Außergewöhnliches mit Deine Lakaien im Serenadenhof
02.09.2013, 08:08 Uhr
Nur Stimme und Klavier, dies war und ist die Domäne von John Cale. Zarte Balladen im Wechsel mit apokalyptischem Chaos beziehungsweise apokalyptische Balladen und zartes Chaos. Exemplarisch nachzuhören auf „Fragments of a Rainy Season“. Auch Alexander Veljanov hat eine Stimme, die ihn aus der Masse herausstechen lässt. Und Ernst Horn prügelt dazu furios auf sein Klavier ein. Sein „präpariertes Klavier“, wohlgemerkt.
Der Konzertflügel wurde nach dem Vorbild von John Cage klanglich erweitert: auf die Klaviersaiten gelegtes Glas, Metall oder Papier wird von den Saiten zum Schwingen gebracht. Das Instrument malträtiert Horn zudem mit Schlagzeugstecken. Dadurch entstehen äußerst spezielle Perkussionklänge. So schafft es Horn, das Pathos, das vielen Lakaien-Nummern eigen ist, völlig zu skelettieren. Klavierkaskaden treiben kongenial Stücke wie „Mirror Men“ oder „Fighting the Green“ voran. Oder ummanteln sie mit Düsternis wie bei „Over and Done“.
Deine Lakaien wurden 1985 gegründet. Horn war zu dieser Zeit Kapellmeister am Badischen Staatstheater in Karlsruhe und Theaterpianist am Bayerischen Staatsschauspiel in München. Der gebürtige Mazedonier Veljanov studierte Theaterwissenschaften und war Teil der Gothic-Szene. Bereits 1992 fand das erste „Acoustic“- Konzert statt.
Die Songs sind emotional, der Sänger wirkt fast stoisch. Veljanovs sonor vibrierende Stimme transportiert textlich eine ausgeprägte Metaphernwelt. Und dann ist da noch die Frisur, die an Gruselstreifen der 50er Jahre erinnert. Doch der Mann ist beileibe kein Entertainer, seine Ansagen wirken leicht unbeholfen: „Beim letzten Lied gab es noch Hoffnung, doch das nächste ist hoffnungslos“, heißt es da.
Es folgt die Ballade „Gone“ vom Album „Indicator“. Darauf befindet sich auch die Nummer „Along our Road“. „Older, wiser, but still we are these fighters“, singt Veljanov da. Deine Lakaien finden noch immer den Rhythmus für die melancholischen Momente des Lebens.
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