"Jeder möglichen Karriere beraubt"

Für Hausarbeit und Kindererziehung: Mann muss seiner Ex-Frau über 200.000 Euro "Lohn" bezahlen

Erika Balzer

Volontärin

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10.3.2023, 10:47 Uhr
Der Mann von Ivana Moral wird zur Kasse gebeten.

© Christin Klose/dpa-tmn/Illustration Der Mann von Ivana Moral wird zur Kasse gebeten.

Das Gericht in Vélez-Málaga an der Südküste Spaniens hat einen Unternehmer zu 204.624,86 Euro Entschädigung verurteilt. Das haben am Donnerstag verschiedene spanische Medien unter Bezugnahme auf einen Artikel von La Vaguardia berichtet.

Ivana Moral hat sich 25 Jahre lang um die Erziehung der gemeinsamen Töchter und den Haushalt gekümmert. Zudem hat sie in dem Fitnessstudio ihres damaligen Ehemannes ausgeholfen - alles ohne finanziellen Ausgleich. Die 48 Jahre alte Frau hat deswegen auf Entschädigung geklagt - und Recht bekommen. Sie wurde aufgrund "ihrer ausschließlichen Hingabe an Haus und Familie jeder möglichen Karriere beraubt", heißt es in der Klageschrift. Ex-Mann Moral hingegen konnte ein Vermögen anhäufen, das sich "exponentiell vermehrt" hatte, zitiert Euronews.

Die Entschädigungssumme ergibt sich aus dem Mindestlohn, einer Rente, die der Ex-Mann Moral zahlen muss und 400 beziehungsweise 600 Euro für die Töchter, berichtet der Spiegel. Nach Angaben von Experten ist es wohl das erste Urteil dieser Art in Spanien - obwohl Artikel 1438 des Bürgerlichen Gesetzbuchs des Landes unter bestimmten Bedingungen, etwa der Unterzeichnung einer Gütertrennungsvereinbarung, eine finanzielle Entschädigung für Hausarbeit nach einer Trennung vorsieht.

Eine neue Studie von Mastercard zeigt: 88 Prozent der Frauen wollen sich gern die Haushaltsausgaben mit ihrem Partner teilen, gerade mal 42 Prozent tun dies aber wirklich in der Beziehung. Viele Frauen sind von (Alters-)Armut betroffen, wenn sie die jahrelange Erziehung der Kinder und den Haushalt übernehmen. "Diese Schere geht so richtig mit Mitte 30 auf, wenn die meisten eine Familie gründen und die Frauen ihre Berufstätigkeit an die Care-Arbeit anpassen", sagt die Ökonomin Alexandra Niessen-Ruenzi von der Universität Mannheim gegenüber dem ZDF.

Der Gender Pay Gap verstärkt die "Pension Pay Gap" zudem. Das Gespräch über Finanzen mag wenig romantisch erscheinen, in weiser Voraussicht aber wäre dadurch den Elternteilen geholfen, die für die Familie auf die Erwerbstätigkeit verzichten.