist diese von Mariss Jansons auf Schostakowitsch bezogene Forderung: "Lachen – das heißt unbedingt Zähne zeigen".

Doch das reicht weiter über die Exotismen des zweiten karawanenartig vertrackten "Allegro". Das ist klanglich reizvoll ausgelotet mit den Holzbläsern, dem Klavier. Schräg karikaturiert sind die schwülstigen Wagner-Analogien vom grandiosen Bläserchor, die spannenden Motivcol-lagen bis in den aufpeitschenden Trommelwirbel hinein kulminierend.

Imponierend ist die brachiale Gewalt des zerfaserten Finales dank hervorragend disponierter Trompe-ten und tapfer mitstreitender Strei-chergruppen bis zum strahlenden Dur-Schluss. Grandios, beeindru-ckend ist das und zeitigt große Begeisterung im Publikum sowie die heitere Leichtigkeit des Tanz Nr. 1 aus der Jazz-Suite von Schostakowitsch.

Lob für soviel begeisterndes Engagement. Die Qualifikation zum "Deutschen Orchesterwettbewerb" im Mai ist für die Erlanger Philharmoniker aussichtsreich.

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