Verkauf ist nicht erlaubt

Feuerwerk an Silvester verboten: Warum Supermärkte trotzdem mit Böllern und Raketen werben

8.12.2021, 15:30 Uhr
Auch im vergangene Jahr warben Discounter und Supermärkte mit Feuerwerks-Artikeln.

© Matthias Oberth Auch im vergangene Jahr warben Discounter und Supermärkte mit Feuerwerks-Artikeln.

Am 2. Dezember beschloss die Bundesregierung zur Eindämmung der hohen Corona-Fallzahlen ein bundesweites Verkaufsverbot für Pyrotechnik an Silvester 2021. Feuerwerk-Fans suchen Raketen, Böller und Fontänen daher vergeblich in den Geschäften.

Trotz des Verbots werden in einigen Werbeblättern Feuerwerkskörper zum Verkauf angeboten - wie bereits im vergangenen Jahr. Leserinnen und Leser waren auch damals erstaunt, unsere Redaktion erhielt zahlreiche Anrufe und Zuschriften, warum in den Beilagen der Nürnberger Nachrichten Werbung für Raketen und Böller abgedruckt war.

Werbung für Silvester-Feuerwerk abgedruckt - Das sind die Gründe

Der Grund war schnell gefunden: Die Werbeabteilungen von Supermärkten und Discountern planen die Anzeigen mit einem größeren zeitlichen Vorlauf. Prospekte werden bereits viele Wochen vor Silvester gedruckt, sodass die Werbung für Böller und Co. so kurzfristig nicht mehr herausgenommen werden kann.

Bereits im vergangenen Jahr äußerte sich ein Sprecher von Real zu der Problematik: "Bedauerlicherweise ist das Verkaufsverbot für Feuerwerksartikel so spät beschlossen worden, dass es zu spät war, noch den Druck unserer Werbeprospekte zu stoppen", sagte er auf Anfrage unserer Zeitung. Eine Sprecherin von Kaufland bestätigte das Dilemma: "Die Kundenprospekte waren bereits gedruckt. Aufgrund der Kurzfristigkeit der Anordnungen und aus Umweltschutzgründen haben wir keine neuen Prospekte erstellt."

Verletzungen durch Feuerwerk - Das sagt die Statistik

Doch macht ein Verkaufsverbot von Feuerwerk überhaupt Sinn? Begründet wird die Entscheidung von der Politik durch die zusätzliche Belastung der Krankenhäuser wegen Verletzungen aufgrund von Böllern und Raketen.

Ein Blick in die Statistik kann diese These aber nicht komplett bestätigen. Durch das Abbrennen von Feuerwerk gab es laut Innenministerium bayernweit "nur" 25 Verletzte. Jedoch wurden hier nicht alle Krankenhauseinlieferungen erfasst. So verzeichnet allein das Klinikum Nürnberg an Silvester üblicherweise rund 20 Verletzte mit Verbrennungen, die stationär oder ambulant behandelt werden müssen. Trotz des Böllerverbots waren es aber auch im vergangenen Jahr noch 15 Patienten.

In einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft, jüngst, dass an Silvester vor allem diejenigen im Krankenhaus landen, die zu viel Alkohol trinken, in Streit geraten oder sich durch die Trunkenheit anderweitig verletzen. Böllerverletzungen machten nicht die hohen Zahlen in den Notaufnahmen aus.

Die Feuerwerks-Ware hat sich seit dem vergangenen Jahr gewaltig aufgestaut. Mittlerweile stehen in Deutschland laut dem Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) rund 200.000 Paletten mit Böllern und Raketen in den Lagern. "Bundesweit bedeutete das Vernichtungskosten von etwa 100 Millionen Euro", sagt VPI-Geschäftsführer Klaus Gotzen.

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