Sanierung in Gange
Marientorzwinger in Nürnberg erwacht aus Dornröschenschlaf: Gibt es dort bald wieder Gastronomie?
31.05.2025, 04:55 Uhr
Auf Nachfrage der Redaktion von norbayern.de gibt das Hochbauamt Nürnberg positive Auskunft: "Die Baustelle am Marientorzwinger ist kurz vor der Fertigstellung", erklärt uns Andrew Schneider, Dienststellenleiter des städtischen Amts. Läuft man vom Gewerbemuseumsplatz zur Katharinengasse, kann man das erschaffene Ausmaß erkennen. Bis auf ein paar Planen und noch absperrende Zäune strahlt der Sandstein und lockt das Grün. Eine Treppe ist derzeit noch versperrt, wird aber bald schon Bürgerinnen und Bürgern Eintritt in die neue hintere Hälfte des Marientorzwingers ermöglichen.
"Am 7. Juli wird es eine kleine Eröffnungsfeier geben",, erklärt Schneider vom Hochbauamt. Größere Verzögerungen im Umbau und der Sanierung habe es nicht gegeben, teilt Schneider weiter mit, "eher immer wieder kleinere Anpassungen im Bauablauf, die aber für eine Baustelle im Bestand normal sind". Als Eröffnungszeitraum galt und gilt Mitte 2025.
Der Zwinger am Königstorgraben war ordentlich in die Jahre gekommen, die Stadt musste damals dringen handeln, denn: "Am Marientorzwinger besteht Sanierungsbedarf. So kam es im Jahr 2016 aufgrund von herausgefallenen großen Sandsteinen aus der nördlichen Zwingermauer am Marientor Ecke Katharinengasse zu einer Sperrung dieses Stadtmauerabschnittes", führt die Stadt Nürnberg auf ihrer Webseite an.
Die notwendigen Sanierungsarbeiten hätten die Möglichkeit geschaffen, einen neuen Nutzungs- und Gestaltungsentwurf für diesen Ort zu entwickeln - und das ist in der jüngsten Vergangenheit passiert. So werde die Sanierung der Mauerabschnitte durch die Neuanlage und Aufwertung von Grünflächen kombiniert, heißt es im Eintrag auf der Webseite weiter.

Was genau wurde angepackt? Zwischen Innerer Grabenmauer und Wehrmauer entstand eine öffentliche Aufenthaltsfläche mit einem neuen Zwischenplateau, die nun Anfang Juli weitestgehend fertiggestellt sein und der Bevölkerung übergeben wird. Die Fläche unterhalb des Zwingers entlang der Katharinengasse wird zu einem öffentlichen Platz mit einem Straßenbelag umgestaltet, der den früheren Verlauf der Stadtmauer sichtbar macht. Auch hier kann das Auge des Besuchers auf Grün blicken. "Die beiden Gerüste an den großen Wandflächen bleiben auch noch über den 7. Juli hinaus stehen", informiert Andrew Schneider vom städtischen Hochbauamt, "hier sind noch sogenannte Entsalzungskompressen auf dem Sandstein aufgebracht".
Der Stadtmauerturm Marientormauer 15, der im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde, wird "in moderner Formensprache und um Rahmen der historischen Abmessungen wieder errichtet", sagte eine Sprecherin der Stadt gegenüber nordbayern.de zu einer ersten Anfrage Ende Januar 2025. Die westlich angrenzenden Grünflächen hat der Servicebetrieb Öffentlicher Raum Nürnberg mit Bäumen, Staudenbeeten und Sitzgelegenheiten neugestaltet.

Der Bereich soll künftig auch der Wissensvermittlung dienen: Der Verein "Geschichte für Alle" wird im wiederaufgebauten Turm als Mieter die Geschichte der Nürnberger Stadtmauer erlebbar machen. Eine neue Treppe verbindet das untere Plateau mit dem Turm und dem zukünftigen Biergarten der Zwingergaststätte, dem ehemals bei Nürnberger Nachtschwärmern oder Kulinarik-Fans so beliebten "Marientorzwinger" - auf dessen neue Bespielung die Nürnbergerinnen und Nürnberger allerdings noch bis etwa 2028 warten müssen.
Projekt wird von Bund und Freistaat gefordert
Das Projekt wird mit 2,8 Millionen Euro aus dem Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm "Sozialer Zusammenhalt" sowie dem bayerischen Sonderfonds "Innenstädte beleben" gefördert und "schafft neue Erholungs- und Begegnungsräume für die Bevölkerung", bekundet die Stadt. Und die Stadt brauchte auch Partner vor Ort, die die Sanierung finanziell mitstemmen konnten.
Die Stadt Nürnberg hat für die Immobilie mit der Adresse Lorenzer Straße 33, die die ehemalige Gaststätte Marientorzwinger beinhaltet, im April 2023 ein Erbbaurecht zugunsten der Objektgesellschaft "Nürnberg Marientorgraben GmbH & Co. KG" bestellt.

Der Erbbaurechtsnehmer gehört zur "terraplan"-Gruppe, einem Familienunternehmen mit Sitz in Nürnberg, das sich auf die Sanierung von Baudenkmälern spezialisiert hat. Binnen fünf Jahren - bis April 2028 - soll die Sanierung des Anwesens und eine Wiederinbetriebnahme der Gastronomie erfolgen, teilt die Stadt wiederum auf Nachfrage der Redaktion mit. "terraplan" tritt dabei als Bauherr auf und übernimmt die Sanierung. Die Räumlichkeiten sollen vermietet werden, im Erd- und im Obergeschoß sollen Gastronomen wieder den Betrieb aufnehmen.
Als Neubauteil ist "lediglich" der Anbau eines Wintergartens beantragt, berichtete Erik Roßnagel, Geschäftzsführer von "terraplan" im Januar 2025. "Durch den Anbau eines Wintergartens soll der Restaurantbereich auf rund 200 Sitzplätze erweitert und die Funktionalität von Service und Küche durch Umgruppierung und Vergrößerung optimiert werden", heißt es dazu von städtischer Seite. Ansonsten solle "nur" umgebaut und saniert werden, sagt Roßnagel. "Dafür mehr als ein Jahr Genehmigungszeitraum - zuzüglich Vorabstimmungszeit, insbesondere mit dem Denkmalschutz - ist sehr lang", ordnet er ein.
Suche nach neuen Betreibern für die Marientorzwinger-Gastronomie
Jetzt, Ende Mai, erklärt er, dass es in Sachen Betrieb oder gastronomischer Bespielung noch keine Neuigkeiten zu verkünden seien. "Im Juli wollen wir mit den Bauarbeiten, nicht statischer Abbruch – beginnen."
Im Januar sagte Roßnagel zum Beginn des nicht-statischen Abbruchs: "Parallel gehen wir auf die Suche nach einem oder mehreren, neuen Betreibern. Wir würden uns wünschen, dass man uns und die Architekten bei der Planung begleitet, damit es so wird, dass der Gastronom gut im Zwinger arbeiten kann und dann den Pachtbetrieb übernehmen."
Man könne das Gebäude vollständig als einen Pachtbetrieb sehen und betreiben, sagt der "terraplan"-Geschäftsführer. Alternativ könnten auch entweder Restaurant und Garten oder im Erdgeschoss links das bisherige Café oder im Erdgeschoss rechts zusammen mit dem Souterrain geplant als Bar und Club, jeweils getrennt betrieben und gepachtet werden. "Da richten wir uns nach den Wünschen des/der zukünftigen Gastronomen. Mit ersten, neuen Interessenten haben wir bereits Kontakt aufgenommen", erläutert er zum Stand der Dinge. Die Stadt führt auch Geschäftstreibende ins Feld.

Dabei profitieren sie auch von einem Projekt der Stadt: Den nördliche Teil des "Marientorzwinger", die denkmalgeschützte Stadtmauer, hat die Stadt nun nahezu fertig saniert und auch einen "Pocket Park" angelegt: einen öffentlichen Park mit drei Terrassen und 28 neuen Bäumen - und über eine Treppe wird man später in den Biergarten gelangen.
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