Do it yourself in Coronazeiten: Selbst genähter Mundschutz

26.3.2020, 15:00 Uhr
Die effektive Wirksamkeit von selbst gemachten Mundschutzen allerdings wird kritisch gesehen.

© Sven Hoppe, dpa Die effektive Wirksamkeit von selbst gemachten Mundschutzen allerdings wird kritisch gesehen.

Mit niedlichen Pandas, Blumen oder anderen bunten Mustern werden zum Beispiel auf der Webplattform Pinterest, die bei Hobby-Kreativen sehr beliebt ist, aus Stoffresten Schutzvorrichtungen gegen die massive Ansteckungsgefahr des Coronavirus. Definitiv sind sie ansehnlicher als die mintgrüne Version, die wir aus dem OP oder vom Zahnarzt kennen. Ein gutes Beispiel ist das Profil "Nähtalente - Nähen lernen leicht gemacht" mit rund 57.000 Followern.

Die effektive Wirksamkeit dieser Mundschutze allerdings wird kritisch gesehen. Experten - wie das Robert-Koch-Institut oder der bekannte Virologe Christoph Drosten - legen nahe, dass alle selbstgenähten oder die dünnen, simplen Varianten kein FFP-Modell ersetzen, weil sie die Viren beim Einatmen nicht aus der Luft filtern.

Die einfache Variante hilft nur, zu verhindern, dass man sich ungeschützt ins Gesicht fasst - zum Beispiel nach Schieben eines Einkaufswagens. Den Viren soll rein der Zugang zu den Atemwegen erschwert werden. Vor allem, so der Hinweis des RKI, darf ein MNS die Menschen nicht in falscher Sicherheit wiegen, so dass sie beispielsweise die Abstandsregelungen vergessen.

Unterschiede im Einsatzbereich

Doch ein Mund-Nasen-Schutz (MNS) unterscheidet sich in seiner Schutzeffektivität signifikant von einer FFP-Maske (Filtering Face Piece). Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hat am Mittwoch, 25. März, ein Merkblatt zur Differenzierung veröffentlicht, in dem es die Unterschiede zwischen den beiden Varianten verdeutlicht. Zu finden ist es via www.lgl.bayern.de

Darin wird angeführt, dass der größte Unterschied im Einsatzziel besteht. Die gängigen MNS reichen für den Schutz des Patienten, unter anderem im OP oder anderer ärztlicher Behandlung vollkommen aus. Partikelfilternde Halbmasken, also die FFP, müssen getragen werden, wenn der Beschäftigte oder das Gegenüber vor einer sogenannten luftgetragenen Infektion wie Corona geschützt werden soll.

Während der MNS den Patienten oder das Gegenüber vor abgegebenen Speichel- oder Schleimtröpfchen des die Maske Tragenden sowie Mund und Nase des Betroffenen schützt, schützt die FFP ihren Träger vor sogenannten Aerosolen in der Luft, sie gelten als nach EU-Norm geprüfter Atemschutz. Sie wirken durch unterschiedliche Grad des Filterdurchlass und der Gesamtleckage: Je nach Rückhaltevermögen des Partikelfilters unterscheidet die Norm bei den Halbmasken zwischen FFP_1, FFP_2 und FFP_3.
Der Mund-Nasen-Schutz ist kein Atemschutz und kann nicht während des Einatmens vor (viralen) Aerosolen schützen.

Diese Variante ist selbstverständlich der professionelle Schutz. Doch wie kann man sich behelfen, wenn die Profi-Ausrüstung überall vergriffen ist? Findige Hobby-Näherinnen helfen da mit digitalen Anleitungen aus.

Auf Instagram bietet "smaritcularnet" eine Anleitung, die sich auch auf der Webseite www.samrticular.net einsehen lässt. Überhaupt finden sich 18.300 Postings dort unter dem Hashtag "Mundschutz". "Sewsimple" bietet zum Beispiel ein kostenloses Schnittmuster an, das auch über die Webseite sewsimple.de zu finden ist.

Anleitung der Feuerwehr

Auf YouTube ist Annas Nähschule eine gute Ansprechpartnerin, die nach guter Anleitung Mundschutze für große und kleine Gesichter näht.

Selbst wer kein Semi-Profi an der Nadel oder der Nähmaschine ist, kann sich behelfen: mit einfachen, aber nicht allzu ernst gemeinten ready-to-Use-Vorschlägen aus der groben weiten Netzgemeinde. Stringtanga, die Unterhose des Liebsten, T-Shirts oder der gute alte Schal, der einfach vom Hals ins Gesicht gezogen wird. Wichtig ist, dass der Schutz Nase und Mund gut abschirmt, damit möglichst wenige Erreger auf der Haut und damit in die Nähe der Schleimhäute geraten.

Die Stadt bzw. die Feuerwehr Essen hat außerdem eine schrittweise Anleitung online gestellt. Was man braucht, ist kochfeste Baumwolle und ein Draht zum Festmachen. Zur Anfertigung braucht es eine Schere, Nähmaschine und ein Bügeleisen. Und fertig ist der Schutzschild, das zwar nicht vor einer Infektion bewahren, aber zumindest die Wahrscheinlichkeit einer Infektion durch weniger Kontamination der Gesichtshaut etwas senkt.

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