Zungenschlag: Wann heißt es des, wann heißt es dem?

23.02.2010, 00:00 Uhr

Wer sich eingebildet vornehm ausdrücken will, verfällt oft in die Formulierung «nahe des Flusses». Das aber ist Unsinn, denn «nahe» zieht den Dativ nach sich, also: «Das Haus liegt nahe dem Fluss.» Mit abgespreiztem kleinem Finger kommt auch «entlang des Flusses» daher; richtig ist hier «entlang dem Fluss». Die kleine Gemeinheit von «entlang» ist allerdings, dass der Akkusativ gilt, wenn das Wörtchen nicht vor, sondern nach dem Hauptwort steht, also keine Prä-, sondern eine Postposition ist: «den Fluss entlang». Jedoch – wir schweifen ab.

Äußerst affektiert klingt die Verwendung des Genitivs bei «gegenüber»: «Ich wohne gegenüber des Hauses am Fluss.» Mag es einem hochdeutsch sprechen wollenden Franken auch gegen den Strich gehen, es muss heißen: «Ich wohne gegenüber dem Haus am Fluss.»

Ganz kompliziert wird es bei «wegen»: Da sagt der einstige Bundeskanzler Helmut Schmidt gerne «wegen meiner». Und zwar nicht im Sinn von «wegen meiner Schwiegermutter», sondern wegen ihm selbst. Selbst der Duden ist sich da nicht ganz schlüssig und lässt sowohl Genitiv als auch Dativ gelten. Dem Franken jedoch sträuben sich bei «wegen meiner» die Haare; er sagt «wegen mir» und hat dabei nicht unrecht. Selbst wenn man vornehm «weswegen?» fragt.

«Trotz» ist das letzte Verhältniswort, auf das wir hier und heute eingehen wollen. Zwar heißt es «trotzdem», doch ist die Wendung «trotz dem Regen» eindeutig süd- und nicht hochdeutsch. Hannoveraner und andere Deutsch-Puristen sagen selbstbewusst «trotz des Regens», auch wenn sie dem Regen ohne Schirm und nur mit Friesennerz trotzen.

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