In der Stadt der Menschenrechte

Menschenrechte unter Druck: Millionen-Förderung für Forschungsprojekt der FAU

Alicia Kohl

Redakteurin

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23.05.2025, 18:03 Uhr
In der Stadt der Menschenrechte wird in den nächsten sieben Jahren intensiv zum Thema Menschenrechte geforscht.

© Daniel Karmann/picture alliance/dpa In der Stadt der Menschenrechte wird in den nächsten sieben Jahren intensiv zum Thema Menschenrechte geforscht.

Trotz zahlreicher Verträge, Institutionen und Organisationen bleibt das Versprechen der Menschenrechte, Menschen überall auf der Welt vor Ungerechtigkeit zu schützen und ihnen Leben in gleicher Würde zu ermöglichen, in vielen Bereichen unerfüllt. Die offene Ablehnung der Menschenrechte nehme durch politische Akteure zu. Genau damit beschäftigt sich das FAU-Forschungsprojekt „Transforming Human Rights“, das beim großen Wissenschaftsförderereignis am Donnerstag zu einem Exzellenzcluster gemacht wurde.

Das bedeutet, dass ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag an die FAU geht, um das interdisziplinäre Forschungszentrum Center for Human Rights Erlangen-Nürnberg zu stärken. Und es bedeutet auch, dass die Menschenrechtsforschung eine große Förderung bekommt. „Ein positives Signal“ für Markus Krajewski und Katrin Kinzelbach, Co-Sprecher und Co-Sprecherin des Projekts. Denn eine staatliche Investition von dieser Höhe in Menschenrechtsforschung habe es noch nie gegeben.

Internationale Zusammenarbeit

Mit Blick auf das Erstarken von autokratischen Bewegungen und Parteien in Deutschland und der Welt habe dieses Forschungsgebiet besonders große Bedeutung, so Krajewski im Gespräch mit unserer Redaktion. „Menschenrechte geraten überall unter Druck“, betont er.

Diese Entwicklung betreffe die Universitäten direkt, sagt Kinzelbach. Am selben Tag, an dem das Forschungsprojekt zum Exzellenzcluster wurde, hat die Harvard University die Genehmigung entzogen bekommen, ausländische Studierende aufzunehmen. Harvard ist eine der Partneruniversitäten von „Transforming Human Rights“, wofür internationale Zusammenarbeit besonders wichtig ist. Die Partnerschaft mit Harvard werde deswegen aber nicht abbrechen, betont Kinzelbach: „Für uns ist es sehr wichtig, international zu kollaborieren, auch wenn die Bedingungen schlechter werden.“

Die Förderung dagegen schafft Möglichkeiten für das Projekt, dessen Grundfesten schon in den vergangenen Jahren geschaffen wurden. „Wir wollen Leute aus aller Welt nach Nürnberg holen, um gemeinsam zu forschen“, sagt Kinzelbach. Die Internationalisierung und die Erfüllung des großen Diversitätsanspruchs sei nun in einer ganz anderen Dimension möglich.

Blick auf aktuelle Veränderungen

„Wir wollen wissen, was die großen Veränderungen der Welt mit den Menschenrechten machen, und was umgekehrt die Menschenrechte mit den Veränderungen machen“, sagt Krajewski. Dafür schreiben, analysieren und bewerten die 24 Professorinnen und Professoren aus den Bereichen Jura, Politikwissenschaft und Philosophie, welchen Einfluss gerade die fünf „Megatrends“ Autokratisierung, fragmentierte wirtschaftliche Globalisierung, internationale Migration, planetare Umweltkrisen und Digitalisierung haben. Dabei betrachten sie vor allem Normen, Institutionen und Praktiken, um dabei die juristische, sozialwissenschaftliche und philosophische Perspektiven zu kombinieren.

„In vielen Teilen der Welt sind Menschenrechte nicht selbstverständlich und stattdessen ein ständiger Kampf“, sagt Krajewski. Gerade deshalb sei auch die internationale Zusammenarbeit und der fächerübergreifende Anspruch so wichtig. Auch Personen, die international Menschenrechte einfordern, sollen Teil des Projekts werden.

Forschung in der Stadt der Menschenrechte

„Für uns ist es toll, dass wir das auch in Nürnberg machen können“, sagt Krajewski. Gerade für internationale Partner sei die Stadt in Bezug auf Menschenrechte besonders eindrücklich. „Ein Ort macht auch was mit Forschung.“ Mit der Straße der Menschenrechte, dem NSU-Denkmal, dem Saal 600 und vielen weiteren geschichtsträchtigen Orten sei Nürnberg genau die richtige Stadt für die Menschenrechtsforschung.

FAU-Präsident Joachim Hornegger ist „unglaublich stolz“ auf die Bewertung als Exzellenzcluster. „Es ist eine große Ehre, dass Bund und Länder in der herausragenden Arbeit unserer Forschenden die Spitzenforschung sehen, die in diesem wichtigen Feld seit Jahren geleistet wird“, wird er in einer Pressemitteilung der FAU zitiert.

Auch Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume gratuliert zum „Exzellenz-Erfolg“. „Das ist ein Ritterschlag für die gesamte Universität. Die FAU strahlt heute besonders – und ganz Bayern ist ein großer Gewinner: Alle bayerischen Cluster-Anträge waren erfolgreich“, sagt er.

In den nächsten sieben Jahren, für die das Cluster läuft, kommt nun einiges auf die Forschenden zu. „Wir haben immer viel gearbeitet und werden weiter viel arbeiten“, sagt Kinzelbach. Für sie und Krajewski steht viel Organisation und Management im Projekt an. „Wir verstehen uns auch als Ermöglicher“, sagt Krajewski. Sie wollen einen Raum schaffen, in dem unterschiedliche Leute gemeinsam forschen können. In den Büros an der Insel Schütt in Nürnberg sollen Teile dieser Arbeit stattfinden und auch internationale Gäste empfangen werden. Dort wird sich in der Cluster-Periode alles um den Themenkomplex Menschenrechte drehen.

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