Frauenpower in Goho
Neues Café will Viertel beleben: Die Schwestern III bieten Dips und Co. in Gostenhof an
10.06.2025, 11:09 Uhr
Nur wenige Tage vor Beginn des beliebten Kneipenfestivals Bierchen und Bühnchen in Gostenhof eröffneten drei Schwestern eine neue Location in der Kernstraße 36. Am Abend des Festivals, dem 12. April, waren sie dann direkt mit von der Partie. „Es war unfassbar voll“, resümieren die drei Neu-Gastronominnen ihre Feuertaufe, „zum Glück hat Mama geholfen, Gläser zu spülen“, sagen sie lachend.
Durch Zufall habe Janina Huth mitbekommen, dass der Bioladen in der Kernstraße geschlossen hatte. Sie wollte dort ein Café eröffnen. Ihre ältere Schwester Fabienne hatte zuvor schon Erfahrungen mit der Selbstständigkeit gemacht – sie betrieb einen Steine-Onlinehandel – und war direkt dabei. Und auch die jüngste Schwester, Ida, die nebenbei weiterhin Wirtschaftswissenschaften studiert, sagte nach einer Woche Bedenkzeit zu.
Rund ein Jahr dauerten anschließend die Formalitäten wie Umwidmung der Immobilie und die Renovierung. Bevor die Kernstraße 36 einen kleinen Bioladen beheimatete, war in ihr wohl ein Internetcafé zu Hause gewesen. Nun eine Tagesbar beziehungsweise ein Café, selbst renoviert und mit aufwändig restauriertem Boden, denn, so die drei Inhaberinnen, „wir hatten ja Zeit“.
Der große Hauptraum beheimatet die Theke, Tische und Stühle, in einem kleinen Nebenraum finden sich allerdings auch die Steine wider, die Fabienne Huth auch früher schon verkauft hat.
Schmuckanhänger, Weihrauch, Räucherstäbchen und Steine aller Art, zählt die 38-Jährige das Inventar des Steinraums auf. Besonders präsent oder gar aufdringlich sind weder die Steine, noch die drei Schwestern mit dem Thema. Ob Heilstein oder rein dekorativ, „jede Person kann für sich selbst entscheiden, was ihnen die Steine bedeuten“, sind sich die drei einig. Sie stünden für eine „entspannte Spiritualität“.
„Etwa 90 Prozent unserer Kund:innen sind weiblich gelesene Menschen“, erzählen die Geschwister weiter, „wir wollen ein safer space sein – und das wird auch durchaus so verstanden“. Wichtig ist ihnen allerdings auch, dass dies natürlich gewachsen ist. Insgesamt seien sie „sehr happy“ mit ihrer Nachbarschaft. Egal ob jüngere und ältere Menschen, alle seien „sehr lieb“.
In Zukunft wollen sie ihre Möglichkeiten noch mehr nutzen. Beispielsweise durch FLINTA* (Frauen, Lesben, Intergeschlechtliche, Non-binäre, Transmenschen und Asexuelle)-Abende. Dafür würden sie grundsätzlich gerne mit Gruppen oder Vereinen kooperieren – besonders, wenn es denen an Räumlichkeiten fehlt. Abgesehen davon können sie sich allgemein gut vorstellen, noch mehr Programm vor Ort zu bieten. Auf die Schnelle fallen ihnen zum Beispiel Tattoo-Walk-ins ein.
Hummus im Eiskugel-Format
Alle Speisen, die bei Die Schwestern III angeboten werden, sind vegetarisch oder vegan. Neben täglich wechselnden Kuchen und Bulgursalat gibt es vor allem Pasten und Dips „wie Eiskugeln“ zum an der Theke selbst auswählen. Dazu wird Brot gereicht.
Geplant ist, künftig auch ein warmes Tagesgericht anzubieten. Suppe, Eintopf oder Curry – für den Anfang sei das noch zu viel gewesen, denn „wir bringen uns gerade alles erst einmal gegenseitig bei“, betont Ida Huth.
Momentan seien sie „komplett alleine, zu dritt“, so Janina Huth, „für den Anfang kann man sich aber echt nicht beschweren“.
Sie würden jeden Tag dazulernen. Wann zum Beispiel die meisten Menschen kämen, „da können wir nach jeder Woche die Statistik wieder umwerfen“, erklärt die 32-Jährige lachend weiter. Mal ist der eine Wochentag sehr ruhig, in der nächsten Woche wieder viel voller.
Auch die momentanen Öffnungszeiten sind dementsprechend noch im Wandel. Ihr Ziel sei es, abends am Wochenende länger zu öffnen (momentan bis 19 Uhr), um mehr zur Bar zu werden, während tagsüber und unter der Woche mehr Fokus auf dem Café liegen soll.
Die Lage sei aber nicht nur der tollen Nachbarn wegen „voll gut“. Durch den Superblock, zu dem Gostenhof wird, werden einige der Parkplätze als Schanigarten genutzt werden können – und das kommt auch ihnen zugute.
Ihr Ziel auch hier: Noch mehr Leben ins Viertel zwischen Veit Stoß Platz, Rothenburger und Fürther Straße zu bringen. Mit den großen einladenden Fenstern und den Bänken außen, die für den Berliner Späti-Vibe sorgen, scheinen sie diesem Ziel schon recht nahezukommen.
Und um mit den Gerüchten aufzuräumen: Ja, bei ihrem Namen „Die Schwestern III“ habe es natürlich auch Einfluss aus feministischer Sprache gegeben, aber „wir sind auch wirklich Schwestern“, betonen die drei Gastronominnen.
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