Opernhaus: Das sind die drei Vorschläge für eine vorübergehende Spielstätte

3.8.2021, 18:10 Uhr
Opernhaus: Das sind die drei Vorschläge für eine vorübergehende Spielstätte

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. Es sind das die Messe, eine Halle auf dem ehemaligen Schöller-Gelände am Nordring und die Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände.

Alle drei Standorte sind gut an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden. Die Messe-Geschäftsführer sollen dem Vernehmen nach aber wenig begeistert sein, wenn die Oper auf das Messegelände zieht, denn derzeit ist nicht absehbar, wie lange diese Zwischennutzung dauert. Sie könnte auch zehn Jahre dauern. Das würde das Messegeschäft erheblich behindern. Die Messe-Spitze will für die Interimsspielstätte weder eine Halle dafür abstellen noch den Platz anbieten, der für eine neue Messe-Halle reserviert ist. Die ehemalige Schöllerhalle, das zweite noch im Rennen sich befindende Objekt, hätte den Vorzug, dass es eine Tiefgarage für Besucher gibt, die mit dem Pkw kommen.

Teure Einbauten

Die Halle hat aber drei Nachteile. Sie ist vermietet und es wird sehr viel Geld benötigt. um sie als Interimsspielstätte aufzurüsten. Es müssten rund 1000 Zuschauerplätze auf einer nach oben ansteigenden Fläche eingebaut werden. Außerdem müssten eine Bühne und ein Orchestergraben geschaffen werden. Da es dafür dann keine Nachfolgenutzung gibt, wäre das Geld für die Investitionen verloren. Das dritte Hindernis ist, dass die Schöller-Halle der Familie von Gerd Schmelzer gehört, dem Mann von Kulturbürgermeisterin Julia Lehner. Dem Vernehmen nach, verließen Kulturreferentin Lehner und CSU-Stadtrat Max Müller, der bei Schmelzer arbeitet, den Raum als die Schöller-Alternative in der Opernhauskommission diskutiert wurde.

Kongresshalle bietet Platz

Bleibt noch die Kongresshalle. In der Kongresshalle könnten alle funktional wichtigen Räume des Opernhauses für die Zwischennutzung untergebracht werden. Nur der Orchestergraben und die eigentliche Spielstätte müssten im Innenhof der Kongresshalle errichtet werden. Sie könnten dann aber nach der Sanierung des Opernhauses weiter genutzt werden. Immerhin entsteht nicht weit davon entfernt die Technische Universität Nürnberg und der neue Stadtteil Lichtenreuth.

Millionen für Kunst und Freizeit

Hier ist alles aufeinander eingespielt. Was muss eine vorläufige Spielstätte alles können?

Hier ist alles aufeinander eingespielt. Was muss eine vorläufige Spielstätte alles können? © Foto: Günter Distler/Bearbeitung: NN

Für die Kongresshalle sprechen noch zwei weitere Gründe. Das Dach ist baufällig und muss saniert werden. Nachdem schon die Trittfestmachung der Tribüne auf erheblichen Unmut in der Bevölkerung gestoßen ist, würde ein Dachsanierung auf völliges Unverständnis stoßen, wenn die Kongresshalle nur als Lagerhalle weiter genutzt wird. Die Kongresshalle hätte den Vorzug, dass auch noch Ateliers für die freie Künstlerszene untergebracht werden können. Die Kongressehalle gehört der Stadt: Es müsste also kein Grundstück gekauft werden. Mietkosten würden auch nicht anfallen.

SPD nicht grundsätzlich dagegen

In einem internen Papier hat sich die SPD-Stadtratsfraktion nicht grundsätzlich gegen die kulturelle Nutzung der Kongresshalle ausgesprochen. Allerdings fordert sie einen transparenten Entscheidungsprozess und eine Diskussion, wie die Interimsspielstätte nach Abschluss der Sanierungsarbeiten weiter genutzt wird. Die SPD schlägt auch noch vor, bei den städtischen Töchtern nachzuschauen, ob diese Platz für eine Interimsspielstätte hätten. Im Rahmen eines Ideenwettbewerbs soll geprüft werden, ob die kulturelle Nutzung mit Ateliers und durch die Oper die historische Vermittlungsarbeit, den "Lernort", stört. Die Stadt hatte sich 2004 und 2015 Leitlinien zum künftigen Umgang mit ehemaligen Reichsparteitagsgelände gegeben.

Architektur der Macht

Dort heißt es ausdrücklich: "Grundsätzlich dürfen keine Festlegungen getroffen werden, die nachfolgenden Generationen die Möglichkeit verschließen würden, eine eigene Form des Umgangs zu finden und mit eigenen Antworten auf die Hinterlassenschaft zu reagieren." Eine kulturelle Inbesitznahme eine Orts der Unkultur durch Kultur würde dem nicht widersprechen.

Noch dazu verweist der damalige Oberbürgermeister Ulrich Maly 2011 in einem Brief an dem ehemaligen Kulturreferenten Hermann Glaser darauf, dass die Kongresshalle zwar eine Architektur der Macht sei, aber sie sei nie "im Dienst des Regimes und seiner Propaganda gestanden". Sie sei deshalb viel weniger ein geschichtlicher Ort als das Aufmarschgelände. Trotzdem versucht Maly derzeit im Hintergrund die Entscheidung zugunsten der kulturellen Nutzung der Kongresshalle zu verhindern.

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