Abschied vom TV

Fernsehsender sagt sein finales "Servus" und verschwindet von der Bildfläche

Michaela Raab

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9.6.2023, 14:09 Uhr
Bald bleibt der Fernsehbildschirm für Deutschland schwarz. (Symbolbild)

© Ron Sumners via www.imago-images.de Bald bleibt der Fernsehbildschirm für Deutschland schwarz. (Symbolbild)

Aus, Ende und vorbei. Der kontroverse Privatsender "Servus TV" mit Sitz in Österreich will Deutschland ab 2024 den Rücken kehren. Zumindest was den linearen Fernsehbetrieb angeht, das geht aus einem Bericht von "DWDL" hervor. Das Nachrichtenmedium hatte vorher bei "Servus TV" nachgehakt. Der Sender aus der Hand des Marktgiganten "Red Bull" möchte seinen deutschen Zuschauerinnen und Zuschauern lieber ein digitales Angebot unterbreiten.

Einstellung des deutschen Sendebetriebs

Mehrere Medien berichten vom endgültigen Aus des österreichischen Senders "Servus TV" in Bezug auf seinen Rückzug aus Deutschland. Hierzulande sei das Programm für den Red-Bull-Konzern allgemein eher unrentabel gewesen, heißt es bei "DWDL". Der aktuelle deutsche Sendebetrieb läuft demnach bis Ende 2023 aus. Nach eigenen Aussagen des Senders soll nunmehr das Heimatland Österreich der zentrale Fokuspunkt für die lineare TV-Produktion darstellen. Ab 2024 will das Unternehmen Deutschland über die digitale Plattform "Servus TV On" erreichen.

Rückschlag für die "Springer"-Gruppe

Besonders für die "Axel Springer SE" könnte das Ende der deutschen Fernsehproduktion bittere Einbußen bedeuten. Denn deren Tochtergesellschaft "WeltN24 GmbH" war nach dem Vertragsende mit der "Seven.One Entertainment Group" seit Januar 2023 als Nachrichten-Zulieferer für "Servus TV" zuständig und nahm seitdem einen festen Platz im Vorabendprogramm des Senders sein.

Nach aktuellen "DWDL.de"-Informationen soll bereits ab Juli 2023 das Nachrichtenangebot bei "Servus TV" zurückgefahren werden. Das bisherige "Welt"-Vorabendprogramm soll dann statt um 18 Uhr erst um 19.20 Uhr starten. Für den "Springer"-Konzern hieße das: weniger Sendezeit und damit weniger Geld.

Servus TV als umstrittener Sender

Seit 2009 tritt der ehemalige Sender "Salzburg TV" unter der Führung des mittlerweile verstorbenen Red-Bull-Chefs Dietrich Mateschitz als "Servus TV" auf. Im ersten Jahrzehnt flimmerten vor allem aufwendigere Naturfilme, Dokumentationen und Sportübertragungen über den Bildschirm. Während der Corona-Pandemie wandelten sich Inhalt und Image des Senders. Vor allem Intendant Ferdinand Wegschneider stand dann immer wieder in der Kritik.

Der "Presseclub Concordia" etwa zweifelte schon in der Vergangenheit an der Einhaltung anerkannter journalistischer Grundsätze bei der Sendung "Der Wegschneider". Die Medienbehörde "KommAustria" ging einen Schritt weiter und führte wegen einiger bedenklicher Folgen ein Verfahren gegen "Servus TV". Im Januar 2023 konnte diese mehrere Verletzungen des Objektivitätsgebots nachweisen.

Finales Aus wirklich endgültig?

Allgemein wird das Red-Bull-Projekt aus Sicht vieler großer deutscher Medienanstalten negativ beäugt und zum Teil als eine Anlaufstelle für Verschwörungstheoretiker eingeordnet. Ob das nun verkündete Ende von "Servus TV" aber auch wirklich so eintritt, wie geplant, ist ungewiss. Schließlich kündigte der ehemalige Red-Bull-Eigentümer Dietrich Mateschitz bereits 2016 einen Sendeschluss und Massenentlassungen an. Damals ruderte man doch zurück.

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