Deutschlands erstes Foodsharing-Café eröffnet: Auch eine Idee für Franken?

12.6.2019, 15:44 Uhr
Abgelaufen oder fleckig: Ein Stuttgarter Café bietet aussortierte Lebensmittel an und rettet sie so vor dem Müll.

© Christoph Soeder Abgelaufen oder fleckig: Ein Stuttgarter Café bietet aussortierte Lebensmittel an und rettet sie so vor dem Müll.

Es ist eine Idee, die von einer Studentengruppe stammt: Fünf junge Menschen aus Stuttgart arbeiteten seit 2014 gemeinsam darauf hin, seit Freitag ist das erste "Foodsharing"-Café Deutschlands offiziell eröffnet. Es finanziert sich komplett über Spenden, die die Besucher für die Getränke geben können. Im Café "Raupe Immersatt" werden Lebensmittel in Kühlschränken deponiert und umsonst feilgeboten. Sie wurden zuvor aus circa 40 Betrieben in Stuttgart gerettet, darunter zahlreiche Supermärkte und Bäckereien. Beinahe täglich sammelt einer der Café-Betreiber Lebensmittel in der Stadt ein.

Das Café will auf Lebensmittel-Verschwendung aufmerksam machen - und diese gezielt bekämpfen. Es gibt aber das größere Ziel, sich "irgendwann einmal selbst abzuschaffen", wie Jana Pfeiffer, Mitbegründerin des Cafés, in einem Beitrag des SWR erklärt. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Aktuell produzieren Privathaushalte den Großteil des Lebensmittelmülls, in einem Jahr fallen in einem vierköpfigen Haushalt 368,8 Kilo Lebensmittelmüll an. Eine Studie, die im Jahr 2012 von der Universität Stuttgart durchgeführt wurde, geht davon aus, dass 47 Prozent dieser Abfälle eigentlich vermeidbar sind.

"Foodsharing": Das gibt es in Franken

Und genau diesen Zahlen stellt sich die "Foodsharing"-Bewegung entgegen - auch hier in der Region. Die Mitglieder organisieren sich weitestgehend über regionale Facebook-Seiten und kontaktieren Lebensmittelmärkte im Umkreis, um dort nach Ladenschluss Lebensmittel einzusammeln, deren Haltbarkeitsdatum beispielsweise abgelaufen ist. Auch Brötchen, die beim Bäcker nicht verkauft werden konnten, werden gesammelt.

In Nürnberg gibt es bisher drei "Fairteiler", in denen die gerettteten Lebensmittel gelagert werden: Ein Regal im "Café Martha", eines im Mehrgenerationenhaus in Schweinau und eines im "Projekt 31" an den Rampen. In Erlangen gibt es vier verschiedene Fairteiler, in Dinkelsbühl einen. Außerdem haben viele Städte eigene Facebook-Gruppen, darunter Lauf, Nürnberg, Fürth, Ansbach und Erlangen.


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Viele kleine Gruppierungen, die sich der Rettung von Lebensmitteln verschrieben haben, gibt es also bereits. Was fehlt, sind aber häufig regelmäßige Strukturen: die Fairteiler sind nur manchmal gefüllt und es gibt wenige, die sie befüllen. Zudem fehlt eine feste Location, die sich nur der Lebensmittelrettung verschreibt - so wie das "Café Immersatt". Dadurch erhält das Thema auch weniger Aufmerksamkeit und die Fairteiler sind an die Öffnungszeiten der Einrichtungen, in denen sie sich befinden, gebunden.

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