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Corona-Variante Omikron: Wie groß ist die Gefahr, sich erneut anzustecken?

6.4.2022, 14:31 Uhr
Corona-Variante Omikron: Wie groß ist die Gefahr, sich erneut anzustecken?

© Martin Schutt/dpa

Wie stark tritt der Subtyp Omikron BA.2 in Deutschland auf?

Die Omikron-Variante ist nach dem wöchentlichen Covid-19-Lagebericht (31. März) des Robert Koch-Instituts in Deutschland die dominierende SARS-CoV-2-Variante. Der Anteil aller anderen Varianten einschließlich Delta liegt demnach unter einem Prozent. Der Anteil der Omikron-Sublinie BA.2 ist in der Kalenderwoche 11 auf fast 81 Prozent gestiegen. Bei Populationen mit hoher Immunität durch Impfungen bzw. bereits durchgemachten Infektionen wurden keine Hinweise auf Unterschiede im Schweregrad der Erkrankungen zwischen den Omikron-Sublinien BA.1 und BA.2 festgestellt.

Kann ich mich nach einer Corona-Infektion erneut anstecken?

Ja, unter bestimmten Voraussetzungen kann man sich kurz nach BA.1 auch mit BA.2 anstecken. Die neue Untervariante gilt als noch ansteckender. Sie dringt noch leichter in die Zellen der oberen Atemwege ein und vermehrt sich dort. Dann können Infizierte leichter andere anstecken, weil sie allein schon beim Ein- und Ausatmen sehr viele Viren ausstoßen. Wie schon BA.1 entgeht BA.2 gern der Immunantwort des Körpers nach der Impfung oder Genesung.

Bei einer Studie in Dänemark stießen Forscher beim Sequenzieren des Virusgenoms auf 64 Fälle, in denen sich dieselbe Person zweimal im Abstand von 20 bis 60 Tagen infiziert hatte und beide Infektionen auf die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 zurückzuführen waren. In 17 Fällen lag wohl eine verschleppte Infektion vor, in 47 aber unterschieden sich die Proben so deutlich, dass es sich nur um eine erneute Infektion handeln konnte. Betroffen waren hauptsächlich jüngere Leute - 42 der 47 waren ungeimpft. Die erste Infektion hatte vermutlich nur eine unzureichende Immunität erzeugt; die Verläufe waren aber durchweg mild.

Laut einem Bericht der britischen Gesundheitsbehörde von Ende März wurden alleine in der Kalenderwoche 12 (21. bis 27. März) knapp 51.000 Fälle von Reinfektion verzeichnet. Die Dunkelziffer schätzt die Behörde noch wesentlich höher ein, da sich nicht alle Infizierten testen würden. Die Daten zeigen auch, dass der sprunghafte Anstieg von erneuten Infektionen gegen Ende 2021 sprunghaft angestiegen ist. Zu einem Zeitpunkt, wo sich die Omikron-Variante auf der Insel ausbreitete und weitreichende Lockerungen in Kraft traten.

Bin ich nach einer Durchbruchinfektion immun gegen Corona?

Leider nein, jedenfalls nicht gegen eine Ansteckung, tendenziell aber gegen schwere Verläufe. Nach bisherigen Erkenntnissen zogen Delta-Durchbruchsinfektionen, aber auch eine Boosterimpfung höhere Antikör­pertiter (Maßzahl für die Menge bestimmter Antikörper im Blut) nach sich als Durchbruchsinfektionen mit Omikron, wie aus einem Bericht des Ärzteblatts hervorgeht. Das bedeutet: Eine Infektion mit der Omikron-Variante bietet offenbar keinen zuverlässigen Schutz vor anderen Varianten. Nach drei Kontakten mit dem Coronavirus, entweder durch Impfung oder durch Infektion, scheint man einen guten Immunschutz aufgebaut zu haben. Der Schutz vor schweren Verläufen ist nach der Booster-Impfung weiter hoch, der Schutz vor Infektion sinkt deutlich schneller wieder.

WissenschaftlerInnen gehen mittlerweile davon aus, dass es einen Zusammenhang zwischen erneuter Ansteckung und Krankheitsverlauf gibt, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland RND. Je milder die Symptome einer Corona-Infektion, desto weniger Antikörper bilden sich. Und desto wahrscheinlicher ist eine erneute Infektion mit dem Virus innerhalb kürzester Zeit.

Wie effektiv ist der derzeitige Impfstoff gegen die aktuelle Omikron-Variante?

Laut des Robert Koch-Instituts (RKI) schützen die Impfstoffe gut bzw. sehr gut vor einer symptomatischen Infektion bzw. schweren Erkrankung mit Delta. "Erste Daten zeigen, dass der Schutz vor Omikron weniger gut ist", erklärt das RKI. Weiter heißt es: "Die bisherigen Studien zeigen, dass die Wirksamkeit der COVID-19-Impfung gegenüber jeglicher Infektion und gegenüber symptomatischer Infektion mit der Omikron-Variante im Vergleich zur Delta-Variante reduziert ist." Bei Menschen, die zwei Impfstoffdosen erhalten hatten, würde die Wirksamkeit nach 2 bis 3 Monaten stark nachlassen.

Insgesamt, so das RKI, reduziert sich nach einer Auffrischimpfung das Risiko, "sich zu infizieren und zu erkranken, das gilt sowohl für die Omikron- als auch für die Delta-Variante".

Wie gut hilft die Booster-Impfung gegen die Omikron-Variante und auch den Omikron Subtyp BA.2?

Erste Hinweise darauf sind in einer neuen Studie aus Katar zu finden. Nach einer Boosterimpfung lag der Schutz vor einer symptomatischen Infektion mit Omikron BA.1 dort bei 59,6 Prozent, der Schutz vor einem schweren Verlauf von Omikron BA.1 bei 97,5 Prozent. Bei dem Subtyp BA.2 lag der Schutz vor einem schweren Verlauf nach einer Booster-Impfung bei rund 98,2 Prozent. Der Schutz vor einer symptomatische Infektion nach drei Dosen lag beim Subtyp BA.2 bei 52,2 Prozent.

Zu berücksichtigen bleibt jedoch, dass Katar eine jüngere, vor allem männliche Bevölkerung hat. Auch vulnerable Gruppen wurden in der Studie nicht extra untersucht. Unklar ist außerdem die Dunkelziffer von Infektionen und Todesfällen.

Wann kommt der angepasste Impfstoff gegen die Omikron-Variante auf den Markt?

Der angepasste Impfstoff wird - nach gegenwärtigem Stand - vor Pfingsten erwartet. Allerdings empfiehlt Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zweifach Geimpften dringend, nicht darauf zu warten, bis diese Impfdosen zur Verfügung stehen, sondern sich umgehend mit einem der vorhandenen Impfstoffe boostern zu lassen. Denn die Dreifach-Impfung erwies sich auch bisher schon als wirksam gegen Omikron.

Wer sollte sich zum vierten Mal impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt derzeit eine zweite Auffrisch-Impfung allen Menschen ab 70 Jahren, Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Betreuten in Einrichtungen der Pflege sowie Personen mit einem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf in Einrichtungen der Eingliederungshilfe, außerdem Menschen mit Immunschwäche bereits ab einem Alter von 5 Jahren sowie Tätigen in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen (insbesondere bei direktem Patienten- und Bewohnerkontakt). Die erneute Auffrischung soll frühestens drei Monate nach der ersten Booster-Impfung erfolgen.

Aktuelle Daten zeigen, dass der Schutz nach der ersten Auffrisch-Impfung gegen symptomatische Infektionen mit der zirkulierenden Omikron-Variante innerhalb weniger Monate abnimmt. Bei Menschen im fortgeschrittenen Alter und mit Immunschwäche kann davon ausgegangen werden, dass ihr Impfschutz generell geringer ausfällt als bei jüngeren und immungesunden Menschen; auch schwere Omikron-Infektionen können in diesen Personengruppen weniger effektiv verhindert werden.

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