Arzt lässt keine Impfgegner mehr in Praxis: "Alles Schmarotzer!"

4.3.2019, 20:41 Uhr

Nicht schlecht dürfte die Mutter gestaunt haben, als ihr Hausarzt ihr buchstäblich die Tür vor der Nase zugehauen hat. Begleitet von der Aufforderung: "Kommen Sie nie wieder in meine Praxis." Die Reaktion des Mediziners kommt keineswegs aus dem Affekt, denn er hat eine lange Leidensgeschichte hinter sich.

Die Frau und ihr Kind sind damals noch Patienten von Christoph Seeber, Hausarzt in Ostfriesland. Als sie ihren Nachwuchs schließlich mit Keuchhusten – hoch ansteckend - in die Praxis bringt und den Arzt um Antibiotika bittet, lässt dieser seinem Frust freien Lauf, wie der Weser Kurier berichtet. Nicht nur, dass die Frau und ihr Kind sich zwischen all die anderen Patienten ins Wartezimmer setzt, unter denen sich auch Senioren und Säuglinge mit ihren Eltern befinden.

Nein, die Frau ist überzeugte Impfgegnerin. Seeber hat davon nun genug. Impfgegner sind ab sofort in seiner Praxis nicht mehr gestattet, müssen draußen bleiben. Ungeimpfte Patienten dürften weiterhin zu ihm kommen, versichert er zwar. Aber eben nicht mehr solche, die sich jeder Impfung verweigern, wie die Mutter im Keuchhusten-Fall. "Zu denen kann ich das Patientenverhältnis nicht mehr aufrechterhalten", sagte Seeber dem Weser Kurier.

Denn laut dem Hausarzt profitieren die Impfgegner vom Schutz der Mehrheit. Wenn 95 Prozent geimpft sind und nur ein kleiner Teil unter ihnen nicht, könnten Krankheiten sich viel schwerer verbreiten. Dennoch setzen die Ungeimpften ihre Mitmenschen dadurch gesundheitlichen Risiken aus.

"Ich komme mit diesem unmöglichen Egoismus nicht zurecht. Das ertrage ich nicht mehr", sagt Seeber. "Die Impfgegner sind Schmarotzer, asoziale Trittbrettfahrer." Auf Nachfrage des Weser Kuriers erklärt er seinen Frust, seine Verbitterung: Irgendwann habe er die Hoffnung verloren. "Es macht keinen Sinn, mit Leuten zu diskutieren, die auch glauben, dass die Erde eine Scheibe ist", sagt er.

Das Robert Koch-Institut und das Paul-Ehrlich-Institut haben sich zu den 20 häufigsten Einwänden gegen das Impfen auf wissenschaftlicher Basis geäußert. So ist ein häufig vorgebrachtes Argument von Impfgegnern zum Beispiel die Behauptung, die Impstoffe würden zu hohe Risiken und Nebenwirkungen bieten. Dazu äußerten sich die Gesundheitsspezialisten: "Immer wieder ist in den vergangenen Jahren darüber gestritten worden, ob Autismus, Diabetes oder selbst Multiple Sklerose durch Impfungen ausgelöst werden könnten. Einen Nachweis dafür gibt es allerdings bis heute nicht, vielmehr sprechen die Ergebnisse zahlreicher Studien gegen einen Zusammenhang zwischen Impfungen und den genannten Krankheiten."

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