Nennslingen interessiert sich für Essbare Landschaft

6.8.2020, 06:00 Uhr
Nennslingen interessiert sich für Essbare Landschaft

© Foto: Rainer Heubeck

Nennslingens neuer Bürgermeister Bernd Drescher ist angetan. "Wir haben das im Gemeinderat diskutiert und haben gesagt: Warum nicht? Jetzt wollen wir uns das anschauen, bevor weitere Entscheidungen getroffen werden", stellte Drescher gegenüber unserer Zeitung fest. Im September soll nun eine möglichst große Delegation aus Nennslingen nach Österreich fahren, um sich vor Ort das Konzept erklären zu lassen.

Denn das Vorbild für die Idee der essbaren Landschaft ist der sogenannte Alchemistenpark in Wagram in Niederösterreich. Über 200 verschiedene Pflanzen wachsen dort auf einer Fläche der Gemeinde. Ihre Gemeinsamkeit: Sie gedeihen dauerhaft auch unter den sich verändernden Bedingungen des Klimawandels und ihre Früchte sind allesamt essbar. Der Park in Österreich hat sich inzwischen zu einem Tourimusmagnet entwickelt.

In Nennslingen soll es erst mal eher klein losgehen und sich dann entwickeln. So zumindest ist die Idee von Gerd Meyer. Der Weißenburger Grünen-Stadtrat und Chef der Gärtnerei Botanik ist mit Tatschl befreundet und will auch in seiner Heimatstadt Weißenburg die Essbaren Landschaften etablieren (wir berichteten). Weißenburgs OB Jürgen Schröppel (SPD) hat bereits Interesse an einer Umsetzung bekundet, aber die Kommunalwahl und nun die Sommerpause verzögerten weitere Gespräche.

In einer kleinen Gemeinde wie Nennslingen kann es da manchmal schneller gehen. Und zwar meistens dann, wenn sich jemand dahinterklemmt. Und das ist bei diesem Projekt der Fall. Der Nennslinger Michael Reichart ist mit Gerd Meyer zusammen zur Schule gegangen und regelmäßig bei ihm in der Gärtnerei. Im Zuge eines solchen Besuchs kam das Gespräch auf die Essbaren Landschaften und Reichart war sofort interessiert. Er stellte den Kontakt zu seiner Heimatgemeinde her und fuhr selbst nach Wagram, um sich den Alchemistenpark anzusehen.

In Nennslingen gewann er Norbert Buckel, den Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins, für seine Idee, der das Projekt im Gemeinderat vorstellte. Zwischenzeitlich fand Mitte Juli gar ein Ortstermin statt, bei dem sich Meyer, Tatschl, Reichart und Buckel geeignete Flächen in der Gemeinde anschauten.

Zwei davon gefallen Gerd Meyer besonders gut. Ein wenig benutzter Kinderspielplatz am Ortseingang zwischen Friedhof und Kindergarten. Außerdem die Wiese vor der katholischen Kirche gegenüber der Nennslinger Schule.

Man dürfe niemanden überfordern, glaubt Gerd Meyer und stellt sich den Start in die Essbaren Landschaften deshalb eher klein vor. "Mit 15 Bäumen am Spielplatz und nochmal so vielen und ein paar Hecken vor der Kirche wäre da schon viel erreicht", findet der Weißenburger Gärtner. Er will auf eine besondere Art setzen, die man dann im Ort fortführen kann. Ihm schwebt der Blutapfel oder die Blutpflaume vor, die man als Leitart dann durchziehen und in verschiedenen Sorten ausbringen könnte. "Dann hätte Nennslingen da was Besonderes."

In vielen Fällen aus Österreich kennt Meyer die Entwicklung, dass man erst mal klein anfängt und dann die Gemeinden selbst größeres Interesse entwickeln. "Wir haben beim Gang durch den Ort schon gesehen, dass viele Ebereschen am Ortseingang nicht mehr so gut ausschauen. Da sind auch schon ein paar
halbe Leichen dabei." Ansatzpunkte für weitere Projekte gäbe es also schon.

Die Idee der Essbaren Landschaften ist es, durch die für alle nutzbaren Früchte dafür zu sorgen, dass die Natur wieder mehr wertgeschätzt wird und man sich ganz natürlich mit ihr auseinandersetzt. Für Gerd Meyer ist es etwas Wichtiges, dass die Bäume von einer örtlichen Jugendgruppe gepflanzt werden, die sich dann vor Ort auch verantwortlich fühlen.

Für Weißenburg denkt Meyer inzwischen darüber nach, ob die Idee der Essbaren Landschaft nicht auch bei der Begrünung der neuen Vierfachhalle integriert werden könnte. "Das wäre halt mitten in der Stadt und da würden viele Leute vorbeikommen."

InfoDie Fahrt des Nennslinger Gemeinderats ist für Interessierte offen. Geplant ist ein Besuch des Fests der Obstvielfalt im Alchemistenpark im österreichischen Wagram. Die Fahrt findet vom 18. bis 20. September statt und umfasst zwei Übernachtungen. Anmeldungen und Information bei Michael Reichart unter 0151/58 55 63 40 oder mreichart73@gmx.de.

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