Fiese Bisse

Gefährlicher Blutsauger breitet sich in Deutschland aus - Forscher veröffentlichen neue Ergebnisse

Johanna Michel

Online-Redaktion

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28.2.2024, 17:52 Uhr
In Deutschland wurden bisher 57 Kriebelmücken-Arten entdeckt.

© Dorian D. Doerge/Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum/dpa In Deutschland wurden bisher 57 Kriebelmücken-Arten entdeckt.

Ob Obst-, Stuben oder Eintagsfliegen - die kleinen Insekten schaffen es fast das ganze Jahr über sich Zugang zu Wohnungen und Häusern zu erschleichen. Sie fügen Menschen aber keine juckenden und schmerzenden Stiche oder Bisse zu, anders als die Kriebelmücken, die kleinen schwarzen Stubenfliegen so ähnlich sehen und zwei bis sechs Millimeter groß sind.

Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums in Frankfurt veröffentlichten in einem Fachjournal jetzt, dass die Insekten in Deutschland bald deutlich häufiger vorkommen könnten. Dies liege auch an den zukünftig höheren Temperaturen. Dem Team zufolge führen diese "zu verkürzten Entwicklungszeiten, zu mehr Generationen pro Jahr und damit insgesamt zu einem häufigeren Auftreten von Kriebelmücken".

Ernähren sich von Blut

Anders als Stechmücken gehören Kriebelmücken zu den "Poolsaugern", bei denen weibliche Tiere die Haut mit ihren scharfen Zähnchen auf raspeln und den dort entstehenden Blutstropfen zu sich nehmen. Fast 98 Prozent der Kriebelmücken-Arten ernähren sich den Forschenden zufolge von Blut. Durch den Biss werden außerdem betäubende und gerinnungshemmende Substanzen in die Wunde abgegeben, die beim Menschen zu schweren allergischen Reaktionen führen können, erklären die Forschenden weiter.

Außerdem können Kriebelmücken Erreger übertragen, die Infektionskrankheiten auslösen. Der bekannteste Erreger ist dem Journal zufolge der in Afrika heimische Fadenwurm, wissenschaftlich Onchocerca volvulus, der zur Onchozerkose (Flussblindheit) führen kann. Dem "MSD Manual" zufolge sind "schätzungsweise 21 Millionen Menschen mit Onchozerkose infiziert; etwa 14,6 Millionen haben eine Hauterkrankung und 1,15 Millionen eine Sehbehinderung oder einen Sehverlust." Weltweit ist Onchozerkose der zweithäufigste Grund für Blindheit (nach Trachom).

In Deutschland gibt es den Forschenden zufolge 57 verschiedene Kriebelmücken-Arten. Durch Tausende Datensätze aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen wurden die zwölf häufigsten heimischen Arten in drei biogeografische Gruppen unterteilt: In "Arten, die an Gewässeroberläufen leben, über verschiedene Landschaften weitverbreitete Arten und Tieflandarten", fasst "ntv" zusammen.

Bestimmte Arten könnten gefährdet sein, andere häufiger auftreten

Aufgrund der zunehmenden Lebensraumzerstörung und des Klimawandels "können insbesondere empfindliche flussaufwärts gelegene Kriebelmücken gefährdet sein", schreiben die Forschenden weiter. Dabei spielen die chemische Belastung der Gewässer und die steigenden Temperaturen eine Rolle. Anders sieht es bei den Tieflandarten aus, die deutlich toleranter auf menschengemachte Veränderungen reagieren. Sie können in Zukunft häufiger auftreten und gelten als besonders aggressiv gegenüber Säugetieren und Menschen.

In weiteren Forschungsarbeiten soll nun herausgefunden werden, inwieweit die Kriebelmücken Erreger von Infektionskrankheiten unter europäischen Bedingungen übertragen können.

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