Verhütung
Anti-Babypille: Auch mit weniger Hormonen befriedigende Wirkung?
19.04.2023, 21:04 Uhr
War sie für die sexuelle Revolution noch eine große Errungenschaft, so leidet die Anti-Babypille seit einiger Zeit an einem Image-Einbruch. Der Grund: die starken Nebenwirkungen, die der Hormoncocktail im weiblichen Körper verursacht. Ein internationales Forschungsteam will nun aber herausgefunden haben, dass die Pille möglicherweise auch mit einer geringeren Hormondosis auskommen könnte.
Die meisten Pillen bestehen aus den zwei Hormonen Östrogen und Gestagen (ähnlich dem körpereigenen Progesteron). Die konstant regelmäßige Einnahme dieser Hormone bewirkt dann kurz gesagt, dass der Eisprung unterdrückt wird und somit keine Eizelle befruchtet wird und sich in der Gebärmutter einnisten kann.
Neben einer separaten Einnahme bestimmter Medikamente können aber auch Erbrechen oder Durchfall die Wirkung der Pille beeinträchtigen. Ansonsten zählt die Pille - richtig und regelmäßig eingenommen - zu einer der zuverlässigsten Verhütungsmethoden.
Gefährliches Vergnügen?
Was für sich für viele Menschen ohne Kinderwunsch zu schön anhört, um wahr zu sein, ist es auch. Denn die Einnahme der Pille birgt für den Körper gewisse Risiken. Neben den an sich ungefährlichen, jedoch unangenehmen Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und einem Spannungsgefühl im Brustbereich, kann die Pille auch Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Verstimmungen verursachen. Weitaus schlimmer ist jedoch das ansteigende Thromboserisiko - vor allem Venen-Blutgerinnsel.
Es scheint daher weniger verwunderlich, dass die Pille an Attraktivität verliert. Eine Studie der "Techniker Krankenkasse" zeigt, dass immer weniger Mädchen und junge Frauen zwischen 14 und 19 Jahren die Pille nehmen. Während 2015 noch gut 44 Prozent der entsprechenden Altersgruppe die Pille verschrieben bekam, lag der Wert 2020 bei nur noch 33 Prozent. Besonders stark sei dabei der Rückgang bei den 18- und 19-Jährigen, jenen Altersklassen, in denen die Pille eigentlich am häufigsten eingenommen wird.
Über die genauen Hintergründe des Rückgangs gibt es mehrere Spekulationen. Der Rückgang könne unter anderem mit der Berichterstattung über Pillen der neueren Generation zusammenhängen, denen ein höheres Thromboserisiko bescheinigt wird, heißt es in einem Bericht des "Ärzteblatt".
Weniger Hormone, gleiche Wirkung
Wie der "MDR" berichtet, habe nun ein internationales Forschungsteam in einer kleinen Studie untersucht, wie viel Hormongehalt in der Pille überhaupt nötig sei, um die gewünschte Verhütungswirkung zu erreichen. Demnach könnte die Dosierung von Hormonen in reinen Östrogen-Mitteln um bis zu 92 Prozent reduziert werden, ohne dass ein Eisprung erfolgt. In reinen Progesteron-Präparaten wäre eine Reduzierung um 42 Prozent ausreichend. Durch die Kombination beider Hormone könnten die Dosen der einzelnen Hormone gar weiter reduziert werden, heißt es in dem Bericht.
Die Studie wurde allerdings in einem sehr kleinen Rahmen durchgeführt. Die entsprechenden Rechenmodelle entstanden aus den gemessenen Hormonspiegeln und der Auswirkungen darauf durch die mit Pillen zugeführter Hormone von lediglich 23 Frauen im Alter von 20 bis 34 Jahren, fasst der "MDR" zusammen.
Dennoch könnte die Studie richtungsweisend sein und neben einer geringeren Hormondosis in entsprechenden Verhütungsmitteln somit auch für weniger Nebenwirkungen sorgen.