Geisterhaftes Phänomen

Deutschlandweit Polarlichter: „Schwerer geomagnetischer Sturm der Kategorie G4“ möglich

Stefan Besner

Online-Redakteur

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01.06.2025, 16:24 Uhr
Polarlichter sind am Himmel über Schillig (Kreis Friesland) zu sehen. (Symbolbild)

© Markus Hibbeler/dpa Polarlichter sind am Himmel über Schillig (Kreis Friesland) zu sehen. (Symbolbild)

Wenn Polarlichter den Nachthimmel in geisterhaft wogende Grün-, Rot- oder Blautöne tauchen, haben die Menschen seit jeher spekuliert, geträumt und ihrer Fantasie freien Raum gelassen. Die Wikinger stellten sich unter der Aurora borealis Spiegelungen der Rüstungen von Walküren vor, die ihre gefallene Krieger nach Walhall führten. Andere nordische Völker fürchteten die Erscheinungen am Himmel und verbanden damit drohendes Unheil. Heute wissen wir, dass lediglich die Sonne eine sehr aktive Phase durchmacht. Unheil droht bestenfalls dem, der das eindrucksvolle Spektakel verschläft.

In der Nacht zum Montag besteht in Deutschland eine Chance auf Polarlichter. Die US-Atmosphärenbehörde Noaa hat einen Massenauswurf geladener Teilchen der Sonne in Richtung Erde registriert, der ein solches Schauspiel auslösen könnte.

„Polarlichtwahrscheinlichkeiten für die kommende Nacht sehr hoch“

„Tatsächlich sind die Polarlichtwahrscheinlichkeiten für die kommende Nacht sehr hoch, auch auf mittleren Breiten, also bis in den Alpenraum“, sagte Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg. Genaue Vorhersagen seien aber wie immer schwer zu treffen.

Die besten Aussichten für einen Blick auf das mögliche Himmelsschauspiel gebe es in der Mitte Deutschlands und in der Nordwesthälfte - von Nordrhein-Westfalen Richtung Nordsee und Ostsee, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes. Im Süden und Osten erwartet er überwiegend Wolken, gebietsweise sogar Schauer und Gewitter. Dennoch könne es auch dort größere Auflockerungen geben. Die bunten Himmelslichter können entstehen, wenn Massenauswürfe der Sonne, also riesige Wolken aus geladenen Teilchen, auf das Magnetfeld der Erde treffen.

„Könnte einen schweren geomagnetischen Sturm der Kategorie G4 auslösen“

Der Einschlag des aktuellen Massenauswurfs „könnte einen schweren geomagnetischen Sturm der Kategorie G4 auslösen, mit Polarlichtern, die über Europa und vielen US-Bundesstaaten sichtbar sein könnten“, berichtete der private Weltraumwetterdienst Spaceweather.com. „Dieses Ereignis wird zwar nicht so stark sein wie der berühmte Sturm im Mai 2024, könnte jedoch zu den bedeutenderen Ereignissen des aktuellen Sonnenzyklus 25 gehören, falls sich tatsächlich ein schwerer Sturm entwickelt.“

Die in großen Teilen Deutschlands sichtbaren Polarlichter im Mai 2024 wurden von einem Sturm der Kategorie G5 ausgelöst, der höchsten Kategorie.

Der Wechsel zwischen starker und schwacher Sonnenaktivität verläuft in Zyklen von rund elf Jahren. Der aktuelle Zyklus befindet sich gerade in seiner maximalen Phase, die ein paar Jahre dauern kann und in der es stets relativ viele Sonneneruptionen gibt.

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