Bundestagswahl in Neumarkt

Johannes Foitzik will die Gesellschaft zusammenhalten

Hauke Höpcke

Neumarkter Nachrichten

E-Mail zur Autorenseite

20.9.2021, 13:37 Uhr
Johannes Foitzik (SPD) kandidiert für den Bundestag.

© Fritz-Wolfgang Etzold, NNZ Johannes Foitzik (SPD) kandidiert für den Bundestag.

Direktkandidat der SPD im tiefschwarzen Wahlkreis 232 ist eine undankbare Aufgabe. Die Chancen sind gering, daran ändert auch das Umfrage-Hoch der SPD nur wenig. Weshalb also tritt Johannes Foitzik zum zweiten Mal an, nach 2017, als er respektable 15,2 Prozent erreichte? "Es ist eine gute Möglichkeit, meine politischen Vorstellungen in die Öffentlichkeit zu transportieren", sagt der 61-Jährige.

Zwei Dinge bewegen ihn: Der bröckelnde soziale Zusammenhalt in der Gesellschaft, "Solidarität" auf gut sozialdemokratisch, und die Frage, wie Deutschland den technologischen Wandel bewältigt von der alten Auto- und Kohlenstoff-Industrie hin zur neuen ökologischen Wirtschaft , die der Klimawandel erfordert.

Geldspritzen an die großen Automobilkonzerne hält er für den falschen Weg, sagt Foitzik, Entwicklungsleiter für elektrische Bordnetzsystemen für Nutzfahrzeuge / Medizintechnik beim Automobilzulieferer Aptiv.. "So werden wir keine Arbeitsplätze retten können." Notwendig seien Förderprogramme für neue Technologien, damit dort neue Arbeitsplätze entstehen. Nahverkehr und Transportwesen etwa seien Riesenbereiche, die sich gerade massiv verändern. "Die landwirtschaftlichen Fahrzeuge ohne Fahrerkabine gibt es schon."

Als Kind des Ruhrgebiets hat Fotzik die Bergbau-Krise und die Stahl-Krise miterlebt, die Verwerfungen, die das Verschwinden einer Industrie für eine Region und die Menschen dort bedeutet. "Das prägt", sagt er.

1961 in Mettingen im Tecklenburger Land geboren, wächst Foitzik in Bochum auf. Bei Krupp lernt er den Beruf des Maschinenschlossers, wird Mitglied der Gewerkschaftsjugend -"da gab es keine Fragen". Seine Eltern waren überhaupt nicht begeistert. Foitzik komme aus einer tiefkatholischen Familie, der Vater war Küster und Organist, ein Großonkel Prälat, ein Onkel im Missionsdienst. "Das prägt", sagt er, "und erklärt sicher meine moralischen Anforderungen an Politik und Politiker."

Der junge Gewerkschafter streikt und demonstriert, als in den 80er Jahren ein Stahlwerk nach dem anderen geschlossen wird. "Diese Erlebnisse haben mich politisiert", sagt Foitzik. Sein menschliches und politisches Vorbild seitdem ist Johannes Rau, damals Ministerpräsident von NRW, von 199 bis 2004 Bundespräsident. "Johannes Rau hat in seiner Politik die menschlichen Schicksale nach vorne gestellt."

Trotzdem: Einen Grund in die SPD einzutreten sah der junge Gewerkschafter nicht. Im damals sozialdemokratisch dominierten Ruhrgebiet wurden seine Anliegen ja gut vertreten, ohne dass er sich parteipolitisch engagieren musste. .

Das ändert sich 1991, als Fotzik, mittlerweile zum Techniker fortgebildet, von den Kabelwerken Rheinshagen nach Neumarkt beordert wird. "Die absolute CSU-Mehrheit war schon ein gewisser Schock." Schnell kam er zur Überzeugung, er müsse sich politisch einbringen und tritt in die SPD ein. Ein Mandat hat er dabei nie angestrebt, das ließ der Beruf gar nicht zu. Bis 2017.

Die Kandidatur zum Bundestag brachte ganz neue Erfahrungen mit sich. "Man spricht mit so vielen Menschen, hat so viele Kontakte und lernt so viele verschiedene Lebensweisen kennen." Nicht alle Begegnungen sind angenehm. "Manche wollen sich einfach nur Auskotzen, auf gut deutsch gesagt." Das prägt.

Foitzik lernte dabei, "sich in die Schuhe der anderen stellen und fragen warum, sind die so sauer auf die Politik?" Seine Antwort: "Wir brauchen mehr Solidarität. Eine Gesellschaft von Egozentrikern kann die Herausforderungen von Klimawandel, Renten - und Sozialreform nicht schaffen."

Verwandte Themen


Keine Kommentare