Zünsler ist in Nürnberg ein echter Buchsbaum-Killer
23.09.2016, 09:07 UhrDie Blätter sind fast weg, spinnweben-ähnliche, aber festere Fäden umgeben das Geäst. Der Feind, der hier dem Buchsbaum den Garaus gemacht hat, ist gerade nicht zu sehen. Wenn man ihn zu Gesicht bekommt, dann sieht man eine eigentlich ganz hübsche, grüne Raupe mit schwarzen Punkten, etwa so lang wie ein Haustürschlüssel.
Der aus China stammende Kahlfresser, der unter dem Namen Zünsler bekannt ist, macht sich im gesamten Stadtgebiet bei (Hobby-)Gärtnern unbeliebt. Vor kurzem berichtete der Stadtanzeiger, wie der Schädling in Eibach einen Buchsbaum nach dem anderen plattgemacht hat. Längst ist nicht nur ein Stadtteil betroffen. Der Zünsler hat sich breitgemacht.
Auf den Friedhöfen fällt sein unstillbarer Hunger besonders auf. Elisabeth König war nicht vorbereitet. Sie hätte sich gewünscht, dass die Friedhofsverwaltung sie anschreibt und auf die Raupe hinweist. "Vielleicht hätte man dann noch reagieren können", sagt sie.
Gerhard Kratzer, Chef der Friedhofsverwaltung, glaubt nicht, dass eine Information etwas an der Lage geändert hätte: "Was anderes wäre es gewesen, wenn wir den Leuten eine Handlungsanweisung mitgeben hätten können. Aber einfach zu sagen: Der Zünsler ist da und jetzt können Sie zuschauen, wie er alles zerstört — davon halten wir nicht viel."
Ihm selbst und den Gärtnern seien die Hände gebunden. "Es gibt kein Rezept gegen den Zünsler, natürliche Feinde hat er nicht und mit Giften dürfen wir schon rein gesetzlich an Friedhöfen nicht arbeiten." So ärgerlich die Sache auch für den Einzelnen sei, der nun neu pflanzen muss, wenigstens bestehe keine Gefahr für die Menschen, so wie dies beim Eichenprozessionsspinner der Fall ist, sagt Kratzer.
Meistens ist es zu spät
Zu einem biologischen Präparat rät André Winkel vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör). "Bacillus thuringiensis" sei ein Insektizid, das für die Bekämpfung des Zünslers geeignet sei. Allerdings wirke es nur dann, wenn er sehr früh erkannt werde. Sind die Schäden erst mal offensichtlich, sei es meist schon zu spät. Seiner Einschätzung nach ist aber jetzt die schlimmste Zünsler-Zeit vorbei. In den von Sör betreuten Grünflächen spiele der Buchs indes keine große Rolle.
Ob der im Friedhof bislang sehr verbreitete Buchsbaum weiterhin so gefragt sein wird - Kratzer hat Zweifel. "Wenn das mit dem Zünsler Jahr für Jahr so weitergeht, muss man vielleicht umdenken."
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